Allein in der Mongolei: vom Unwetter vertrieben – 13. Tag

Allein in der Mongolei: vom Unwetter vertrieben – 13. Tag

Es schüttet und nieselt abwechselnd schon die halbe Nacht. Ich koche mir meine Frühstückssuppe im Vorzelt. Ich brauche frisches Wasser und steige hinunter ins Tal, um mir welches zu holen. Kaum zurück beim Zelt ist es zum Glück wieder sonnig! Ich breite mein nasses Hemd und die Jacke zum Trocknen auf den Felsen aus. Dabei fällt mir eine wuschelige graue Maus auf… eine mongolische Rennmaus! Ich beobachte sie eine Weile, und ordne dann mein Gepäck.

Allein in der Mongolei: vom Unwetter vertrieben - 13. Tag

Als ich Jacke und Hemd einsammeln will fällt mir auf, dass mein Hemd nun lauter Löcher hat. Der Maus scheint es geschmeckt zu haben, dass sie so schnell so viele Stellen angeknabbert hat. Ich hab nur zur Gewichtsersparnis nicht viel Wechsel-Kleidung dabei.

Ich verschließe das Zelt. Hoffentlich knabbert sie das nicht auch noch an! Da kommen zwei junge Reiter den Hang hoch geritten.

Allein in der Mongolei: vom Unwetter vertrieben - 13. Tag

Hey you!!! Sie kommen gleich zur Sache:

Unten beobachte man mich!

Ob ich wirklich ganz allein unterwegs sei??? Was ich hier so treibe und wohin ich wolle, ob ich verheiratet wäre und Kinder hätte… Ich erzähle von meinen Wanderungen, von meiner Familie daheim und von Deutschland.

Klar kennt man hier auch den FC Bayern, und die Autos! Mercedes und BMW!

Die beiden sind bereits verheiratet und stolze Väter, denn in der Mongolei wird schon im Alter von 18 Jahren geheiratet. Aber eine Ehe sei ja auch nicht für die Ewigkeit gedacht. Nur um Kinder zu bekommen, um die sich dann die Großfamilie kümmern würde… ein ganz anderes Konzept!!!

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Und niemals würden Mongolen freiwillig so viel zu Fuß gehen wie ich das täte. Aber bevor Mongolen laufen lernten könnten sie schon reiten!!! Sie laden mich ein für einen Ausritt hinten bei ihnen aufzusteigen. Ich lehne dankend ab… Sie galoppieren kopfschüttelnd den steilen Hang hinunter, während ich diesmal ostwärts in Richtung Ogoo wandere. Ein mächtiger Adler kreist über mir in der Thermik, wunderschön!

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An einem Jurten-Camp stehen in Beton gegossene Dinosaurier in der Wiese. In der Mongolei gibt es etliche Fundstellen von versteinerten Dinosaurierknochen und Eiern. Man soll sogar ohne Genehmigung danach graben können, und falls man fündig wird diese auch behalten dürfen.

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Auch im Ogootal gibt es kaum Bäume. Eine mit Grassteppe überzogene weiche Hügellandschaft mit Granitfelsen. Im Tal ein paar Jurtengruppen mit dazugehörenden Stallungen. Ein junger Mongole treibt eine Herde ganz sportlich auf einem Mountainbike über die Steppe und hinter dem nächsten Hügel entdecke ich wieder ein paar Yaks…

Ich fühle mich so unsagbar wohl in dieser Landschaft, in diesem Land. Als wäre es mir nicht fremd. Seltsam.

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Nachmittags schließe ich meine Runde indem ich auf der meinem Zeltplatz gegenüberliegenden Seite ins Tal hinuntersteige. An einem schamanischen Ritualplatz setz ich mich auf einen Stein und geniesse die wundervolle Atmosphäre. Das Spiel aus Licht und Schatten und bunten Farben… und diese Stille!!!

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Die Querung des kleinen Baches unten ist dann später nicht so einfach. Ich stecke mit beiden Wanderschuhen wieder tief im Sumpf.

Allein in der Mongolei: vom Unwetter vertrieben - 13. Tag

Dicke Wolken haben sich vor die Sonne geschoben. Während ich den Hang zum Zelt hinaufsteige wird der Himmel immer schwärzer. Es hat fast den Anschein eines Vulkanausbruchs, so türmen sich die Wolken über dem Berg. Kurz entschlossen packe ich zusammen, baue das Zelt ab und verabschiede mich von diesem traumhaften Plätzchen.

Allein in der Mongolei: vom Unwetter vertrieben - 13. Tag

Kaum dass ich mit dem schweren Rucksack zur Schotterpiste absteige, beginnt es zu stürmen. Ich beeile mich zu den Jurten zu gelangen und suche Schutz bei einem Unterstand als der Himmel seine Schleusen öffnet. Die Bewohner rennen durcheinander, zurren Seile an den Jurten fest, führen unruhige Pferde fort. Der Regen peitscht, Blitze krachen, Müll und Äste wirbeln durcheinander. Das hätte mein Zelt bestimmt nicht überlebt.

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Aber der Bus kommt, und nimmt mich mit. Nun schleichen wir bei ein paar Metern Sichtweite durch das Unwetter Richtung UlaanBaatar. Ständig hält der Bus und sammelt weitere triefende Menschen vom Straßenrand ein. Wir stehen und sitzen dampfend und dicht gedrängt. Es ist schwül, alle Scheiben sind beschlagen.

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Die Fahrt dauert Stunden. In UlaanBaatar hat es auch gewittert. Große Pfützen auf Straßen und Gehsteigen. Ich steige an der Hauptpost aus und laufe zum Sant Asar Hotel. Sie haben noch genau ein Zimmer frei. Puhhh…Endlich wieder duschen! Danach wasche ich auch noch meine Wäsche. Draußen regnet es weiter…

Allein in der Mongolei: vom Unwetter vertrieben - 13. Tag

14. Tag: zur größten Statue der Welt

mein Reisebericht:

  1. Vorbereitungen
  2. 1.Tag: Ulaanbaatar
  3. 2.Tag: zum Tal der Schildkröte
  4. 3.Tag: zum Felsentempel
  5. 4.Tag: nach Terelj
  6. 5.Tag: und immer wieder durch den Fluss
  7. 6.Tag: immer wieder Regen
  8. 7.Tag: Gipfelsturm
  9. 8.Tag: Gefährliche Begegnung
  10. 9.Tag: Wunder-Wiesen-Welt
  11. 10.Tag: Reiter im Regen
  12. 11.Tag: der magische Felsen
  13. 12.Tag: Magic Mountain
  14. 13.Tag: vom Unwetter vertrieben
  15. 14.Tag: zur größten Statue der Welt
  16. 15.Tag: Schwarzmarkt und Feuerwerk
  17. letztes Abenteuer am Flughafen
  18. Fazit: zur Nachahmung empfohlen!
  19. Bei Schamanen in der Mongolei

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