Allein in der Mongolei: und immer wieder durch den Fluss – 5.Tag
Es ist kalt. Gegen halb neun kann ich mich überwinden aus dem Schlafsack zu kriechen. Eine Rinderherde passiert mein Zelt und überquert den Fluss. Ich koche mir eine Maggi-Festtagssuppe. Während ich esse kommt eine Ziegen- und Schafherde vorbei. Keine Menschenseele.
Ich pack das Zelt zusammen und mach mich auf den Weg. Ist der Rucksack schwer!!!
Nach einer Weile lichtet sich der Wald und ich überquere eine Ebene voller Blumenwiesen. Weit entfernt tauchen kurz Reiter auf. An einem Baumstumpf mache ich Rast. Es ist heiß. Hunderte Fliegen begleiten mich. Da nützt kein Anti-Mücken-Spray. Ich geh weiter.
Da fällt mir in der Ferne ein weißer Punkt auf, wohl eine Jurte. Doch… er bewegt sich! Seltsam. Wir kommen uns langsam näher. Da sehe ich, dass das zwei von Yaks gezogene Karren sind, begleitet von zwei Mongolen. Auf einem der Karren steht die Jurte, auf dem anderen eine zerlegte.Traditionelle Nomadenart. Wir winken uns zu.
Auf den Wiesen wachsen Edelweiß! Rosa Bartnelken, lila Miniastern, gelber Mohn und viele andere Blumen…wunderschön.
Ich gelange ans Ende der Ebene, wieder in den Wald, und muss einen Zufluss queren. Das Wasser ist knietief und eiskalt. Dicke kugelrunde Kiesel am Grund. Ich setze mich in den Schatten und probiere erst einmal mein Wasserfiltersystem aus. Man füllt einen Beutel mit Flusswasser, schraubt ihn an ein Mikrofilterröhrchen und dieses wiederum an den Wassersack. Dann presst man langsam den ersten Beutel und drückt so das Wasser durch den Filter in den Wassersack. Mit Geduld klappt es ganz gut.
Ich quere auf dreimal mit dem Gepäck. Dabei rutschen meine nackten Füße zwischen den großen Kieseln herum. Auch ist die Strömung beachtlich. Ich muss ganz schön aufpassen nicht umzuknicken.
Es folgt eine große Sumpfwiese. Ich balanciere über die Grasschollen. Zum Glück habe ich Stöcke dabei. Das Tal wird enger. Ich muss einen weiteren Zufluss queren, dann stehe ich vor dem Tereljiin. Ich habe keine Ahnung wie tief er ist.
Also kehre ich um, wieder durch den Zufluss, und probiere am Felsen entlang weiterzukommen. Es geht durch den Wald, über umgestürzte Bäume… bis ich wieder vor dem großen Fluss stehe. Doch nun zwischen Felswand und Wasser kein Platz mehr. Ich entdecke Spuren die nach oben führen.
Ich folge ihnen. Der Steig nimmt an Höhe und Steilheit zu. Immer wieder verliere ich die Spur und meine sie ein Stück weiter wieder zu entdecken. Mir wird langsam mulmig, mit meinem schweren Gepäck. Ein falscher Schritt, ein Stolpern…und ich wäre weg! Auf einem Felsvorsprung, 100 Meter steil über dem Fluss drehe ich um. Vorsichtig, Schritt für Schritt, wieder zurück. Dabei hilft mir nun das GPS, den einmal gegangenen Weg wiederzufinden.
(Ansonsten ist das Gebiet hier eine Weg- und Informationslose graue Fläche auf dem GPS-Gerät, durch die sich die blaue Linie meines aufgezeichneten bisherigen Weges schlängelt.)
Nun stehe ich wieder vor dem Fluss, nur gut zwei Stunden später, und ziemlich erschöpft. Barfuß traue ich mich nicht durch den Fluss, also in voller Montur!
Bis zum Oberschenkel geht mir das Wasser… und ich muss ziemlich gegen die Strömung arbeiten. Auf der anderen Seite mannshohes Gestrüpp. Ich wühle mich durch die Botanik und keuche. Die Äste zerren an meinem Rucksack, der doch eh schon so schwer ist. Teilweise komme ich auf den Kiesbänken ganz gut voran, dann wieder dieses dschungelartige Buschwerk, oder dunkle Altwasser.
Was mach ich hier eigentlich? Frage ich mich immer wieder… Ist das die Mühen wirklich wert? Und das Risiko??? Sollte ich nicht lieber umkehren und mein Zelt lieber bei den Jurten aufschlagen…? Hm… erst mal eine kurze Pause und vielleicht wird es ja auch die nächste Stunde besser…
Tja, Ich muss noch ein paarmal den Fluss queren, leere danach immer meine Schuhe aus und wechsle die Socken. Fast am Ende meiner Kräfte gelange ich endlich wieder auf Wiesengelände.
Auf einer Wiesenanhöhe schlage ich mein Zelt auf. In der Nähe sind rudimentäre Stallungen, mit Erde gedeckte Holzverschlage mit einer Koppel außen herum, die den Nomaden wohl als Winterlager dienen. Ich koche mir Fertig-Curry-Nudeln, umschwirrt von Fliegen, und flüchte mich ins Zelt. In der Ferne brüllt irgend etwas… aber ich bin zu erschöpft um mir darüber Gedanken zu machen…
Nachts fängt es zu regnen an…
6. Tag: immer wieder Regen
mein Reisebericht:
- Vorbereitungen
- 1.Tag: Ulaanbaatar
- 2.Tag: zum Tal der Schildkröte
- 3.Tag: zum Felsentempel
- 4.Tag: nach Terelj
- 5.Tag: und immer wieder durch den Fluss
- 6.Tag: immer wieder Regen
- 7.Tag: Gipfelsturm
- 8.Tag: Gefährliche Begegnung
- 9.Tag: Wunder-Wiesen-Welt
- 10.Tag: Reiter im Regen
- 11.Tag: der magische Felsen
- 12.Tag: Magic Mountain
- 13.Tag: vom Unwetter vertrieben
- 14.Tag: zur größten Statue der Welt
- 15.Tag: Schwarzmarkt und Feuerwerk
- letztes Abenteuer am Flughafen
- Fazit: zur Nachahmung empfohlen!
- Bei Schamanen in der Mongolei
2 Replies to “Allein in der Mongolei: und immer wieder durch den Fluss – 5.Tag”
Ganz tolle Sache die du machst, bin begeistert. Ich wünsche dir noch viel Glück und Spaß auf deiner Reise.
Herzlichen Dank! Das wünsche ich Dir auch!