Winterwanderung zum Prebischtor: Juwel der Böhmischen Schweiz
Das Prebischtor ist eine natürliche Felsformation, eine riesige Felsenbrücke aus Sandstein, und zählt zu den Wahrzeichen des Elbsandsteingebirges. Aber auch die benachbarten Felsriffe der Böhmischen Schweiz bilden eine einzigartige wildromantische Landschaft. Diese Rundtour ist ein Vorschlag für den Winter. Im Sommer wird der Rückweg über die (im Winter gesperrte) Edmundsklamm (Edmundova soutěska) empfohlen.
♥ Start- und Zielbahnhof: Schöna 134 m
♥ Dauer: 5 1/2 Stunden
♥ Rundwanderung-Länge: 15 km
♥ Höhenmeter: 400 m
♥ Einkehren: Ja
Mit der Fähre vom Bahnhof Schöna über die Elbe zum Ort Hřensko in Tschechien übersetzen. Hřensko (Herrnskretschen) gilt als Tor zum Nationalpark Böhmische Schweiz, dem tschechischen Teil des Elbsandsteingebirges. Es gibt hier viele Hotels, Gasthäuser und Andenkenläden für Touristen. Der Ort schlängelt sich am Ufer der Kamenice entlang in das schmale Tal hinein. Seit 1860 hat sich Hrensko vom alten Schifferort zu einem beliebten Wander- und Erholungsort entwickelt. Da Winter ist, ist aber nicht besonders viel los.
Es geht die Straße am linken Ufer der Kamenice entlang Richtung Jetrichovice. Kurz nach Ortsende verläuft ab einem Parkplatz ein Wanderweg parallel zur Straße weiter. An einem Unterstand zum Rasten, biegt der Weg links in den Wald ab. Je höher wir wandern, desto schöner werden Wald und Weg.
Es ist nebelig und es nieselt leicht. Dieser Nebel taucht jedoch die felsige Landschaft in eine wunderbar mysthische Atmosphäre. Die Feuchtigkeit lässt die mächtigen glatten Stämme der Buchen wie Krakenarme oder Beine riesiger Geschöpfe schimmern.
Der Weg wird immer schmaler, dann sehen wir es aus dem Nebel auftauchen:
das Prebischtor
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts befindet sich hier oben auch ein Gasthaus und seit 1881 das Hotel „Falkennest“(Sokolí hnízdo). Das romantische Gebäude liegt idyllisch gegenüber dem großen Felsentor, ist jedoch im Winter geschlossen. Schade, doch dafür sparen wir uns die Eintrittsgelder für die unterschiedlichen Aussichtsplattformen.
Das Prebischtor selbst (Pravčická brána) darf wegen der Erosion nicht mehr bestiegen werden.
Es ist sehr still. Nur wenige Menschen klettern an den Stiegen hinauf oder stehen staunend unter dem riesigen Felsenbogen. Eine Märchenhafte Stimmung! Einige Szenen der „Chroniken von Narnia: Der König von Narnia“ wurden ja hier gedreht.
Es gibt hier um das Falkennest mehrere kleine Gebäude, die sich in die Landschaft und direkt an die Felswände einschmiegen.
Ein Steig führt fast um die Basis der Felsenpfeiler herum, und bietet bei schönem Wetter wunderschöne Ausblicke in die Böhmische Schweiz. Der Steig, der hinter dem Hotel den Felsen steil hinaufklettert, einen fantastischen Ausblick auf das Prebischtor und die umliegenden Felsen… wenn man sie denn sähe!
Eine große schnatternde Reisegruppe lässt uns wieder aufbrechen. Unterhalb der Treppenanlagen geht es weiter auf dem Gabrielensteig (Rote-Strich-Markierung) Richtung Osten.
Der Gabrielensteig
Nun geht es fast eben, auf gleichbleibender Höhe, auf besagtem Gabrielensteig, am Fuß der Felswände dahin. Ein wunderschöner Weg! Jede Felswand, jeder Felsturm hat seine ganz eigene Struktur und Farben. Die Sandsteinfarben reichen von Grautönen, über Gelb- und Ockertöne bis zu Rostrot und Schwarz.
