Allein in der Mongolei: letztes Abenteuer am Flughafen
Nach dem Frühstück vor meiner Jurte beschließe ich dem Weg vom Vortag weiter zu folgen. Ich bin nicht die Einzige. Die Wanderung auf den Tsetsee Gun uul, den höchsten Berg des Bogdkhanuul Nationalparks (2.256 m) im Süden Ulaanbaatars, scheint beliebt zu sein. Ist er nebenbei ja auch ein heiliger Berg, wie ich an den vielen Votivwimpeln und Gebetsschals in so manchem Geäst erkennen kann.
Am Vorgipfel treffe ich auf eine große Picknick-Wiese mit Bänken und einem Ovoo. Das scheint das Ziel der meisten Wanderer zu sein. Ich gehe weiter, beobachte eine Eichhörnchenfamilie, und gelange nach einer weiteren Stunde auf den hübschen Felsgipfel. Hier scheint es unlängst gebrannt zu haben. Verkohlte Bäume liegen kreuz und quer. In der Mitte ein großer Wurzelstock, der über und über mit blauen und weißen Gebetsfahnen behängt ist, fast schon wie ein Zelt.
Ein Stück weiter ein Felsabbruch von dem aus man einen atemberaubenden Ausblick auf das bunte Ulaanbaatar und weit, weit in die Hügel und Berge der Steppentaiga dahinter hat. Ganz weit in der Ferne kann ich sogar „meinen“ Gipfel, den Asralt Khairkhan, den höchsten Gipfel des Khenteegebirges, erkennen. Mir kommen die Tränen…
Eine unglaublich intensive Zeit geht zu Ende!
Eine Zeit, die mir Alles abverlangt hat… Geduld, Energie, Durchhaltevermögen. Wenn ich ehrlich bin, würde ich gerne weiterziehen!
Am Kamm entlang suche ich meinen Weg wieder hinunter zu meiner Jurte, mit immer wieder tollen Ausblicken in die Ferne… und wunderbar einsam! Ich packe zusammen und mach mich auf den Weg zurück nach Ulaanbaatar. In den Randsiedlungen steige ich spontan in einen Bus, und schnell wieder aus, als er die Richtung ändert. Ich wandere weiter in die Innenstadt, die Seoulstreet hinunter wieder bis zum St. Asar-Hotel. Die Dame an der Rezeption erkennt mich gleich wieder.
Leider wird seit Mitte August das Warmwasser in der Stadt kontingentiert: Im Hotel gibt es das nun nur noch von 6 bis 8 Uhr Früh!
Also kalt duschen! Danach packe ich meine große Tasche und schlendere ein letztes Mal alleine durch die Straßen, und geh Abendessen.
Um 4 Uhr klingelt mein Wecker nach einer unruhigen Nacht, und eine halbe Stunde später stehe ich auf der leeren Straße. Ein klappriges Auto hält neben mir: Taxi ???
Hm, der Typ scheint mir sympathisch zu sein. Ich steige ein, obwohl nun auf der anderen Straßenseite ein richtiges Taxi mit Aufschrift anhält. Erst versteht mein Fahrer nicht, aber mit Brummgeräusch und Fliegergestik kann ich ihm begreiflich machen, dass ich zum Flughafen möchte.
Immer wieder meine ich sein Auto würde mitten auf der dunklen Straße stehen bleiben… so ruckelt es. Wir fahren zweimal eine Tankstelle an, wo er nur wenige Liter tankt… Immerhin sind es über 20 Kilometer bis zum Flughafen! Dann weiß er nicht mehr weiter! Es gibt ja auch keine Beschilderung. Aber ich erinnere mich, und lotse ihn weiter. Er umarmt mich – etwas zu heftig. Ich zahle die Parkgebühr und gebe ihm meine letzten Turik (24.000). Er strahlt über beide Ohren, bedankt sich immer wieder… süß.
Im Dschingis-Khan Airport Alles finster. Langsam trudeln andere Menschen ein. Die Anzeigetafel leuchtet auf: mein Flug geht eine Stunde später! Immerhin habe ich hier WLAN.
Als ich einchecken möchte ist meine Tasche 2 Kilo zu schwer; also umpacken. Bei der Passkontrolle stutzen sie: Ich bin aufgrund der Zeitverschiebung einen Tag zu lange in der Mongolei, also ohne Visum! Ich werde zu einer Strafe von 100 USD verdonnert. Doch da ich kein Bargeld mehr besitze und die Beamten kein Kreditkarten-Lesegerät fangen sie zu schimpfen und herumzuschreien an, bis mich eine Beamtin am Arm nimmt und fortführt… Mein Pass, Flugschein und Handgepäck muss ich auf einem Schreibtisch zurücklassen… mir wird mulmig. Ich werde durch Korridore geführt, kreuz und quer, bis zur VIP-Lounge… die haben ein Kartenlesegerät und zahlen mir 200.000,- Turik aus, mit denen ich die Strafe bezahlen kann.
Noch 20 Minuten bis zum Abflug. Kaum steh ich beim Boarding nimmt mich der nächste Beamte bei der Schulter… folgen! Ich werde nervös.
Wieder durch Gänge, Treppen rauf und runter… bis wir vor dem Rollfeld bei der Verfrachtung stehen. Meine Reisetasche liegt abseits. Öffnen!!!
OK; ich öffne die Tasche, den Rucksack raus, das Zelt, meine Stöcke… der Beamte deutet immer wieder auf den Scannerbildschirm… bis ich verstehe was er meint: DIE STEINE!
Schweren Herzens hole ich all die auf dem Magic Mountain gesammelten Kristalle aus meinem Gepäck, große wie kleine – denn es sei verboten jegliche Art von Gestein außer Landes zu bringen!
Gerade noch dürfen mein Gepäck und ich mit ins Flugzeug, dann heben wir schon ab… Puhhh.
Die Sonne scheint, die mongolischen grünsamtenen Hügel und Berge leuchten wie eine grüne Wüste der sanften Formen unter mir… und mir rinnen nur so die Tränen die Wangen herunter.
Meine Erlebnisse bei Schamanen in der Mongolei
Doch eigentlich war das noch nicht Alles! Denn ich war dort auch noch in einem Schamanencamp, und bin bei Dr. Bayaraa, einem Meisterschamanen, in die Lehre gegangen. Diese nicht minder aufregenden Erlebnisse habe ich jedoch als eigenes Thema zusammengefasst:
Bei Schamanen in der Mongolei !
mein Reisebericht:
- Vorbereitungen
- 1.Tag: Ulaanbaatar
- 2.Tag: zum Tal der Schildkröte
- 3.Tag: zum Felsentempel
- 4.Tag: nach Terelj
- 5.Tag: und immer wieder durch den Fluss
- 6.Tag: immer wieder Regen
- 7.Tag: Gipfelsturm
- 8.Tag: Gefährliche Begegnung
- 9.Tag: Wunder-Wiesen-Welt
- 10.Tag: Reiter im Regen
- 11.Tag: der magische Felsen
- 12.Tag: Magic Mountain
- 13.Tag: vom Unwetter vertrieben
- 14.Tag: zur größten Statue der Welt
- 15.Tag: Schwarzmarkt und Feuerwerk
- letztes Abenteuer am Flughafen
- Fazit: zur Nachahmung empfohlen!
- Bei Schamanen in der Mongolei
One Reply to “Allein in der Mongolei: letztes Abenteuer am Flughafen”
Hallo Meine Liebe,
ich würde gerne mit einer schamanische Ausbildung in der Mongolei beginnen.
Hast du Tipps und Kontaktdaten für mich?
Viele Grüße, Nina Maria