Abenteuerliche Pfade auf Hochplatte und Kampenwand
Kampenwand und Hochplatte sind wegen der Seilbahnen eigentlich stark frequentierte Gipfel. Doch es gibt auch alte, wunderschöne Pfade und Steige auf denen Du seltener jemandem begegnen wirst. Diese manchmal etwas abenteuerlichen Wege erfordern jedoch etwas Spürsinn und Trittsicherheit. Herrlicher Ausblick und kleine Klettereinlagen inbegriffen, auf dieser Wanderung von Marquartstein nach Aschau im Chiemgau.
♥ Starthaltestelle: RVO-Bus Marquartstein Rathaus 542 m, über Bahnhof Prien oder Übersee
♥ Zielbahnhof: Aschau (Chiemgau) 615 m
♥ Dauer: 7,5 Stunden
♥ Länge der Wanderung: 17,4 km
♥ Höhenmeter: 1.410 m
♥ max. Höhe: 1.664 m
♥ Anforderungen: Orientierung, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, leichte Kletterei (II) oder Variante
♥ Einkehren: 4 Hütten
Von der Bushaltestelle Marquartstein-Rathaus siehst Du hinter demselben und der Kirche schon das erste Ziel dieser Wanderung, den Gipfel der Hochplatte.
Links der Kirche beginnt unser Weg mit dem Kirchweg. Weiter geradeaus, an der Realschule vorbei, und auf Höhe des Sportplatzes rechts in den Spazierweg nach oben abbiegen. Links halten, dann, wenn der untere Weg hinzukommt, erst rechts hinauf, dann links zur Hofkapelle.
Ab hier führt ein hübsch angelegter Weg, nur ganz leicht an Höhe gewinnend, um den Hügel herum, Richtung Talstation Hochplattenbahn. Nach einem guten Kilometer trifft der auf eine Schotterstraße. Gegenüber beginnt ein nicht ausgeschilderter Waldweg. Der steigt in westlicher Richtung den Hang hinauf und wird nach einem Holzplatz zum Pfad.
Hausleitensteig zur Hochplatte
Wir befinden uns nun auf dem alten Hausleitensteig zur Hochplatte. Rote Strichmarkierungen erleichtern die Wegfindung. Bald geht es im Zickzack durch den schönen Bergwald, in steter aber angenehmer Steigung, zur Schulter hinauf. Hier siehst Du zur Staffnalm hinüber und zur Bergstation der Hochplattenbahn.
Ein Stück weiter im Buchenwald fallen mir die gebogenen Stämme auf. Der Weg teilt sich nun, anfangs etwas unmerklich. Auf dem linken Pfad erreichst Du bald einen Aussichtsfelsen mit Blick nach Süden. Etwas unterhalb liegt der Teufelstein, rechts oben der Gipfel der Hochplatte.
Die Bäume werden immer niedriger. Schließlich erreichst Du die Latschenfelder. Der Pfad schlängelt sich nur noch kurz zum Gipfelkreuz der Hochplatte (1.586 m) hinauf.
Die Hochplatte steht mit ihrem kegelförmigen Gipfel ziemlich isoliert, und bietet daher einen herrlichen Rundumblick, bis weit ins Hochgebirge hinein. Die Berge sind Richtung Süden heute leider wolkenverhangen. Nicht einmal das Kaisergebirge ist zu sehen. Dafür schweift mein Blick weit, weit ins Alpenvorland hinaus.
Im Westen ragen die markanten Felsriegel der Kampenwand aus dem Grün, meinem nächsten Ziel. Das Stück Weg dorthin auf der Almstraße ist gut zu erkennen. Übrigens bin ich auch heute wieder ganz allein unterwegs und bin bis hierher auch noch niemand anderem begegnet!
Abstieg von der Hochplatte Richtung Kampenwand
Nach ausgiebiger Rast geht es nun Richtung Norden (!) durch die Latschen hinunter zu den Hochplattenalmen.
Am Sattel zur Haberspitz treffen wir auf die Almstraße. Hier begegnen mir nun eine Menge Mountainbiker. Rechts würde es wieder nach Marquartstein hinunter gehen. Ich aber wandere links, bis zur Piesenhauser Hochalm (1.326 m) leider auf der Schotterstraße, weiter.
Diese nette Hütte lädt zur ersten Einkehr ein, mit Blick von der Terrasse bis zu Großglockner und Großvenediger. Am Wassertrog kann frisches Trinkwasser aufgefüllt werden.
