PACIFIC CREST TRAIL: Schneechaos am Muir Pass
Auf dem Weg zum Muir Pass lassen wir bald die Vegetation hinter uns. Der Kings River, dem wir bergauf folgen, ist zu einem sprudelnden Gebirgsbach geworden. Immer wieder müssen wir Seitenzuläufe queren. Es geht an einigen kleinen Seen vorbei.
Dann werden die Schneefelder dichter. Den letzten steilen Aufschwung zur Passhöhe müssen wir uns unseren Weg selbst in die harte Schneedecke stapfen. Ich bin froh dass Alex voran geht und unseren Weg spurt. Das ist wieder so furchtbar anstrengend.
Auf dem Muir Pass
Dann stehen wir vor dem Wahrzeichen des Pacific Crest Trails: Der John Muir Hütte, oben am Muir Pass auf 3.644 m Höhe. John Muir ( 1838 – 1914) war ein Entdecker, Naturphilosoph und Mitbegründer der ältesten Naturschutzorganisation der USA, dem Sierra Club. Die Sierra Nevada wurde von ihm erforscht. Die nach Muir benannte achteckige Steinerne Hütte wurde 1930 erbaut und zählt heute zu den National Historic Landmarks. Sie dient als Notbiwak und ist das einzige menschliche Bauwerk auf der ganzen Strecke.
Ich bin glücklich hier zu sein. Haben wir doch nun die drei höchsten Pässe unserer geplanten Weitwanderung geschafft.
Doch man soll den Tag nicht vor dem Abend loben!
Auf der anderen Seite des Muir Passes liegt die Landschaft unter einer Schneedecke begraben. Keinerlei Spuren führen durch die weiße Fläche. Hier muss es auch ein paar Seen geben, die jedoch nur ansatzweise erkennbar sind.
Wir studieren die Karte und überlegen wo ungefähr wir als nächstes lang müssten.
Tortur im Schnee
Der Abstieg wird eine Tortur. Unter der verharschten Schneeschicht fließt nämlich das Schmelzwasser in kleineren und größeren Bächen für das Auge unsichtbar dahin. Fast jeden zweiten Schritt brechen wir durch und stehen teils bis zum Knie im kalten Wasser. Ich schwimme in meinen Schuhen. Meine Füße und Zehen sind taub und eiskalt. Mal wieder heule ich.
Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir, der Erschöpfung nahe, die Schneefelder durchquert und wieder festen Boden unter den Füßen. Wir leeren die Schuhe aus, ziehen uns frische Socken an und Plastiktüten darüber, und wandern weiter um wieder warme Füße zu bekommen.
Das Tal hier heißt Evolution Valley. Seen, Gipfel und Bäche sind nach berühmten Leuten wie Darwin, Huxley, Goddard oder Goethe benannt. Am Evolution Lake schlagen wir unser Zelt auf.
Diese Etappe war so grauenhaft für mich, dass ich in der Zukunft alle Touren mit Schnee- oder Gletscherbegehungen gemieden habe. Bei Vorschlägen zu Hochtouren in den Alpen habe ich mich sofort an diesen Tag erinnert und dankend abgelehnt. (Außer ich habe im Winter Skier an den Füßen.)
Felsen sind halt mein bevorzugtes Terrain…
Fortsetzung: