Spannende Gratwanderung übers Zellerhorn bei Aschau
Diese anspruchsvolle Tour erfordert etwas Orientierungssinn, denn sie verläuft auf meist unmarkierten Pfaden und ohne Beschilderung. Einige Stellen sind sehr ausgesetzt! Ein paar leichte Kletterstellen sind auch dabei, manche mit Seilsicherung. Dafür bietet die Wanderung entlang dem Felsenkamm zwischen Hammerstein, Zellerhorn, Jagerwand und Zellerwand herrliche Tief- und Ausblicke ins Priental und weit über die Chiemgauer Berge hinaus.
♥ Start: Bahnhof Aschau (Chiemgau) 615 m
♥ Ziel: 4 Gipfel, Hammerstein, Zellerhorn, Jagerwand und Zellerwand
♥ Dauer: 6 Stunden
♥ Länge: 12 km
♥ Höhenmeter: 900 m
♥ max. Höhe: ca. 1.415 m
♥ Anforderung: Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, Kletterei im II.Grad, Orientierung
♥ NICHT BEI NÄSSE ODER NEBEL BEGEHEN !
♥ Einkehren: Hofalm
Diese Tour war früher ein Geheimtipp. Jetzt tummeln sich an sonnigen Wochenenden über ein Dutzend Wanderer auf den engen schmalen Gipfeln. Diese wunderschöne, abwechslungsreiche Gratwanderung sollte auch wirklich nur an schönen Tagen begangen werden, da sie bei Nässe oder Nebel schnell sehr gefährlich werden kann.
Aufstieg zur Hofalm
Vom Bahnhof Aschau im Chiemgau geht es erst einmal auf der Bahnhofstraße Richtung Süden bis rechts die Schulstraße abzweigt. Auf dieser über die Prien, und weiter geradeaus auf der Schützenstraße über die Wiese auf die Bergseite zu. Hoch oben ragt bereits der markante Zacken des Zellerhorn aus dem Berghang empor.
Hinter den Kindergärten wird die Straße zum Schotterweg und quert nach Süden an einem orangenen Thron mit Kampenwandblick vorbei in ein Waldstück. Ein super Fotospot!
Nach der folgenden Wiese steigt rechts am Waldrand ein unscheinbarer Pfad ab, dem wir den Hang hinauf folgen. Im Wald wird der Wanderweg besser, quert eine Almwiese, und trifft dann auf einen breiten Schotterweg. Der windet sich in einigen Serpentinen durch den schönen Buchenwald zur Hofalm hinauf. Da ich auf dem Rückweg wieder hier vorbeikomme, hebe ich mir das Einkehren für später auf.
Aufstieg am Kamm entlang zum Hammerstein
Hinter dem Gatter an der Hofalm, gegenüber der Hofeinfahrt, geht es links erst auf Pfadspuren am Weidezaun entlang zum Waldrand. Hier wird der Pfad deutlicher und schwenkt dann Richtung Süden. Unter den Kronen prächtiger Laubbäume steigt er den Hang hinauf. Nun folgt der Weg durch den Bergwald ständig dem Kammverlauf.
Am Fuß der Gipfelfelsen des Hammerstein schwenkt der Pfad ein Stück nach rechts, und steigt dann zu einer kaminartigen Rinne zwischen den Felsen hinauf. Hier befindet sich die erste Kletterstelle. Mithilfe des dünnen Stahlseils ist der Kamin schnell überwunden.
Oben angelangt führt der Pfad gleich rechts in Kürze zum versteckten Gipfelkreuz des Hammerstein ( 1.278 m) hinauf. Und ein schöner Ausblick öffnet sich nach Westen zu Hochries, Laubenstein und ins Alpenvorland.
Ausgesetzt zum Zellerhorn
Hinter dem Hammerstein geht es kurz in eine Senke im Wald hinunter, dann im Zickzack zu einer Scharte hinauf, wo ein kleines Kreuz an einen hier verunglückten Bergsteiger erinnert. Nun beginnt es auch ernster zu werden. Der Steig wird immer schmaler und quert rechts hinter den Felszacken zu einer sehr steilen Grasrinne über der bereits das Kreuz des Zellerhorn zu sehen ist.
Die schmalen Tritte sind hier selbst im Sommer glitschig. Vorsicht ist geboten beim Erklettern des felsigen Grashanges, bis schließlich ein begleitendes Stahlseil mehr Sicherheit gibt. Vom Gipfel des Zellerhorn ( 1.360 m) bietet sich nun ein herrlicher Rundumblick und lädt zum Schauen und Rasten ein.
