BRECHERSPITZ – Bodenschneid: anspruchsvolle Traumtour

BRECHERSPITZ – Bodenschneid: anspruchsvolle Traumtour

Wunderschöne Überschreitung auf teils geheimen, ausgesetzten Steigen, kleine Klettereinlagen, ein guter Berggasthof, romantische Wasserfälle und herrliches Alpenpanorama von zwei Gipfeln, kennzeichnen diese Traumtour: Vom Spitzingsattel über Brecherspitz und Bodenschneid nach Rottach-Egern am Tegernsee.

♥  Starthaltestelle: Spitzingsattel (1.130 m) Bus 9562 vom Bhf Fischhausen-Neuhaus

♥  Zielhaltestelle: Seeforum Rottach-Egern (731 m) Bus 9559 zum Bhf Tegernsee

♥  Dauer: 7 Stunden  

♥  Weg-Länge: 14,3 km

♥  Höhenmeter: 850 m im Aufstieg 1.250 m im Abstieg

♥  max. Höhe: 1.685 m  ♥ 

♥  Anforderung: Schwindelfreiheit ♥ Trittsicherheit  ♥  Kletterstellen (I)

Einkehren: 1 Hütte

Die Wanderung auf der Schotterstraße vom Spitzingsattel zur Firstalm gehört wohl zu den am Meisten frequentierten Wegen der Region. Auch der Normalanstieg auf die Brecherspitz verläuft erst einmal über dieses beliebte aber langweilige Wegstück.

Geheimer Aufstieg zur Brecherspitz

Doch es gibt eine Alternative, die es jedoch in sich hat: Ein geheimer Steig! Der zieht stellenweise ausgesetzt direkt am Ostgrat der Brecherspitz hinauf. Mit einer Barriere im unteren Drittel: einer kleinen Felswand, die überklettert werden muss.

Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hierfür Vorraussetzung! Dieser Weg sollte nur von erfahrenen Bergsteigern begangen werden.

Der geheime Ostgrat-Steig

Direkt am Beginn der Schotterstraße zur oberen Firstalm verschwindet rechts ein unscheinbarer Steig zwischen den Bäumen. Ohne jegliche Markierungen geht es hier im Zickzack steil den Berghang hinauf zum Ostgrat der Brecherspitz. Mit ein wenig Gespür für solche Pfade lässt sich der Verlauf des Steiges ganz gut erkennen.

Der Steig bleibt immer auf der Südseite des Grates, denn zur Nordseite bricht er fast senkrecht ab. Aufpassen!

Geheimer Aufstieg über den Ostgrat auf die Brecherspitz

Bald wird der Wald lichter und das Gelände immer steiler und felsiger.

Seltsame Begegnung

Ich wundere mich auf dem Weg immer wieder frische Spuren von ausgerutschten Schuhprofilen zu sehen. Jemand der hier unten schon nicht sicher auftritt, hat eigentlich auf dem Steig nichts verloren. Kurz vor der Barriere, der kleinen Felswand, treffe ich auf ein älteres Paar (über 70). Die Frau sichtlich nervös, mit hochrotem Gesicht, der Mann mürrisch. Wie es diese Felswand raufgeht!? Die Beiden waren Urlauber und hatten von dem, was sie hier erwartet, überhaupt keine Ahnung!!! Etwas widerwillig lässt sich der Mann von mir überreden wieder abzusteigen, und den Normalweg zur Firstalm einzuschlagen…

diese Felswand muss auf dem Ostgrat überklettert werden

Kleine Kletterei

Der Pfad quert nach rechts und endet an einer fast senkrechten Felsstufe. Verblasste rote Farbkleckse kennzeichnen den leichtesten Weg die Wand (schräg links) hinauf. Die leichte Kletterei (I) an großen Griffen und Tritten ist für erfahrene Bergsteiger schnell gemeistert.

Blick vom Ostgrat der Brecherspitz auf den Spitzingsee

Oben werde ich mit einem tollen Blick auf den Spitzingsee belohnt, und auch weit oben kommt der Gipfel der Brecherspitz in Sicht. Der Pfad ist nun immer besser zu erkennen. Aber links und rechts geht es steil bergab. Fehltritte und Stolpern wären fatal.

Blick zum Gipfel der Brecherspitz

Es folgen noch ein paar kleine Kletterstellen (bis I) und eine Reibungsplatte, während sich die Steigspuren um die Felstürme hinaufwinden. Felsnasen, Baumstämmchen und dicke Wurzeln geben ein wenig Halt und Sicherheit.

Ostgrat zur Brecherspitz

Dann ist die Latschenzone erreicht. Der Pfad verläuft nun in einer schmalen Schneise direkt auf dem Grat bis kurz unterhalb des Gipfels. Außer den beiden Senioren war mir auf dem ganzen Ostgrat niemand begegnet.

