Wanderung: Zu den berühmten Kreidefelsen auf Rügen
Rügen ist nicht nur die größte Insel Deutschlands, sondern birgt auch einzigartige Naturschönheiten, wie die berühmten weißen Kreidefelsen und den Buchen-Urwald, der sogar als UNESCO Welterbe gilt. Auf der Wanderung im Nationalpark Jasmund erkundest Du den für mich schönsten Teil des Gebiets, erst von unten, am wilden Strand entlang, und dann am Hochufer durch den urigen Wald wieder zurück.
♥ Start- und Zielbahnhof: Bahnhof Sassnitz
♥ Dauer: 4 Stunden
♥ Rundwanderung-Länge: 14 km
♥ Höhenmeter: 190 m
♥ max. Höhe: ca. 81 m
♥ Anforderungen: Trittsicherheit, nur bei trockener, stabiler Wetterlage!
♥ Hütte: Waldhalle am UNESCO-Welterbeforum
Sassnitz wirkt erst einmal wenig einladend, obwohl es zur Jahrhundertwende ein beliebtes Kurbad war. Die noch bestehenden filigranen Villen und Hotels befinden sich im nördlichen Stadtteil. Da wollen wir nun hin.
Auf der Bahnhofstraße Richtung Meer, dann links in die Hauptstraße und kurz darauf in die Seestraße einbiegen. An der Stiftstraße rechts und an ihrem Ende auf dem Fußgängerweg weiter hinunter zum Hafen.
Hier merkt man dass Sassnitz nun vorallem eine Fischer- und Hafenstadt ist. Am alten Fischereihafen werden den Touristen fangfrische Fischbrötchen direkt vom Kutter angeboten, weiter südlich wird der Fisch in großem Stil weiterverarbeitet und im großen Fährhafen verladen.
Die Kurmuschel
Wir wenden uns jedoch nach Norden, die Strandpromenade entlang bis zum Kurplatz mit seiner Architektur Ikone: der „Kurmuschel“ des Architekten Ulrich Müther. Dieser war ein Vertreter der Moderne und bekannt für seine Beton-Schalenbauten. Der Rettungsturm von Binz und der Teepott in Warnemünde stammen auch von ihm.
Am Waldrand führt ein Sandweg noch ein Stück nordwärts, und verliert sich dann am Strand, oder Du hast jetzt schon Lust über den Kieselstrand weiter zu wandern.
Die Kreidefelsen von Rügen
Am Ende, da wo das Meer fast bis zu den ersten Kreidefelsen heranreicht, führt bei den letzten Häusern eine Holzbrücke das Steilufer hinauf, und zum Beginn des Nationalparks. Im Wald nun gleich rechts den schmalen Weg am Hochufer entlang. (Auf dem breiten westlicheren Weg kehren wir später zurück!)
Nun solltest Du immer einen respektablen Abstand von der Abbruchkante einhalten. Die Kreidefelsen sind ja bekanntermaßen brüchig und ständig in Veränderung. Bei vielen Bäumen muss man sich wundern, wie die sich hier oben noch halten können, da der Boden unter ihren Wurzeln bereits weggebrochen ist.
Piratenschlucht
Nach ca. 400 Metern zweigt ein Pfad mit Stufen hinunter zur Piratenschlucht ab. Die Wissower Klinken strahlen nun vor uns in hellem Kreideweiss. Zahlreiche Baumskelette von abgestürzten Baumriesen zeugen von der Vergänglichkeit der Küstenlinie.
Ab hier geht unser Weg direkt unterhalb der Kreidefelsen am Kieselstrand weiter. Das sind einige Kilometer ohne „Fluchtmöglichkeit“ bis zur nächsten Aufstiegstreppe am Kieler Bach.
Über Dir steht so mancher Baum in Schieflage. Auch könnten sich in der Kreide eingebackene Findlinge aus den Wänden lösen und herabkrachen. Es gilt wachsam zu sein!
Felsen aus Kreide
Kreide ist ein sehr feines Material, eigentlich eiszeitlich verpresster Kalkschlamm. Wenn Du die Felsen einmal berührst fühlt es sich weich und ölig an. Und Du könntest leicht Stücke wegbrechen. Sturm und Meer feilen an dieser Kreideküste und verändern alljährlich die Formen der Klippen. An der unterschiedlichen Farbigkeit lassen sich neuere Felsstürze erkennen.
