Alpe Adria Radweg: spektakuläre Etappe Tarvis – Venzone
Die Etappe des Alpe Adria Radweges von Tarvis nach Venzone ist etwas ganz Besonderes! Eindrucksvoll, spannend und einfach wunderschön!
♥ Radweg Länge: 60 km
♥ Gefälle: 600 Höhenmeter
♥ Start: Alter Bahnhof Tarvis (740 m)
♥ Ziel: Venzone (247 m)
Radeln auf alter Eisenbahnstrecke
1879 wurde die Eisenbahnverbindung durch das Fellatal zwischen Villach und Udine eröffnet. Da sich in den 1970er Jahren mehrere Erdbeben in dieser Region ereigneten (siehe Venzone) und dabei auch die Gleisanlagen immer wieder beschädigt worden waren, wurde daraufhin eine Neue Streckenführung geplant, gebaut und im Jahr 2000 eröffnet.

Die stillgelegte Bahnstrecke wurde daraufhin mit Mitteln der EU allmählich in einen Fahrradweg umgebaut. Von Tarvis/Tarvisio bis Resiutta sind inzwischen 47 Kilometer mit dem Fahrrad befahrbar. An der Reststrecke bis Carnia (5 Kilometer vor Venzone) wird noch gearbeitet.

Diese Etappe des Ciclovia Alpe Adria Radweg ist sehr gut ausgebaut und ausgeschildert. Der Großteil dieses herrlichen Weges durch die großartige Landschaft der Karnischen und Julischen Alpen ist sogar asphaltiert. Und… es geht die ganze Zeit abwärts!
Start in Tarvis

Also fast. Vom Alten Bahnhof Tarvis müssen erst noch einmal 80 Höhenmeter bis Camporosso überwunden werden, die jedoch kaum auffallen. Die Berge leuchten so schön in der Morgensonne.

Unter der Autobahnbrücke kurz nach Camporosso befindet sich ein großes Holztor in dem die Nutzer des Alpe Adria Radweges gezählt werden. Ab hier geht es nun wirklich bergab.

Im nächsten Ort, Valbruna Lussari, fahren wir am malerisch gelegenen alten Bahnhof vorbei und haben dahinter einen tollen Blick zur Motaschgruppe, einem gewaltigen Gebirgsstock der Julischen Alpen. In Ugovizza hat sich der alte Bahnhof in eine nette Bar verwandelt: Alla Vecchia Stazione, mit Liegestühlen zum Relaxen auf der Wiese davor. Doch wir denken noch nicht Pause, sind ja gerade erst losgeradelt!

Es geht durch saftige Wiesen, schattige Wälder, an der Ruine des Fort Hensel vorbei, durch das Kanaltal westwärts. Es geht ohne rechte Anstrengung gemütlich dahin. So habe ich Muße zu schauen…

Und entdecke einen Feuersalamander auf der Fahrbahn! In denselben Farben des Asphaltbelages mit seiner gelben Markierung. Behutsam nehme ich das Tierchen mit einem großen Blatt auf (sind Feuersalamander nicht giftig???) und trage ihn in den Wald.
22 Eisenbahntunnel

Kurz darauf verschwindet der Radweg in einem dunklen gähnenden Loch: im ersten der 22 Eisenbahntunnel entlang der heutigen Alpe Adria Etappe. Kurz ist es stockdunkel, dann gehen wie von Zauberhand Lichter an, wohl mit Bewegungssensor. Es ist ein besonderes Erlebnis! Jeder Tunnel hat seine Eigenheiten, mal gemauert, mal verputzt, mal roher Stein… und bietet bei den hochsommerlichen Temperaturen eine willkommene Abkühlung.

Bei Bagni di Lusnizza wechseln wir auf der ehemaligen Eisenbahnbrücke auf die andere Flussseite der Fella. Die Strecke verläuft nun ganz nah am Berghang und an Wasserfällen vorbei.

Bei Pontebba wird die alte Bahntrasse unter der Autobahn verlassen, es geht ein Stück aufwärts, dann auf der Via Deposito am Bahnhof vorbei, und über die Brücke ins Dorf hinein. Hier gibt es ein paar Geschäfte und Cafés.

Nach dem Ortsausgang müssen wir noch 800 Meter auf der Straße weiterradeln, bis es rechts ein kurzes Stück (150 m) steil in Serpentinen, an einer Kirche vorbei, wieder zur Eisenbahn-Trasse hinauf geht.

Kurze Irrfahrt auf die Staatsstraße
Gleich danach durchfahren wir eine Galleria, ein wunderschönes Spiel aus Licht und Schatten. Bei Pietratagliata wird im Eisenbahntunnel gebaut. Wir müssen die Trasse wieder verlassen und werden auf eine Straße umgeleitet. Diese mündet bald darauf in die Staatsstraße. Lastwagen brausen an uns vorbei. Da fallen mir Radfahrer oberhalb von uns auf der Eisenbahnbrücke auf. Hatten wir da was übersehen? Wir schieben das Stück auf der vielbefahrenen Straße zurück, und entdecken eine Abzweigung, die wir wirklich übersehen hatten. Die führt nämlich über Holzstufen den Hang hinauf wieder auf die Bahntrasse.

Filetstück des Alpe Adria
Zum Glück war uns das noch aufgefallen, denn das schönste Stück des gesamten Alpe Adria Radweges folgt jetzt! Ein spannendes Wechselspiel aus Tunneln und Brücken…

umgeben von großartiger Bergkulisse. Im Norden die Karnischen Alpen, Im Südosten die Julischen. Und wir auf unseren Fahrrädern fernab von jeglichem Verkehr.

Bei Dogna können wir von der Brücke noch einmal die felsigen Gipfel des Montasch bewundern, diesmal die Westseite. Von den Felsflanken stürzen Wasserfälle neben uns in die Tiefe.
Mit dem Fahrrad über alte Eisenbahnbrücken

Die Eisenbahnbrücken, über die wir gemütlich mit dem Fahrrad fahren, zeugen von alter Ingenieursbaukunst. Durch die Stahlgitter am Boden schauen wir auf den tosenden Gebirgsfluss tief unter uns. Die Ausblicke sind teils atemberaubend.

In Chiusaforte lädt die Stazione im alten Bahnhofsgebäude zu einer Rast bei kühlem Bier oder Wein und landestypischen Gerichten ein.

Beim malerischen Dörfchen Villanova gibt es gleich neben dem Radweg den Wasserfall Cascata di Bellepeit zu bewundern.

Dann erreichen wir bei Resiutta leider schon die letzten spektakulären Brücken und Tunnel.
Das Eishaus von Resiutta
Das Dorf Resiutta sieht auf den ersten Blick wenig einladend aus, doch hat es eine interessante Geschichte: Da es früher keine Kühlschränke gab, sammelten die Menschen Gebirgswasser in Becken, ließen es dort im Winter gefrieren, und lagerten das Eis dann in natürlichen oder künstlichen Höhlen, um es dort so lange wie möglich zu erhalten. Da in Resiutta zur Habsburger Zeit Kärntner Braumeister begonnen hatten mit dem besonderen Wasser des Reschenbaches (Resia) Bier zu brauen, benötigten sie kühle Lagerräume für ihr Bier. Dazu bauten sie solch einen Eiskeller. Dank der EU-Finanzierung konnte die alte Eishöhle von Resiutta erhalten bleiben und kann besichtigt werden. (Nur am Wochenende!)

Die alte Biertradition des Ortes wird im „Al Buon Arrivo“ an der Staatsstraße heute noch gepflegt, wo selbstgebrautes Bier erzeugt und ausgeschenkt wird. Auch der Reschenbach ist recht hübsch und lädt mit seinem türkisblauen Wasser ein Stück talaufwärts an einer alten Hängebrücke zum Baden und Rasten ein.

Inzwischen sind dicke Gewitterwolken aufgezogen, die sich jedoch wie durch Zauberhand während unserer Badepause wieder verziehen.

Am alten Bahnhof von Resiutta steht noch einer der letzten Schienenbusse der Strecke. 3 Kilometer später ist das Ende des ausgebauten Bahntrassen-Radweges erreicht. Mit den Jahren werden die weiteren Kilometer ergänzt werden.

Doch nun geht es für uns bei Moggio auf der Staatsstraße weiter. Zum Glück ist nicht mehr allzuviel Verkehr. Rechts neben uns das breite Kiesbett der Fella.

Ob dieser klare türkisblaue Fluss auch einmal das gesamte Flussbett ausfüllt?
Kurz vor Carnia an einem großen Straßenknoten LINKS Richtung Venzone und Udine abbiegen.

Auf der SS13, mit ein paar Schlenkern auf Nebenstraßen, bis VENZONE. Beim Ortseingang die Straße überqueren und schräg links, über die Brücke in die alte Festungsstadt hinein.

Fortsetzung:
INFO und Kartenmaterial: Ciclovia Alpe Adria Radweg
TV-TIPP: Der Alpe Adria Fernradweg (aber mit dem E-Bike!)