Ostgrat Brecherspitz

Ich erreiche ein Schild: „Kein Abstieg – Lebensgefahr“. Für den Abstieg ist dieser Pfad auch wirklich nicht geeignet, weil der Verlauf der Kletterstellen von oben schwer einsehbar ist.

Am Gipfel der Brecherspitz
Blick bis in die Zentralalpen

Am Gipfel der Brecherspitz

Kurz unter dem Gipfel schwenkt der Pfad nach Links und trifft auf den Normalanstieg über den Westgrat. Dann nur noch ein paar Meter zum Gipfelkreuz der Brecherspitz (1.685 m). Es ist Montag, und dennoch finde ich den Gipfel reichlich bevölkert vor.

Blick von der Brecherspitzzum Schliersee
Blick zum Schliersee

Das Panorama von der pyramidenförmigen Brecherspitz ist aber auch rundherum ein Traum! Nach Süden sind im Hintergrund die weißen Gipfel der Zentralalpen zu erkennen. Bergdohlen betteln um Brotzeitkrümel.

Blick zur Bodenschneid nach Westen

Abstieg von der Brecherspitz über den Westgrat

Auch der Normalanstieg auf die Brecherspitz hat es im Bereich des Westgrates in sich. Den geht es nun hinüber zum Vorgipfel der Brecherspitz (1.643 m). Ein luftiger Steig mit zwei Stellen, an denen man auch Hand anlegen muss, wobei die Ausgesetzte davon mit einem Seil versichert ist.

Westgrat zur Brecherspitz

Dann ist auch schon unten die obere Firstalm zu sehen, mein nächstes Ziel. Etwas rechts gegenüber, der Gipfel der Bodenschneid, der nächste Gipfel meiner Tour. Und im Hintergrund die Felszacken des Blankenstein, mit dem Risserkogel daneben, Ziele der nächsten Etappe meiner Miss Tiger Alpen Traverse.

Obere Firstalm mit Blick zur Bodenschneid

Im Zickzack steigt der schmale Pfad nun die ehemalige steile Skipiste hinunter. Das war früher mein Lieblingsskihang im Spitzinggebiet. Unten am Fuß des Hangs angekommen, schwenkt der Weg nach links auf die Schotterstraße, die in Kürze an der Oberen Firstalm mündet.

Aufstieg von der oberen Firstalm zur Bodenschneid

Ich kann wärmstens empfehlen, in der oberen Firstalm (1.375 m) einzukehren. Die Alpen-typischen Schmankerl sind sehr lecker und liebevoll angerichtet.

Aufstieg von der Firstalm zur Bodenschneid

Zwischen den Rückgebäuden der oberen Firstalm geht es nun erst auf einem breiteren Weg Nordwärts, bis links der Aufstiegspfad zur Bodenschneid beginnt. Durch eine üppige Alpenvegetation schlängelt sich der Pfad gemütlich um die vorgelagerte Krettenburg herum.

Aufstieg zur Bodenschneid

Auf der Schulter geht es rechts weiter, Richtung Westen, an dicken alten Tannen vorbei. Schließlich erreicht der hübsche Pfad einen freien Hang voller bunter Bergblumen. In dieser Schneise schraubt er sich, nun immer steiler werdend, zum Sattel hinauf. Oben ist rechts, am Grat entlang, bald der von hier eher unscheinbare Gipfel der Bodenschneid zu sehen.

Gipfel der Bodenschneid mit Blick zur Brecherspitz

Gipfel der Bodenschneid

Doch nach Nordosten bricht die Bodenschneid mit ihren Felswänden fast senkrecht ab. Daher vielleicht der Name… wie mit dem Messer abgeschnitten. Nach Osten fällt der Blick zurück auf die grüne Pyramide der Brecherspitz. Dahinter der markante Wendelstein mit seiner großen Antenne, auch eines der letzten Etappenziele meiner Traverse.

Gipfel der Bodenschneid

Die Bodenschneid (1.669 m) ist mit einem der größten Gipfelkreuze Bayerns geschmückt. Die Aussicht von ihrem Gipfel fantastisch.

BRECHERSPITZ - Bodenschneid: anspruchsvolle Traumtour

Nach Nordwesten liegt mir der ganze Tegernsee zu Füßen. Nach Süden reihen sich Gipfel bis in die Zentralalpen. Ich bin fast allein hier oben und genieße Ausblick und Stille ausgiebig.

Abstieg von der Bodenschneid nach Enterrottach

Abstieg nach Enterrottach

Seitlich der Felsplatte am Gipfel der Bodenschneid beginnt etwas versteckt der Abstieg Richtung Westen nach Enterrottach. Am Rand des großen Gipfelwiesenhanges geht es im Zickzack bergab, und weiter im Wald hinunter.

Abstieg von der Bodenschneid nach Enterrottach

Bei einer idyllischen Alm trifft der Pfad wieder auf den Wiesenhang. Zwischen den mittleren beiden Hütten quert er zum Waldrand nach Süden. Den unteren Pfadspuren durch die Wiese zu einem Hinweisschild folgen!

