Wanderung ohne Auto: am Grat entlang auf den Hochfelln
Wunderschöne Wanderung auf einsamen, schmalen Steigen entlang der Schneid, über Eggerschneid, Haßlberg und Strohnschneid, auf den Hochfelln. Auch erste Etappe der Überschreitung der Chiemgauer Berge von Ruhpolding nach Marquartstein.
♥ Start: Bahnhof Ruhpolding, dann Bus 9532 bis Haßlberg (696 m)
♥ Ziel: Gipfel Hochfelln
♥ Dauer: 5 Stunden
♥ Länge: 6,9 km
♥ Höhenmeter: 978 m
♥ max. Höhe: ca. 1.674 m
♥ Anforderungen: Trittsicherheit, Orientierung
♥ Einkehren: Hütte am Gipfel
Von der Bushaltestelle „Haßlberg“ geht es erst einmal auf der Brücke über die Urschlauer Achen, an einer Mineralienschau vorbei, dann rechts haltend unter die Wände eines ehemaligen Steinbruchs.
Hier wurde ein netter Klettergarten eingerichtet. Im ersten Sektor „Big Wall“ hängen bereits einige Seilschaften. Im nächsten Sektor „Plaisirwandl“ sind kurze Routen eingebohrt. Kurz danach zweigt links ein schmaler Pfad vom Weg ab (Schranke), und steigt im Wald neben den Felsen hinauf. Bereits hier gibt es schon einige felsige Passagen.
Dann bei einer Gabelung den linken unscheinbareren Pfad einschlagen. Es geht an alten Betonbauteilen vorbei im Wald höher. Bald wird es wieder felsiger. Es gibt sogar ein paar kleine Kraxeleien.
Wunderschön steigt der Weg nun entlang des felsigen Grates, oder der Schneid, höher. Den Pfad säumen bunte Bergblumen und Heidelbeerstauden voller süßer Beeren.
Erster Gipfel: Eggerschneid
Ab und zu sind noch die alten roten Punkt-Markierungen erkennbar. Dieser Aufstieg zum Hochfelln war einst ein Wanderweg, der heute jedoch nicht mehr gepflegt und ausgeschildert ist. An markanten Stellen sind blaue Spiralen und kennzeichnen wohl den Weg zu Kletterfelsen.
An einer größeren Felswand ist die Eggerschneid (1.045 m) erreicht. Es lohnt sich, nachdem man sie unter den Felsen passiert hat, von hinten auf ihrem Westgrad zu erklettern (unschwierig, I ).
Am kleinen Gipfel steht ein nettes Bankerl vor dem Gipfelkreuz, mit einem wunderschönen Blick über Ruhpolding zum Rauschberg, Zwiesel und Hochstaufen. Den vorigen Gipfelzielen meiner Bayerische Alpen Querung.
Zweiter Gipfel: Haßlberg
Wieder unten, führt der Weg an der Nordseite der nächsten Felsen entlang. Die Felsabbrüche des Haßlberg sind wie eine versteinerte Wasserwelle. Überhängend und feucht. Hier wachsen unterschiedliche Farnarten.
Am Ende der Felswände kommt eine etwas unangenehme Stelle. Sehr rutschig und steil geht es 10 Meter wieder zum Grat hoch. Auch den Haßlberg (1.117 m) kann man von hinten leicht erklimmen. Doch befindet sich auf ihm kein Gipfelkreuz, und der höchste Punkt hat wenig Platz und Ausblick zu bieten.
Nach dem Haßlberg wird der Weg gemütlicher. Und das Tagesziel, der Gipfel des Hochfelln, ist nun zum ersten Mal vor Dir zu sehen. Nach einer Wiesenkuppe geht es sogar ein Stück leicht bergab. Wenn dieser breitere Weg nach links schwenkt, zweigt rechts ein verwachsener Weg ab, der ein Stück weiter auf einen deutlicheren Wanderweg trifft. Hier links und gleich darauf aber rechts in den schmalen Pfad einbiegen, der weiter am Grat bzw. der Schneid entlang verläuft.
Dritter Gipfel: Strohnschneid
Aus dem Grat ragen bald wieder Felsen empor, die Poschinger Wand. Der Weg verläuft links an den Felsen vorbei. Dahinter steigt er wieder zum Kamm hinauf.
