Mein Jahr mit Ellenbogenluxationsfraktur und Verdacht auf CRPS-Syndrom

Mein Jahr mit Ellenbogenluxationsfraktur und Verdacht auf CRPS-Syndrom

Zum Jahresende zieht man immer Bilanz. Dieses vergangene Jahr war für Mich nun ganz anders verlaufen. Ein Unfall hatte alle Vorhaben und Planungen zunichte gemacht. Ich musste mich nun statt Abenteuern und Reisen ganz intensiv der Ruhe und Heilung widmen. Da ich über meinen Befund Ellenbogenluxationsfraktur und die resultierenden Folgen gerne mehr erfahren hätte, aber im Internet nur sehr Wenig darüber gefunden habe, beschreibe ich hier nun meinen Fall:

  1. Juni

Es läuft… Ich habe schon einige Boulder geschafft. Da erinnere ich mich an einen ausladenden Überhang, an dem ich das letzte Mal bereits am Anfang gescheitert war. Ich freu mich, dass ich meine Kraft und Energie spüren kann, immer höher komme und auch wirklich den Top-Griff erreiche. Ich überlege mir noch ob ich nicht kontrolliert abklettern sollte, anstatt zu springen… Da fliege ich plötzlich. Der Boden kommt mir rasend schnell entgegen. Mit dem Gesicht zuerst… werde ich mir mein Genick brechen!? Ich schlage auf.

Mein Kopf ist in Ordnung – doch mein linker Arm, den ich noch irgendwie vorgezogen haben musste um meinen Kopf zu schützen, steht in völlig unnatürlichem Winkel, ab dem Ellenbogen, nach hinten ab. Kein offener Bruch, doch die Unterarmknochen bohren sich links und rechts des Oberarmknochens in die Haut. Ein fürchterlicher Schmerz nimmt mir den Atem. Ich zerre an meiner Hand um den Druck auf die Haut zu erleichtern.

Erschrockene Gesichter um mich herum. Der Schmerz wird immer unerträglicher; vor oder in mir wird es immer wieder Schwarz. Ich stöhne und winsel vor mich hin, will die Kontrolle über das weitere Geschehen nicht verlieren.

Mein Freund Flo hält mir den Kopf, und gibt mir damit etwas Kraft und ein kleines Gefühl von Geborgenheit.

25 Minuten später erhalte ich vom Notarzt endlich ein wirksames Schmerzmittel gespritzt. Doch ich soll unbedingt bei Bewusstsein bleiben, da es sonst zu Atemstillständen (durch das Schmerzmittel) kommen könne. Mit dem Rettungswagen geht’s ins Klinikum.

In der Notfallstation muss ich erst einmal warten. Die Wirkung des Schmerzmittels lässt bald nach. Mein Arm wird geröntgt, dann ein CT erstellt. Erst 4 Stunden nach dem Unfall wird mein Unterarm unter Analgosedierung (Dämmerschlaf) wieder eingerenkt.

Als ich erwache stecken meine halbe Hand, mein ganzer Unterarm und mein halber Oberarm in einem dicken, gespaltenen Weißgips (der Gips wird der Länge nach aufgeschnitten, damit er sich etwas weiten kann wenn das Gewebe anschwillt). Die heftigen Schmerzen sind weg. Geblieben ist ein dumpfer Schmerz. Der Notfallarzt meint, zum Glück hätte ich vom Einrenken nichts mitbekommen, da es eine ziemlich gewalttätige Sache gewesen sei…

Mein Jahr mit Ellenbogenluxationsfraktur und CRPS-Syndrom

Ellenbogenluxationsfraktur

Befund: Ellenbogenluxationsfraktur mit Radiusköpfchenfraktur sowie V.a. Coronoidfraktur, kleinste knöcherne Abscherfrakturen am Olekranon und dorsal des Caitulum humeri. Ich solle möglichst bald zum Orthopäden und auch ein MRT machen lassen. Ich werde entlassen und suche mir ein Taxi…

Drei Tage später Termin beim Orthopäden in Rosenheim bekommen. Tags darauf einen Termin zum MRT: Ich muss sobald wie möglich operiert werden!

Diagnose: Ruptur medialer und lateraler Kollateralbandapparat, Die Bänder und die Kapsel des Ellenbogengelenks sind gerissen, und eine Sehne hätte sich vom Knochen gelöst.