Hinter der Hochalm wird der Weg wieder schmaler und zieht zum Hochalpenkopf hinauf. Hier habe ich einen schönen Blick zurück auf die Hochplatte und das von dort zurückgelegte Wegstück.
Aufstieg zum Kampenwand Ostgipfel
Nurmehr ein schmaler Pfad schlängelt sich durch blühende Beerenfelder und unterhalb der Felswände des Raffen Richtung Kampenwand. Stellenweise ist schon hier Trittsicherheit gefordert.
Dann steigt der Pfad zwischen verkrüppelten Bäumen zu einer Wegkreuzung hinauf. Links geht es direkt zur Sonnenalm, rechts über die Hochplattenscharte zur Steinlingalm. Zur Kampenwand aber geradeaus!
Über ein leider sehr kurzes seilgesichertes Kletterstück wird ein Felsaufschwung gemeistert. Dann ist bereits das riesengroße Gipfelkreuz der Kampenwand zu sehen.
Eine gute halbe Stunde gehört der Gipfel der Kampenwand (1.664 m) mir ganz allein. Ich kann mich an der wilden Wolkenstimmung, dem Blick in die Ferne und den Flugkünsten der Bergdohlen nicht sattsehen. Pures Gipfelglück!
Etwas unterhalb des Gipfels öffnen sich nach Westen die Kaisersäle, eine Folge von Schluchten zwischen steiler Felswänden, die den Eindruck von steinernen Gemächern vermitteln.
Abstieg von der Kampenwand durch die Kaisersäle
Durch diese Kaisersäle geht es nun weiter. Doch um dorthin zu gelangen musst Du erst nördlich unterhalb des Gipfels zu einer etwas ausgesetzten, aber seilversicherten Stelle. Einem beliebten Fotomotiv. Im Hintergrund leuchtet der Chiemsee als Spiegelfläche der Wolken.
Ich denke nicht nur mir macht es Spaß, durch diese beeindruckende Felslandschaft zu steigen. Und so manche Passagen laden einfach ein, sich ein wenig mehr Zeit zu nehmen und ein bisschen mehr herumzuklettern.
Beim Blick zurück ragt der von der Sonne angestrahlte Gipfel der Kampenwand aus den schattigen Felswänden, wunderschön!
Schließlich öffnen sich die Kaisersäle Richtung Norden. Hier führt der Kampenwandsteig über Geröllhalden hinunter zur Steinlingalm. Wer nicht absolut trittsicher ist und ungesicherte Kletterstellen im II. Grad beherrscht, sollte hier nun absteigen.
Wer es gern einsamer und abenteuerlicher mag, dem empfehle ich den Südwandsteig durch die Schlechinger Scharte.
Über die Schlechinger Scharte auf die Südseite
Ich lasse den Abstieg zur Steinlingalm rechts liegen und steige weiter westwärts durch die Kaisersäle. Hier liegen immer bis weit in den Sommer Restschneefelder.
Gleich nach der letzten Schlucht geht es links zur Schlechinger Scharte hinauf (Gedenktafeln). Rechterhand befindet sich der Hauptgipfel der Kampenwand. Jenseits der Scharte ein Stück links unter den Felswänden queren und über die Felsstufen abklettern (IIer Stellen). Achtung auf loses Material und gebrochene Wurzeln!
Der Südwandsteig an der Kampenwand
Unterhalb der Felswände führt der Südwandsteig entlang. Er ist eigentlich als Zustieg zu den vielen Kletterrouten durch die imposanten Südwände der Kampenwand gedacht. Teils sind die Wände hier über 100 Meter hoch.
Es geht mal rauf, mal runter Richtung Westen. Die Steigspuren verlaufen teils über abschüssige bröselige Flächen. Konzentration und Trittsicherheit sind hier absolut notwendig.
Es folgen auch noch einige kleine Kletterstellen (I) in brüchigem Gelände, bevor der Südwandsteig zur Kampenhöhe hinaufführt (Zaunpfosten).
Auch wenn es durch ein etwas heikles Gelände geht, mag ich diese Variante lieber, als den meist überlaufenen Abstieg durch die Schotterhalden zur Steinlingalm.
Auch der Ausblick (nach Süden) lohnt sich. An Wochenenden kannst Du dazu noch manchen Kletterern zuschauen.
Hinter der Kampenhöhe geht es gemütlich zur Kampenwandhütte hinunter, und weiter westwärts zur Sonnenalm oder zur Möslarnalm. Hier oben gibt es mehrere Möglichkeiten einzukehren, je nach Lust und Laune.
Bei der Kampenwandhütte habe ich mir noch den hübschen Aussichtsplatz am Kreuz zur Rast ausgesucht.