Der Wald wird lichter und gibt ab und zu hübsche Blicke ins Chiemgau und die Chiemgauer Berge frei. Den Weg säumen etliche große Ameisenhügel. Wenn ich zu nah an einem stehen bleibe, um ein Foto zu machen, krabbeln schon etliche der kleinen Tiere an meinen Beinen hinauf. Schnell weiter! Dieser Bergkamm ist übrigens Schutzgebiet.
Schließlich ist die Strohnschneid, oder Strohnkopf (1.462m) erreicht. Ein Bankerl lädt zum Rasten und Schauen ein. Ich bin völlig allein am Gipfel, welch himmlische Ruhe!
Aufstieg zum Hochfelln
Durch meist mannshohe Latschenfelder geht es nun, nur mehr leicht ansteigend, am Grat entlang Richtung Hochfelln. Die dominanten Gipfelbauwerke, die Seilbahnbergstation, das Hochfellnhaus und die Kapelle, sind jetzt gut zu erkennen.
Der schmale Pfad wird felsiger. An so manchen Stellen ist der Boden mit einem dichten Geflecht dicker Latschenwurzeln überzogen. Achtung ist geboten, dass man sich beim Durchsteigen nicht den Fuß verdreht.
Schließlich erreicht der Steig den Wanderweg von der Seilbahn-Mittelstation hinauf zum Hochfelln. In einigen Kehren geht es den Gipfelhang voller blühender Bergblumen hinauf zum prunkvollen Gipfelkreuz des Hochfelln (1.674 m) zwischen Hochfellnhaus und der Tabor Kapelle. Es wurde 1886 zu Ehren von König Ludwig I. erbaut.
Gipfel des Hochfelln
Hier am Gipfel ist wegen der Seilbahn natürlich einiges los. Denn der Blick vom Hochfelln ist wunderschön! Über Chiemsee und das Alpenvorland im Norden. Man sieht den Watzmann, Hochkalter und das Steinerne Meer im Osten, die Leoganger und Loferer Steinberge, die Zillertaler und die Kitzbüheler Alpen im Süden. Über Kampenwand und Wendelstein im Westen, schau ich fast bis nach München.
Ich gönne mir eine zünftige Brotzeit auf der großen Aussichtsterrasse des Hochfellnhauses. Da dieser wunderschöne Tag Ende Juni noch länger andauern würde, hatte ich mich dazu entschlossen, weiter zu wandern… es wurde noch recht anstrengend, bis zum Gipfel des Hochgern…
Empfehlen möchte ich, diese Etappe besser hier oben zu beschließen. Die nächste Hütte zum Übernachten ist das Hochgernhaus (1.461 m), eine Strecke von 9 Kilometern mit etlichen Höhenmetern entfernt! Zum Biwakieren kann man sich gut hinter die Kapelle legen, oder sich weiter im Süden ein flaches Plätzchen suchen. Bei Regen bietet sich dann das große Vordach der Kapelle an. Sonnenuntergang wie Sonnenaufgang hier heroben sind fantastisch!
Achtung: auf dem Hochfelln gibt es kein frisches Wasser! Das Wasser für das Hochfellnhaus wird vom Tal in Kanistern heraufgebracht. Getränke gibt es im Hochfellnhaus zu kaufen.
Zur Kapelle gibt es noch eine interessante Geschichte: Während des Dritten Reiches befand sich auf dem Gipfel des Hochfelln eine Flugwachtstation. Deshalb war dieser gesperrt. Die Schätze der Kapelle waren derweil im Speicher des Hochfellnhauses verstaut. Als die Amerikaner zum Kriegsende auch die Station untersuchten, schaute auch einer der Soldaten in den Speicher, ob sich da noch SS-Leute versteckten. Durch den Luftzug bewegte sich das Marienbild, sodass der Soldat sofort losschoss. Die Einschusslöcher sind darin heute noch zu sehen…
Einkehren: Hochfellnhaus
Miss Tiger Alpen Traverse:
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Nächste Etappe: Überschreitung von Hochfelln und Hochgern nach Marquartstein
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