Steinbock Treffen am Fuß der Benediktenwand
Obwohl der Steinbock eigentlich im Hochgebirge beheimatet ist, gibt es an der Benediktenwand im Bayerischen Voralpenland ein Rudel Steinböcke. Mit Glück bekommt diese auch der Wanderer zu Gesicht. Ich wünschte mir sehr auf meiner Durchquerung der Benediktenwand einem dieser seltenen wilden Tiere zu begegnen.
♥ Startpunkt: Benediktenwand 1.801 m
♥ Dauer: 1 1/2 Stunden
♥ Strecke: 2,5 km
♥ Höhenmeter abwärts: 475 m
♥ max. Höhe: ca. 1.801 m
♥ Anforderungen: Trittsicherheit
♥ Ziel: Tutzinger Hütte (1.324m)
Einst, im Jahre 1959, verirrte sich ein einsamer großer Steinbock aus den Hochgebirgen der Alpen in den Norden, und gelangte schließlich zur Benediktenwand. Die steilen Felswände erinnerten ihn an seine Heimat, und so blieb er.
Acht Jahre kletterte der einsame Steinbock ganz allein in den Felsen herum, bis die Menschen Mitleid mit ihm hatten und ihm 1967 aus der Schweiz zwei Steinbock-Frauen brachten.
Innerhalb von 30 Jahren wuchs daraufhin eine Steinbock Kolonie von über 100 Tieren an den Hängen der Benediktenwand heran.
Ich war nun am Gipfel der „Benewand“ angelangt, siehe meine Beschreibung vom ersten Tag der Durchquerung. Ich war allein unterwegs, redete nicht, machte keinen Krach und versuchte auch leise aufzutreten. Doch kein Steinbock in Sicht!
Abstieg zur Tutzinger Hütte
Nach einer ausgiebigen Gipfelrast mache ich mich um 18 Uhr an den Abstieg zur Tutzinger Hütte. Über die Westflanke führt der Pfad durch die Latschenhänge. Die tief stehende Sonne leuchtet die Bergwelt golden aus.
Mir begegnen ein paar Wanderer, die ich sogleich nach Steinböcken befrage, doch keiner hatte welche gesehen. Nach der Abzweigung zum Rabenkopf schwenkt der Weg nach Norden zu einem Sattel. Hier schaue ich nun zum ersten Mal auf die imposanten Felswände der Benediktenwand.
Der Steig bringt mich nun immer tiefer und näher an die Wand heran. Er quert noch ein paar Restschneefelder. Links kann ich bereits die Tutzinger Hütte am Boden des Bergkessels liegen sehen. Ich habe großen Durst und freu mich auf was Leckeres zu Essen. Unten angekommen schaue ich noch einmal auf die Schotterrinnen unterhalb der Felswände, bevor ich mich Richtung Hütte wende, da nehme ich eine Bewegung wahr.
Ich starre auf den Fleck… und sehe wirklich einen klitzekleinen braunen Punkt sich längs eines Schneefeldes bewegen. Habe ich sie entdeckt? Mein Herz klopft schneller. Keine Frage, ich lasse die Hütte erst einmal links liegen, deponiere meinen Rucksack an der Weggabelung und steige nur mit Handy und Kamera im Gepäck, den Weg Richtung Rotöhrlsattel hinauf.
Der Steinbock und sein Rudel
Hundert Meter höher kann ich die Steinböcke schon genauer erkennen. Ich bin nun genau unter ihnen, doch ich möchte gerne noch näher heran. Ich verlasse den Wanderweg und arbeite mich keuchend die steile Schuttrinne höher. Jeder Tritt muss gut überlegt sein, damit die Steine unter meinen Schuhen nicht zum Rutschen anfangen.
Als ich einen kleinen Felssporn erreiche setze ich mich hin und spähe nach den seltenen Tieren. Nichts mehr zu sehen! Habe ich sie verscheucht? Ich blicke in die Runde. Langsam beruhigt sich mein Atem. Da höre ich ein leichtes Steinerieseln.
Da steht er, ganz nah, und schaut mich erstaunt an. Ich schaue zurück. Er senkt ein wenig die Hörner. Ich schicke ihm freundliche Gedanken. Ich überlege kurz wie ich mich verhalten könnte, falls er mich angreifen sollte.
Da raschelt es wieder und ein junger Bock nähert sich, scheinbar sehr neugierig. Er erinnert mich irgendwie an Stan Laurel von Dick und Doof. Ich hebe meine Kamera und er schnaubt verächtlich. Auch der große Steinbock schnaubt. Schüttelt sein Haupt als ob er dem Jungen sagen wollte, nicht zu wagemutig zu sein.
Die Beiden queren 20 Meter oberhalb das Schotterfeld. Da sehe ich weiter oben hinter einem Felsvorsprung weitere Steinböcke. Augenscheinlich auch Geißen mit ihren Jungen. Ganz verzückt beobachte ich diese faszinierenden Wesen sich elegant in Geröll und Felsen bewegen.
Das Rudel zieht langsam weiter. Die Sonne ist am Untergehen. Vorsichtig und überglücklich steige ich wieder zum Weg hinunter.
Als ich die Tutzinger Hütte erreiche ist es zu spät für ein Essen. Hauptsache ich erhalte noch was zu Trinken und einen Schlafplatz. Versonnen blicke ich auf die Benediktenwand und denke dankbar an das Geschenk, die Steinböcke doch noch getroffen haben zu dürfen…
Einkehren / Übernachten: Tutzinger Hütte
♥Tag 1: von Lenggries über Brauneck, Latschenkopf und Achselköpfe auf die Benediktenwand
♥ Tag 2: von der Tutzinger Hütte über den Rabenkopf nach Kochel am See
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