Abstieg nach Aschau im Chiemgau
Vor der Bergstation der Seilbahn geht es schließlich Richtung Norden, den Wanderweg nach Aschau hinunter, das bereits im Tal zu sehen ist.
Du passierst den Hirschenstein, und wanderst dann die Winterskipiste hinunter. Lässt dabei aber die Gorialm rechts liegen.
Durch die Almwiesen folgst du geradewegs einem schmalen Pfad zu einer Waldschnaise hin. Weiter unterhalb trifft die Schnaise auf die stark von Mountainbikern befahrene Forststraße.
Du bleibst besser auf der Piste, bis zu einem kreuzenden Wanderweg, dem „Ziehweg“. Diesem links in den Wald folgen.
Dieser wunderschön angelegte Weg führt an weiteren Kletterfelsen vorbei, der Geißstiegwand. Er endet an einem Forstweg, dem Du nach rechts abwärts folgst. Nun immer geradeaus weiter, ein Stück Schotterstraße, dann wieder als Waldweg bis zum Beginn der Straße in Schlechtenberg.
Weiter, immer geradeaus, bis nach Aschau hinein. Dort dem Spazierweg entlang des Baches, über die Brücke und den Fußgängerweg weiter zur Bahnhofstraße folgen. Schließlich erreichst Du den Bahnhof Aschau im Chiemgau, hinter dem die Kampenwand weit hinten in der Abendsonne strahlt.
Einkehren: Piesenhauser Hochalm , Sonnenalm , Möslarnalm , Gorialm
WICHTIG !
Immer mehr Menschen zieht es in die Berge, um dort Erholung, Spaß oder ein Abenteuer zu finden. Das hat zur Folge, dass die Wege und Gipfel immer voller werden. Ich stelle Dir hier besondere Wege vor, die meist weder ausgeschildert sind noch Wegmarkierungen aufweisen. Diese Touren sind für die Menschen gedacht, die die Stille suchen, und wenn es still und einsam genug ist, sich auch über Begegnungen mit dem ein oder anderen tierischen Alpenbewohner freuen.
Für mich ist es erstaunlich, dass die Meisten Wanderer, die mir so begegnen, unaufhörlich reden. Außer sie sind allein unterwegs. Dabei drehen sich diese Unterhaltungen meist nicht um die Schönheit und Besonderheiten der umgebenden Natur und Bergwelt. Es geht um Probleme, mit den Partnern, den Nachbarn, den Kollegen, den Freunden… all der Ballast, den diese Menschen doch einmal loswerden könnten, wird hier in die Berge mitgenommen und breitgetreten.
Wenn ich mit meinen Gedanken so intensiv bei diesen Problemen bin, dann bin ich NICHT HIER! Ich bin nicht im Hier und Jetzt. Ich bin dann Dort, in den Problemen, mittendrin! Und lasse noch alle die vor oder hinter mir wandern daran teilhaben, ob sie wollen oder nicht…
Ich möchte Dich bitten, wenn Du die ein oder andere meiner Tourenvorschläge erwanderst, Dich auf die Ruhe und Stille einzulassen, und diese auch zu berücksichtigen. Daneben sollte es selbstverständlich sein, dass Du Deinen Müll auch wieder vollständig mit vom Berg hinunternimmst. DANKE DIR !
Miss Tiger Alpen Traverse:
Vorherige Etappe: Überschreitung von Hochfelln und Hochgern nach Marquartstein
Nächste Etappe: Von Aschau über den Laubenstein zur Hochries
Wanderungen ohne Auto in der näheren Umgebung:
- Gedererwand – einsames Gipfelvergnügen von Aschau
- Laubenstein – unbekanntes Gipfelvergnügen von Aschau
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- Überschreitung von Hochries, Feichteck und Heuberg nach Nußdorf am Inn
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4 Replies to “Abenteuerliche Pfade auf Hochplatte und Kampenwand”
Liebe Schamanin, ein wunberbarer
Blog. Und schön gemacht. Aber
Immer schön festhalten beim Klettern, die MKG braucht Dich?
LG. Nikos
Dankeschön, lieber Nikos, ich pass auf 😉 liebe Grüße
Ein tolle Wanderung mit kleineren Klettereien. Wunderschön!
Hallo Miss Tiger,
letzten Samstag bin ich den Hausleitensteig gegangen. Sehr schöner Weg, mit noch stellenweise wunderbaren Blumen! Ich hatte mich sehr gefreut, bei Dir eine gute Beschreibung des Startpunkts zu finden.