  1. Juni

Operation, mittels zweier Schnitte links und rechts vom Ellenbogen, und Rekonstruktion des Bandapparats mit zwei Mitek Super-Quick-Ankern aus Titan. Während der Operation wurde fest gestellt dass auch der Ulnaris-Nerv aus seiner Normallage gesprengt worden war und wieder in Position gebracht werden musste. (Der, der so weh tut wenn man sich den Ellenbogen anhaut).

Ich erhalte eine Gipsschiene, die mit einem Verband sehr fest um den halben Oberarm, den Unterarm und die Hand gewickelt ist. Ich spüre an der Seite vom kleinen- und Ringfinger in einem Halbmond bis zum Daumenballen, und auch ein Stück den Unterarm hinunter – Nichts! Das liege an der Verletzung des Ulnaris-Nervs, und würde lange dauern!

Bei der ersten Lymphdrainage in der Klinik rät mir der Physiotherapeut den Arm möglichst hoch zu lagern. Doch ich weiß nicht wie ich das ohne mehrere zusätzliche Kissen machen sollte. Und die scheinen gerade Mangelware zu sein.

Mein Jahr mit Ellenbogenluxationsfraktur und CRPS-Syndrom

Wieder daheim

Die Gipsschiene drückt meine Hand zusammen. Ich schnipsel selbst daran herum. Der Arm schmerzt, schwillt an, doch ich versuche möglichst ohne Ibuprofen auszukommen. Möglichst oft halte ich meinen Arm hoch. Insgesamt bin ich so dankbar und heilfroh, dass mir dieser Unfall in München, mitten in der Stadt passiert ist. Bin ich doch ziemlich schnell versorgt und behandelt worden! Nicht Auszudenken wenn mir das letztes Jahr im Himalaya, oder die Jahre zuvor auch an den Wänden und Bergen der Alpen passiert wäre!

Ich habe viel Zeit und schau mir alle Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft an.

Zum Glück bin ich so beweglich, und kann mir im Alltag mit den Füßen aushelfen. Man braucht doch ziemlich oft beide Hände!

Mein Jahr mit Ellenbogenluxationsfraktur und CRPS-Syndrom
  1. Juni Mittsommernacht

Die Gipsschiene wird gegen eine Orthoschiene getauscht. Damit kann ich das Ellenbogengelenk wieder etwas bewegen. Sie ist auch luftiger. Doch Nachts mit dem Ding zu Schlafen ist grauenhaft. Vor allem Nachts habe ich auch Schmerzen. Meine Hand schwillt an. Anfangs habe ich ja versucht im Sitzen zu Schlafen…

Zwei bis Dreimal die Woche erhalte ich nun Lymphdrainage oder Krankengymnastik, jeweils 20 Minuten.

  1. Juni

Die Fäden werden gezogen.

Diese Orthoschiene ist tagsüber klasse. Sie ermöglicht mir den Arm in kleinem Rahmen zu bewegen, und bei Bedarf auch Dinge an sie zu hängen. Doch Nachts! Da lege ich mir lieber Kissen rund um meinen Arm, sodass er kaum Bewegungsspielraum hat, und nehme die Orthoschiene einfach ab. Für die Hand ist ein Stahlwinkel mit einer ungenügenden Polsterung dran, um ihre Position zu fixieren. Ich wickel mir noch einen dicken Wollsocken drumherum. Bin aber ganz und gar nicht zufrieden damit.

  1. Juli

Beim Orthopäden: Die Orthoschiene kommt runter! Juhuuu!

Nun muss ich langsam an meinem Bewegungsspielraum arbeiten: Den Arm wieder Strecken und Beugen zu können. Die Narben sehen gut aus. Ich soll sie täglich ein- bis zweimal massieren, damit keine Verwachsungen entstehen.

Dann spreche ich wieder meine geschwollene Hand an. Ich spüre, dass da etwas nicht in Ordnung ist und äußere die Möglichkeit, dass die Hand ebenfalls bei dem Unfall verletzt worden sein könnte, eventuell gebrochen… Sie wurde ja nie untersucht!

Mein Orthopäde wirft die Stirn in Falten; er habe da ja so einen Verdacht… möchte mich aber nicht beunruhigen. Weil da so viel Erschreckendes im Internet steht… Aber es könnte CRPS sein, und er schlage eine sofortige Kortisontherapie vor…

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