Alleingelassen – Trauer-Bewältigung bei Verlust oder Trennung
Wir wissen Alle: Abschiede gehören zum Leben! Doch wenn es soweit ist, trifft uns das Ereignis mit eiserner Wucht. Es nimmt uns den Boden unter den Füßen und tut so weh. Unsere Trauer ist kaum auszuhalten.
Als Verlassene befürchten wir nie wieder glücklich sein zu können und fühlen uns hilflos unseren Gefühlen ausgeliefert. Dabei durchleben wir zur Überwindung des Schmerzes unterschiedliche Phasen. Diese, meist vier Phasen der Trauer, sind bei Jedem unterschiedlich ausgeprägt und von individueller Dauer.
Beim Eintreffen der Nachricht fallen wir meist in eine Art Schockstarre. Manchmal wollen oder können wir solch Schicksalsschläge erst auch gar nicht wahrhaben. Wir fühlen uns wie gelähmt oder stürzen uns in die vielen organisatorischen Dinge, die der Tod oder die Trennung von einem geliebten Menschen nach sich ziehen, ohne den aufsteigenden Gefühlen Raum zu lassen.
- Familie und Freunde können in dieser Phase bei der Bewältigung des Alltags und der resultierenden Anforderungen wertvolle Hilfe leisten, oder einfach nur da sein.
Irgendwann melden sich dann doch die unterdrückten Gefühle und dann oft in zwiespältiger Form. Es ist nun ganz wichtig, dass wir diese Emotionen akzeptieren und zulassen. Mag es sein, dass wir in Tränen zerfließen oder vor innerer Wut toben, und dabei auch ungerecht zu Anderen sein mögen, oder mit Schuldzuweisungen um uns werfen. Es ist wichtig sich von diesen Emotionen zu befreien, damit sie sich nicht in unserem Inneren einnisten.
- Selbsthilfe-Ritual: Es hilft zum Beispiel diese Gefühle und Gedanken unzensiert in einem Trauer-Tagebuch aufzuschreiben und wenn man soweit ist, in einem kleinen Ritual zu verbrennen oder zu begraben.
Die Bewältigung unserer Trauer ist auch anstrengend. Es wird sogar von Trauer-Arbeit gesprochen. Wir sind müde und finden trotzdem keinen Schlaf. Wir haben keinen Appetit, oder können uns nicht aufraffen die Dinge des Alltags zu erledigen. Wir können uns schwer konzentrieren oder finden für nichts mehr Interesse. Nachts plagen uns intensive Träume und tagsüber Beklemmungsgefühle.
- Selbsthilfe-Ritual: Spaziergänge in der Natur und Atemübungen tief in den Bauch hinein, helfen die inneren Spannungen zu lösen.
Vielleicht wollen wir uns zurückziehen und erst einmal allein sein, um langsam die veränderte Lebenssituation begreifen zu können. Das ist in Ordnung, solange es uns selbst nicht schadet und wir schließlich unter der Vereinsamung leiden. Wenn Hilfe angeboten wird, sollten wir versuchen diese annehmen zu können, oder sogar danach zu fragen. Gespräche mit Menschen, die Ähnliches bereits durchlebt haben, können besonders hilfreich sein.
In der dritten Phase beschäftigen wir uns intensiv mit der verlorenen Person. Wir stöbern durch Fotoalben, besuchen Orte die uns verbunden haben und suchen Erinnerungen. Dabei können Fragen und Konflikte auftauchen, die mit der betreffenden Person noch nicht gelöst wurden und die uns nun schwer auf der Seele lasten. Es ist besonders wichtig diese Verknotungen zu lösen!
- Selbsthilfe-Ritual: Dazu hilft es sich bewusst Zeit zu nehmen, eine frische Kerze anzuzünden, zur Vorbereitung evtl. kurz zu meditieren, sich dann hinzustellen und sich gegenüber, die verlorene Person vorzustellen. Dann laut all die Dinge besprechen, die noch auf dem Herzen lasten. Hat sich das Bild der vorgestellten Person verändert!? Wie fühlt es sich in meinem Inneren an!? Abschließend ist es wichtig sich in Frieden zu verabschieden und sich für das gemeinsam Erlebte und Durchlebte und die gegenseitigen Lektionen zu bedanken. Das wirkt für beide (!) Seelen ungemein befreiend!
Langsam begreifen wir die Endgültigkeit und unsere veränderte Lebenssituation. Wir müssen unseren Alltag umstrukturieren, vielleicht sogar die gewohnte Umgebung verlassen. In der vierten Trauer-Phase stellen wir uns den Anforderungen und können sie als unsere Aufgabe annehmen. Schließlich begreifen wir auch, dass jede Trennung, jeder Verlust eine Veränderung ist, an der wir wachsen können. Wir entscheiden uns für das Leben, und suchen uns neue Lebensinhalte und Herausforderungen.
„Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“ Hermann Hesse
- Hilfsangebote von Angehörigen und Freunden: Es ist nicht leicht Trauernde zu unterstützen. Man muss sich auf die Gefühlsausbrüche der Betroffenen einstellen können und ein dickes Fell bei Wutausbrüchen und Anschuldigungen haben. Man muss Ablehnung akzeptieren können und trotzdem immer wieder Hilfe und Nähe anbieten. Und das ist so hilfreich und wertvoll! Auch das Erledigen von praktischen Dingen erleichtert und hilft. Am Wichtigsten ist es präsent zu sein und zuzuhören…
- Therapeutische Hilfsangebote: Falls die Last zu groß ist oder bestimmte Dinge nicht aufgelöst werden können bietet es sich an schamanische oder therapeutische Hilfe zur Trauerbewältigung zu suchen. In akuten Situationen kann die Telefonseelsorge angerufen werden, die auch nachts erreichbar ist und Trost spendet.
Siehe auch : Abschied von meiner besten Freundin
2 Replies to “Alleingelassen – Trauer-Bewältigung bei Verlust oder Trennung”
Liebe Sabine, obwohl ich deine Freundin wenig kannte, erfüllt ihr früher Tod mich doch mit Trauer. Ich kannte sie nur lachend und fröhlich, und, so will ich sie auch in Erinnerung behalten. Welch schreckliche Krankheit hat sie doch durchleiden müssen! Nun hat sie es geschafft. Ihre Töchter und ihr Mann werden den Umstand wohl schwer verkraften. Steht er ihnen gut bei? Ich wünsche es sehr. Und Dir sage ich auch tröstende Worte. Denke oft an die guten Stunden mit ihr und besuche Orte, wo ihr gemeinsam wart.
So denkt Ludwig, Dein Schwiegervater 26. Juli 2018
Danke, lieber Ludwig! In meinem Herzen wird sie immer einen Platz haben…