Hier im Elbsandsteingebirge wurde ja vor ca. 100 Jahren die Idee des Freikletterns, des Kletterns ohne künstliche Steig- und Hilfsmittel, geboren. Auch im böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges wurde und wird noch viel geklettert.
Ich als alte Kletterin muss ein wenig die Felsstrukturen antesten. Der Felsen ist sehr rauh und griffig, doch mit meiner noch nicht ausgeheilten Ellenbogenverletzung komme ich nicht weit.
An der Basis der Felsen hat die Erosion teilweise richtige Grotten hineingefressen, in denen man sich bei Regenschauern unterstellen kann. Der Boden ist sandig. Er ist sehr angenehm zu gehen. Mächtige Bäume krallen sich mit ihrem dicken Wurzelgeflecht an die Felsen.
Dann sind wir an einer alten Wegsäule am Ende des Gabrielensteigs angelangt. Ab hier geht es auf einem Forstweg hinunter ins Tal nach Mezni Louka. Nach Querung der Straße Richtung Jetrichovice geht es weiter geradeaus nach Mezná. Durch den Ort durch und rechts dann, der gelben Markierung folgend (erst in nördlicher, dann in westlicher Richtung), wandern wir auf einem Forstweg am Höhenkamm zurück.
Dieser Weg mündet beim Rastplatz an der Straße, wo der schöne Weg zum Prebischtor hinauf begann. Nun entlang der Straße wieder zurück nach Hřensko.
Intermezzo:
Von Wölfen und Hirschen
Ich wollte eigentlich nicht auf diesem (langweiligeren) Weg zurückgehen. Doch da ich im Internet bei meiner Planung keine Wegalternativen gefunden hatte, habe ich mir das Gebiet auf Google-Maps angesehen und einen Weg im Norden der Felsen, den Fremdenweg, entdeckt. Den wollte ich zum Prebischtor zurückgehen. Nun suchen wir am Ende des Gabrielensteigs den Anschlussweg nach Norden.
Da gibt es einen Forstweg mit Hinweis auf eine Sackgasse, und davon abzweigend einen weiteren Holzweg. Diesen wandern wir nun hinunter bis sich die Wegspuren im Nirgendwo verlaufen. Mir fallen beim Gehen frische Spuren von Paarhufern und von Pfotentatzen längs des Weges auf. Große Spuren!
Während ich mir noch Gedanken mache wo wir gerade sein könnten und die Karte studiere, bleibt Flo ein paar Meter vor mir wie angewurzelt stehen. Er dreht sich um, nimmt mich am Arm, flüstert mit leicht panischer Stimme „Zurück!“ Ich schaue auf und sehe noch zwei wunderschöne rotbraune Hirsche den Hang vor uns queren und im Wald verschwinden. Ich bin ganz verzückt.
„Hinterher!“ ist mein Impuls. Doch Flo hält mich fest und beharrt auf unserem Rückzug. Denn: da waren Wölfe!
Ich glaube ihm sofort. Die vielen frischen Spuren im Matsch… sein Blick – kein Zweifel! Ich bin etwas enttäuscht, dass ich sie nicht mehr gesehen habe, doch beglückt überhaupt so eine Begegnung gehabt zu haben.
Wölfe sind so seltene wunderbare Geschöpfe! Ich hoffe so sehr, dass diese noch sehr lange leben, und nicht von irgendeinem überambitionierten Jäger abgeknallt werden…
Wir kehren ganz beseelt zum Normalweg zurück und wandern dann doch auf dem hier beschriebenen Weg wieder zurück nach Hrenska.
Später lese ich, dass der Fremdenweg entlang der Deutsch-Tschechischen Grenze aufgelöst wurde und Sperrzone ist.
TIPP: in Hrensko sind wir in einem originellen Restaurant eingekehrt und haben sehr lecker und günstig gespeist: Stara Plynarna Es befindet sich etwas versteckt zwischen den Felsen in einer historischen Gasfabrik.
2 Replies to “Winterwanderung zum Prebischtor: Juwel der Böhmischen Schweiz”
Hallo und Danke für den wertvollen Beitrag!
Ausgezeichnet Tipp.
Das freut mich! Danke