ACHTUNG: Besonders anfällig ist dieses Gestein wenn es feucht wird. Also ist es gefährlich bei Regen, oder nach langen Regenperioden da unten am Strand entlang zu wandern. Auch bei Sturm, wenn das Meer den Strand verschlingt.
Bernsteine und Feuerstein
Der Kieselstrand an sich hat auch einiges zu bieten! Viele Besucher suchten hier nach Bernstein oder versteinerten Fossilien, wie dem Donnerkeil.
Viele der großen Kiesel und Knollen bestehen aus Feuerstein, einem Material härter als Stahl, mit Splittern scharf wie Messer, das in der Frühgeschichte der Menschheit für Waffen und Werkzeuge benutzt wurde. Schlägt man Feuerstein an Metall springen Funken. Jahrtausendelang wurde so Feuer gemacht, daher der Name.
Hühnergötter
Manche dieser meist wie weiß getünchten Feuersteine haben natürliche Löcher. Das sind Hühnergötter. Diese Lochsteine wurden als Schutz- und Glücksstein in den Hühnerstall gehängt, damit die Hühner vor allem Unheil geschützt wären und mehr Eier legten.
Das auf natürliche Weise entstandene Loch der Hühnergötter soll auch den bösen Blick bannen. Auch heute noch sind diese Hühnergötter beliebte Glücksbringer für Haus und Hof.
Donnerkeile
Donnerkeile sind versteinerte Skeletteile von Belemniten, einer Frühform des Tintenfischs. In vielen Kulturen galten diese „Blitzgeschosse“ , die die Götter auf die Erde warfen als Schutzsteine gegen Blitzschlag, oder als „Teufelsfinger“ genannt auch als Heilmittel gegen den Hexenschuss, mit dem man ja auch beschossen wird.
Als ich an der Treppe am Kieler Bach angelangt bin mache ich Pause am Strand und genieße die Abgeschiedenheit in Blau und Weiß.
Dann geht es hinauf zum Hochuferweg, und auf diesem durch den wunderschönen Buchenwald wieder Richtung Süden. Immer wieder bieten sich Ausblicke auf die Blautöne des Meeres und die Kreidefelsen unter uns.
Später zweigt der Weg zum nahen Welterbeforum ab. Dort gibt es viel Interessantes über den Nationalpark zu erfahren und auch ein Imbiss-Angebot in der historischen Waldhalle.
UNESCO-Welterbe “Alte Buchenwälder“
Die Rotbuche ist eine auf Europa beschränkte Baumart. Eigentlich sollte sie von der Meeresküste bis in die Gebirgszonen weit verbreitet sein, doch mittlerweile müssen ihre Restbestände geschützt werden. Es ist beeindruckend, durch diesen urigen Wald von riesigen dunklen Säulenstämmen, mit seinem schillernden Blätterdach so weit droben, zu wandern.
Dann kommen wir an den Wissower Klinken vorbei. Eigentlich nur an dem Rest, der von dem großen Felsabsturz im Februar 2005 übrig geblieben ist. Die 20 Meter hohen Kreidezacken und Wahrzeichen der Kreidefelsen auf Rügen, waren damals plötzlich ins Meer gestürzt.
Wir folgen dem breiten Hochuferweg zurück nach Sassnitz bis zur Wendeschleife, und steigen dann wieder zum Strand an der Uferpromenade ab. Auf bekanntem Weg zum Bahnhof zurück.
Einkehren: Waldhalle / Welterbeforum
TIPP fürs Abendessen: Osteria „La Torre“ in Sassnitz, Hafenstraße 12
One Reply to “Wanderung: Zu den berühmten Kreidefelsen auf Rügen”
Eine schöne Beschreibung, allerdings sei ein wichtiger Hinweis erlaubt. Dir ist sicher schon bewusst das es sich um einen Nationalpark handelt. In diesem ist es somit auch nicht erlaubt Sachen zu sammeln und zu entfernen. Auch nicht am Strand.
Gruß