Haben sich einst ein, zwei Bergsteiger hier oben getroffen, waren es an einem Oktobersonntag unlängst Dreizehn, und fanden kaum Platz auf dem schmalen Felszacken.
Am Felsenkamm entlang zur Jagerwand
Steil und grasig geht es auch wieder hinunter nach Süden zu einer Scharte. Die Steigspuren führen weiter am Grat entlang, immer rechts, steil und spektakulär an den Felszacken vorbei und herum, und queren steile Grasrinnen.
Nach einer markanten Gruppe von Felstürmen führt der Pfad zwischen Bäumen hinter dem Gipfelfelsen der Jagerwand erst vorbei und schwenkt dann links hinauf zum Gipfelkreuz der Jagerwand ( 1.396 m).
Aussichtsreich am Grat entlang zur Zellerwand
Immer rechts der Abbruchkante folgt der Pfad weiter dem Gratverlauf, mit herrlichem Ausblick bis in die Bergwelt der Zentralalpen.
Bei zwei Abzweigungen links halten. Rechts weiter würde es schon hinunter zu den Laubenstein Almen gehen. Doch der Gipfel der Zellerwand ( 1.415 m), der unschwierig erreicht wird, hat noch einen schönen Platz zu bieten um die wunderschöne Aussicht zu genießen.
Abstieg
Weiterhin Richtung Süden klettert der Pfad den Schrofenkamm hinunter bis er eine Senke erreicht und nach rechts in den Wald hinein schwenkt. Der Boden ist erdig und feucht. Zwischendrin sind tiefe felsige Mulden von eingebrochenen Höhlen zu sehen, für die der Laubenstein so bekannt ist. Sobald die Waldgrenze erreicht ist und die Gebäude der Laubenstein Alm zu sehen sind, verlasse ich den Pfad und wandere dem Waldrand folgend rechts Richtung Osten zum Wiesensattel hinauf.
In den Laubensteinkessel
Hier sind wieder deutliche Pfadspuren zu finden, die nach Osten in den wildromantischen Laubensteinkessel hinunter führen. Die Pflanzenwelt ist hier sehr üppig und oft sind auch tierische Bergbewohner zu beobachten, wenn man leise ist. Weit oben über dem Kessel ist noch einmal der Gipfel des Zellerhorn zu erkennen.
In einem Bogen führt der Pfad um den Laubenstein und erreicht einen Forstweg an einer Lichtung. Hier nun rechts auf der Wiese weiter bis zu ihrem Ende. Hier beginnt ein hübscher Waldpfad, der den waldigen Berghang hinunterquert und in einem kleinen Linksbogen den Schotterweg zur Hofalm erreicht. Diesem nach rechts über die Almwiesen folgen, und ab der Hofalm auf bekanntem Aufstiegsweg wieder hinunter nach Aschau wandern…
Einkehren: Hofalm
WICHTIG !
Immer mehr Menschen zieht es in die Berge, um dort Erholung, Spaß oder ein Abenteuer zu finden. Das hat zur Folge, dass die Wege und Gipfel immer voller werden. Ich stelle Dir hier besondere Wege vor, die meist weder ausgeschildert sind noch Wegmarkierungen aufweisen. Diese Touren sind für die Menschen gedacht, die die Stille suchen, und wenn es still und einsam genug ist, sich auch über Begegnungen mit dem ein oder anderen tierischen Alpenbewohner freuen.
Für mich ist es erstaunlich, dass die Meisten Wanderer, die mir so begegnen, unaufhörlich reden. Außer sie sind allein unterwegs. Dabei drehen sich diese Unterhaltungen meist nicht um die Schönheit und Besonderheiten der umgebenden Natur und Bergwelt. Es geht um Probleme, mit den Partnern, den Nachbarn, den Kollegen, den Freunden… all der Ballast, den diese Menschen doch einmal loswerden könnten, wird hier in die Berge mitgenommen und breitgetreten.
Wenn ich mit meinen Gedanken so intensiv bei diesen Problemen bin, dann bin ich NICHT HIER! Ich bin nicht im Hier und Jetzt. Ich bin dann Dort, in den Problemen, mittendrin! Und lasse noch alle die vor oder hinter mir wandern daran teilhaben, ob sie wollen oder nicht…
Ich möchte Dich bitten, wenn Du die ein oder andere meiner Tourenvorschläge erwanderst, Dich auf die Ruhe und Stille einzulassen, und diese auch zu berücksichtigen. Daneben sollte es selbstverständlich sein, dass Du Deinen Müll auch wieder vollständig mit vom Berg hinunternimmst. DANKE DIR !
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