Abstieg von der Bodenschneid nach Enterrottach

Im Wald knickt der schmale erdige Pfad ein Stück nach Osten, und steigt dann in vielen Serpentinen den steilen Waldhang hinunter. Weiter unten geht es durch üppige hohe Stauden, dem Rauschen der Rottach entgegen. Der Pfad mündet in einen Schotterweg der bald die Talstraße überquert.

Rottachfall bei Enterrottach

Wildromantischer Rottachfall

Kurz nachdem der Schotterweg wieder auf die Straße trifft, zweigt links der Rundweg zum Rottachfall ab. Das ist ein wildromantisches Naturjuwel, bestehend aus einer Kaskade von mehreren Wasserfällen. Zu denen kannst Du über Treppen, Rampen und Stege hinuntersteigen. Unbedingt empfehlenswert! Unterhalb der Fälle gibt es auch Gumpen, in denen man eintauchen könnte, zumindest seine Füße.

Spazierweg von Enterrottach nach Rottach-Egern

Nach den Wasserfällen zweigt rechts gleich wieder ein schöner Wanderweg von der Straße ab und mündet unterhalb der Mautstelle in Enterrottach. Hier gibt es auch eine Bushaltestelle. Doch der letzte Bus fährt kurz nach 17 Uhr, und den hab ich verpasst.

Spazierweg nach Rottach-Egern

Ein Stück die Straße hinunter zweigt rechts ein schöner Spazierweg nach Rottach-Egern ab. Knappe 6 Kilometer folgt dieser im Schatten hoher Bäume gemütlich dem Ufer der Rottach bis zur Bushaltestelle Seeforum im Zentrum von Rottach-Egern. Hier fahren die Busse noch bis spät Abends nach Tegernsee zum Bahnhof.

Wildschütz Jennerwein

Übrigens starb 1877 unweit des Gipfels der Bodenschneid am benachbarten Peißenberg oder Rinnerspitz ein angeblicher Wilderer namens Georg Jennerwein (Gedenktafel). Der Legende nach wurde er von seinem Nebenbuhler auf der Jagd von hinten erschossen, weil der Freigeist Jennerwein ihm dessen Braut ausspannen wollte. Zwar fiel das Urteil mit 8 Monaten Gefängnis für den Schützen milde aus, er soll jedoch daraufhin dem Alkohol verfallen und elendig zugrunde gegangen sein. Jennerwein wurde später zur romantischen Legende und bis heute zu einem bayrischen Volkshelden und einem Symbol für Freiheit.

Das Jennerwein Lied

1. Es war ein Schütz in seinen besten Jahren,
   der wurde weggeputzt, von dieser Erd.
   Man fand ihn erst am neunten Tage
   bei Tegernsee am Peißenberg.
 
2. Auf hartem Fels hat er sein Blut vergossen
   und auf dem Bauche liegend fand man ihn:
   Von hinten war er angeschossen,
   zerschmettert war sein Unterkinn.
 
3. Du feiger Jaga, das ist eine Schande
   und bringt dir ganz gewiss kein Ehrenkreuz:
   Er fiel gar nicht im offnen Kampfe,
   der Schuss von hinten her beweist´s!
 
4. Man brachte ihn ins Tal und auf den Wagen,
   bei finstrer Nacht ging es sogleich noch fort,
   begleitet von den Kameraden
   nach Schliersee, seinem Lieblingsort.

5. Dort ruht er sanft im Grabe wie ein jeder
   und wartet stille auf  den jüngsten Tag.
   Dann zeigt uns Jennerwein den Jäger,
   der ihn von hint‘ erschossen hat.
 
6. Und zum Gericht am großen jüngsten Tage
   putzt jeder ’s Gwissen und auch das Gewehr,
   marschieren d‘ Jaga samt die Förster,
   aufs Gamsgebirg zum Luzifer.
 
7. Und nun zum Schlusse dank noch den Veteranen,
   die ihm den Trauermarsch so schön gespielt!
   Ihr Jager, lasst euch nun ermahnen,
   dass keiner mehr von hinten zielt!
 
8. Denn auf den Bergen, ja da wohnt die Freiheit,
   ja auf den Bergen ist es gar so schön,
   allwo auf grauenvolle Weise
   der Jennerwein zu Grund musst gehn.

Verfasser unbekannt, veröffentlicht von Kiem Pauli 1934

Brecherspitz - Bodenschneid: anspruchsvolle Traumtour vom Spitzingsattel nach Rottach-Egern

Einkehren: Obere Firstalm

Miss Tiger Alpen Traverse:

Vorherige Etappe: Aiplspitz – Überschreitung mit alpinem Flair von Aurach zum Spitzingsee

Nächste Etappe: Von Enterrottach über Blankenstein und Risserkogel nach Kreuth

Wanderungen ohne Auto in der näheren Umgebung: ÜBERSICHT

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