Wanderung: Überschreitung vom Hochfelln zum Hochgern
Zweiter Teil der wunderschönen Durchquerung der Chiemgauer Berge von Ruhpolding nach Marquartstein, über Hochfelln und Hochgern. Nette Hütten und herrliche Aussichtspunkte liegen auf dem Weg.
♥ Start: Gipfel des Hochfelln ( 1.674 m) siehe Teil 1
♥ Ziel: Haltestelle RVO-Bus Marquartstein Rathaus 545 m, nach Bahnhof Prien oder Übersee
♥ Dauer: 8 Stunden
♥ Länge der Wanderung: 16 km
♥ Höhenmeter Aufstieg: 780 m
♥ Höhenmeter Abstieg: 1.688 m
♥ max. Höhe: 1.748 m
♥ Anforderungen: Trittsicherheit, Ausdauer
♥ Einkehren: 4 Hütten
Vom Gipfelkreuz des Hochfelln (siehe 1. Teil) geht es an der Tabor Kapelle vorbei Richtung Süden. Mit wunderschönem Blick in die Bergwelt.
Diese Richtung beibehaltend, führt ein Steig links in die Latschen hinein (der „Hochfelln-Rundweg“ schwenkt hier nach rechts ab). Kurz darauf läuft mir ein Murmeltier über den Weg.
Über Latschenwurzeln und Felsstufen geht es bergab bis zu einer kleinen Scharte. Dem Steig zum Thoraukopf folgend, quere ich unter malerischen Felstürmen Richtung Westen.
Abstieg zur Hinteralm
Der Weg führt am Thoraukopf rechts vorbei zu einer Wegkreuzung. Vor mir liegt der Weissgrabenkopf mit seinen Abbrüchen und großen Schotterlawinenrinnen; dieser „weiße Graben“ gab ihm wohl seinen Namen.
Rechts geht es nun in einigen Serpentinen durch den schönen Bergwald hinunter, bis zu der Stelle, an der die große Lawinenrinne in einen verbauten Gebirgsbach übergeht. Der Pfad quert den Bach und mündet in eine Schotterstraße. Leider muss ich nun, manchmal etwas steil, auf dieser Straße bis ins Eschelmoos hinunter. (Solche Straßen mag ich gar nicht als Wanderwege!) Vor mir liegt das nächste Ziel: der Gipfel des Hochgern.
An der Wegkreuzung im Eschelmoos hat man den tiefsten Punkt zwischen Hochfelln und Hochgern erreicht: 1.073m. Beim Blick zurück ist der Gipfel des Hochfelln sehr gut an der hellen Kapelle zu erkennen.
Aufstieg zum Hochgern
Erst geht es rechts ein Stück Richtung Nordwest, dann zweigt links hinauf die Zufahrt zur Hinteralm ab. Bevor der Aufstieg zum Hochgern beginnt könnte man bei dieser netten Alm einkehren, und nochmal Kraft tanken.
Vor der Hinteralm zweigt links der markierte Aufstiegsweg zum Hochfelln ab.
Ca. 250 Höhenmeter weiter oben gelangen wir zur nächsten Alm, der Bischofsfellnalm. Auch hier könnte man einkehren, zu almtypischen Speisen und Getränken.
Der Weiterweg quert die Alm unter dem Gipfelhang des Hochgern. Weit hinten leuchtet der Hochfelln, der Startpunkt dieser Etappe.
Vor ein paar Felsen zieht der Weg zu einer Wegkreuzung hinauf. Hier rechts weiter, im Zickzack die steile Flanke zum Gipfel des Hochgern hinauf. Erst noch im Wald, dann ist die Baumgrenze erreicht.
Da ich selbst heute NICHT am Hochfelln übernachtet habe, sondern von Ruhpolding aus durchgegangen bin, fallen mir die letzten Meter zum Grat hinauf ziemlich schwer. Doch die Aussicht auf den baldigen Sonnenuntergang verleiht mir Kraft.
Die Stimmung ist gigantisch! Einige wenige Menschen sind mit mir noch am Gipfel. Wir sitzen stumm und staunen…
Sonnenuntergang am Hochgern
Am Nebengipfel des Hochgern (1.748 m) steht eine Mini-Kapelle. In ihrem Inneren wird das Gipfelbuch aufbewahrt.
Rundherum ein fantastisches Panorama. Die untergehende Sonne färbt die Tausenden von Gipfeln in Rot und Goldtöne.
Dann ist sie zwischen Zwölferspitz und Chiemsee am Horizont verschwunden. Es wird kalt, ein eisiger Wind fegt über den Gipfel. Nein, hier kann ich nicht bleiben.
Biwak am Hochgern
Da ich es zum Hochgernhaus nicht mehr schaffe, steige ich am Wiesengrat entlang tiefer. Am Sattel zwischen Hochgern und der markanten Zwölferspitz finde ich eine windgeschützte Mulde, in die ich mich auf meiner Isomatte in meinen Schlafsack kuschele.
Ich fühle mich wohl, trotzdem ich, als Frau, hier oben völlig allein bin. Öfters wache ich auf, weil ich Krämpfe in den Beinen habe. Jedoch leuchten über mir keine Sterne, auf die ich mich eigentlich auch gefreut hatte. Stattdessen beginnt es ab halb Vier zu regnen, und durch die Feuchtigkeit wird mir kalt. Ich hab keinen dichten Biwaksack dabei, nur einen Schirm. Also packe ich gegen Vier Uhr meine Sachen zusammen und stolper bei Stirnlampenlicht unter meinem Schirm weiter.
Sonnenaufgang an der Zwölferspitz
Da bemerke ich im Osten einen tiefroten Streifen. Der Sonnenaufgang kündigt sich an! Bald benötige ich auch keine Stirnlampe mehr. Und zum Glück wird auch der Regen weniger.
Ich suche mir am Sattel einen schönen Beobachtungsplatz, und setze mich, eingehüllt in den Schlafsack, zum Frühstück auf den Felsen. Ich hab noch Butterbrot und Apfelschorle. Gibt es was Schöneres!?
Der Sonnenaufgang unterhalb der Wolkendecke zaubert magische Momente. Mit meinem Handy lassen sich die vielen zarten Strahlen und Schattierungen leider nicht einfangen.
Da kommen die ersten Wanderer vom Hochgernhaus herauf. Ich suche die Einsamkeit auf der Zwölferspitz:
An einer Weide am Sattel, wo der Weg Richtung Hochgernhaus absteigt, zweigen rechts Steigspuren ab. Die führen wieder zum Grat hoch, hinter dem Weidezaun an ihm entlang, und in den Wald hinein. Eventuell muss der Weidezaun auch an passender Stelle überstiegen werden. Nun folgt noch ein wenig Kraxelei (I) zum Gipfelkreuz der Zwölferspitz (1.633 m) hinauf.
Auch hier bietet sich ein wunderschönes Rundum-Panorama – und meist Einsamkeit. Im Osten die Gipfel der Durchquerung: Hochgern und Hochfelln links dahinter.
Abstieg nach Marquartstein
Vom Gipfel der Zwölferspitz in westlicher Richtung den Grat entlang auf einem Pfad absteigen, und dann links hinunter. Nahe einer kleinen Felswand mündet der Pfad wieder auf den Wanderweg zum Hochgernhaus.
Hier oben gibt es nun mehrere Möglichkeiten einzukehren und die schöne Aussicht nach Süden zu genießen. Das Hochgernhaus (1.461 m, mit Übernachtungsmöglichkeit), die Enzianhütte (1.414 m), und die hübsche Moaralm (1.400 m).
Die Almwiesen werden von Kühen wie von Murmeltieren geschätzt.
Auf der Alm-Schotterstraße geht es mit einigermaßen Knie-schonendem Gefälle abwärts Richtung Marquartstein.
Vor einer der Kehren fällt mir eine Quelle unter den Wurzeln eines großen Baumes auf: Kaltenbrunn. Später kommt man noch an der Agergschwendtalm (1.040 m) vorbei, die auch bewirtschaftet ist. Kurz danach lassen sich zwei Straßenkehren über schmale Pfade abkürzen. Am Wegesrand blühen die seltenen Türkenbund-Lilien.
Dann wieder der Beschilderung nach, erst wieder auf der Schotterstraße, dann links über einen Wanderweg zum Wanderparkplatz Marquartstein wandern. Die Burgstraße führt weiter hinunter ins Dorf, über die Tiroler Achen Brücke hinüber zum Ortskern.
Einkehren: Hochfellnhaus , Hinteralm , Bischofsfellnalm , Hochgernhaus , Enzianhütte , Moaralm , Agergschwendtalm
Miss Tiger Alpen Traverse:
Vorherige Etappe: von Ruhpolding am Grat entlang auf den Hochfellnvon Aschau übern Laubenstein zur Hochries
Nächste Etappe: Überschreitung von Hochplatte und Kampenwand von Marquartstein nach Aschau im Chiemgau
Wanderungen ohne Auto in der näheren Umgebung:
- von Ruhpolding am Grat entlang auf den Hochfelln
- Gedererwand – einsames Gipfelvergnügen von Aschau
- Laubenstein – unbekanntes Gipfelvergnügen von Aschau
- Idyllische Pfade von Aschau über den Laubenstein zur Hochries
- Überschreitung von Hochries, Feichteck und Heuberg nach Nußdorf am Inn
- Madonna und Drei Sennerinnen – schwieriger Weg zu einsamem Felskopf von Staudach
- Hochlerch Traumrunde auf geheimen Pfaden von Marquartstein
- Einsame Runde mit Wasserfall auf den Köstelkopf von Bergen
- Überschreitung von Streicher und Rauschberg von Inzell nach Ruhpolding auf wildromantischen Steigen
- von Piding über den Steinerne Jäger Steig zum Reichenhaller Haus am HOCHSTAUFEN
- Staufenüberschreitung vom Hochstaufen über den Zwiesel nach Inzell
- Überschreitung von Hochplatte und Kampenwand von Marquartstein nach Aschau auf abenteuerlichen Wegen