PACIFIC CREST TRAIL: ungefährliche Begegnungen
Das Evolution Valley ist ein breites, dicht bewaldetes Tal. Der Evolution Creek fließt in seiner Mitte. Es geht nun stetig bergab. Eine sehr angenehme Etappe. Herausforderungen sind lediglich die Überquerungen der vielen Zuläufe.
Ich bin ein wenig nervös, seit ich dem Bären begegnet bin, und schrecke bei jedem Rascheln zusammen. Doch es sind nur Rehe oder Hirsche, deren Ruhe wir diesmal stören.
Ein paar Stunden später dann eine weitere Begegnung. Wir trauen unseren Augen kaum:
die ersten Menschen seit einer ganzen Woche!!!
Es ist ein amerikanisches Geschwisterpaar ungefähr in unserem Alter. Auch sie freuen sich sehr uns zu sehen. Erst stehen wir eine ganze Weile und klären das woher und wohin. Doch dann werden wir unserer Rucksacklasten gewahr und beschließen gemeinsam Rast zu machen.
Die Beiden sind schon zwei Monate auf dem Trail unterwegs! Sie haben an der Kanadischen Grenze begonnen, und wollen in einem Monat an der Grenze zu Mexiko angelangt sein. Das sind insgesamt 4.279 Kilometer zu Fuß!
Wir sind tief beeindruckt. Sie erzählen, dass sie zur Bewältigung des kompletten Pacific Crest Trails im Vorfeld mehrere Bären-sichere Depots angelegt hätten, mit Nahrung, und auch dreimal mit Ersatzschuhen, da sie die Sohlen der Bergstiefel mehrfach durchlaufen würden. Teils mussten sie dazu auch die Strecke entlang des Hauptkammes verlassen, in die Zivilisation absteigen und dann wieder zurück. Da waren ja die Planung und Vorbereitung ihres Trekking-Abenteuers schon eine Leistung!
Viel zu schnell verfliegt die Zeit, beziehungsweise wandert die Sonne, und wir verabschieden uns wieder voneinander. Und wandern in entgegengesetzten Richtungen weiter.
Der Evolution Creek fliesst in den San Joaquin River. Das Tal verengt sich zu einer Schlucht, in der der Gebirgsfluss schäumend über Felskaskaden tiefer rauscht. An den Felshängen wachsen wieder mächtige Zedern und betören uns mit ihrem Duft.
Weitere tierische Begegnungen
Pfiffe gellen durch die Luft. Ein Murmeltier-Wächter warnt seine Familie vor unserem Erscheinen. Sobald wir wieder an Wiesengrund gelangen bauen wir unser Zelt auf und schauen unsere Vorräte durch. Viel ist nicht mehr übrig! Wir müssen wohl die Tagesrationen schmälern…
Wir suchen uns wieder einen hohen starken Ast an den wir unsere Vorratssäcke unerreichbar für Bären aufhängen. Doch scheinbar hatte ich ein Stück meines Müsliriegels für später in meine Jackentasche gesteckt und vergessen. Eines der Murmeltiere war doch wahrlich so frech, in der Nacht ein Loch in unser Zelt zu beissen, und das Stück aus meiner Jacke zu holen!
Fortsetzung:
Hunger Gefühle und andere Gelüste