Meine Begegnung mit Jacky, einer Orang-Utan-Dame
Dschungel, Regenwald, üppige bunte Vegetation… und viele, viele wilde Tiere…
so stellte ich mir die Natur auf der Insel Borneo in Südostasien vor. So wäre sie auch wohl, wenn nicht der Mensch mit seiner Gier die Finger im Spiel hätte. Der Dschungel wird abgeholzt in unfassbaren Ausmaßen um Platz für profitträchtige Ölpalmplantagen zu schaffen.
Aber in den bergigen Regionen des Mount Kinabalu, der sich mit seinen 4095 Metern Höhe zum höchsten Berg Südostasiens auftürmt, ist die Welt noch in Ordnung. Einer der Artenreichsten Regenwälder unserer Erde ist hier zu finden.
Und ja, in Regenwäldern regnet es auch, und meist ziemlich heftig.
Wir sind zu viert als Familie unterwegs und folgen schmalen Pfaden durch den Urwald. Es hat gefühlte 40 Grad und fast 100 % Luftfeuchtigkeit. Die langärmeligen Hemden und langen Hosen, Nosilife gegen die gefürchteten Mücken und die noch gefürchteteren Leeches (springende Blutegel), kleben an uns.
Da beginnt es mal wieder aus vollen Kannen zu Regnen.
Wir bewegen uns etwas schneller vorwärts… und wirklich! In kurzer Entfernung taucht eine der typischen aufgeständerten Hütten auf, unter denen man sich gut unterstellen kann.
Wir setzen uns auf den Boden und schauen in das Dickicht hinaus.
Da raschelt etwas… etwas Großes!
Langsam und gemächlich, ein wenig schaukelnd, bewegt sich ein erwachsener Orang-Utan auf die Hütte zu! Hält einen Moment inne, und setzt sich dann mit Schwung uns gegenüber auf den Boden…
Wir sind wie erstarrt und flüstern, was das nun für uns zu bedeuten habe. Der Affe lächelt irgendwie. Es fühlt sich an, als ob er uns scannen würde und mir tief in die Seele blickte.
Meine Tochter bricht die Spannung und zieht eine Grimasse… die der Orang-Utan freundlich erwiedert!!! Der Bann ist gebrochen. Über eine Stunde sitzen wir nun da gemeinsam unter dem Häuschen, eine Stunde voller Gesten, Blicke und Bewegungen im Dialog mit diesem wundervollen Menschenaffen.
Kurz verlässt der Orag-Utan unseren Unterstand um sich Bananen und eine Plane zu holen in die er sich einwickelt als ob ihm kalt wäre. Sobald der Regen nachlässt blickt er noch einmal in die Runde und ist im Urwald verschwunden.
Auch wir machen uns wieder auf unseren Weg, und begegnen ein wenig später einem Ranger. Da er ein wenig Englisch spricht können wir ihm von unserer denkwürdigen Begegnung erzählen. „That must have been Jacky!“ antwortet er, und erzählt uns die Geschichte von dieser Orang-Utan-Dame Namens Jacky:
Sie hatte als Baby ihre Eltern wegen der Urwaldrodungen verloren. Die Ranger fanden sie und haben sie bei dieser Hütte großgezogen und später wieder ausgewildert. Von Zeit zu Zeit käme Jacky aus dem Urwald zu Besuch… und da hatten wir nun Glück gehabt.
Sie ist wegen ihrer Geschichte Menschen gegenüber zutraulicher als dies ihre Artgenossen wären, die sich niemals in die Nähe von Menschen begeben hätten.
Diese Begegnung hat mich so sehr berührt, dass ich danach nur noch Affen gemalt habe und unbedingt etwas tun wollte, wegen dieses Irrsinns von Regenwaldzerstörung und den Folgen die ich dort so unmittelbar erlebt habe. Aus den vielen Bildern ist schließlich die Idee für ein Bilderbuch entstanden: „JACKY – ein Orang-Utan sucht den Dschungel“.
„JACKY – ein Orang-Utan sucht den Dschungel“ hat daraufhin wunderbarerweise den Troisdorfer Bilderbuchpreis der Kinderjury gewonnen: Ich war sehr glücklich darüber!
Der Troisdorfer Bilderbuchpreis ist der einzige Spezialpreis für künstlerische Bilderbuchgestaltung im deutschsprachigen Raum. Die Illustrationen sind mit Acrylfarben auf Leinwand in der Originalgröße gemalt. So bleibt die Eigenart der Malerei auch im Buch erhalten.
Die Verkaufs-Erlöse gehen als Spende an BOS Deutschland, (Borneo Orangutan Survival Deutschland) eine Umweltorganisation, die sich um das Überleben der Orang-Utans und den Schutz ihres Lebensraumes, des Urwaldes auf Borneo bemüht.
Anmerkung: Ich war immer darauf bedacht, dass keiner von uns körperlichen Kontakt mit jeglichem Affen/Säugetier im Urwald hat, da wir uns gegenseitig mit fatalen Folgen anstecken könnten…!
Bilder: