Wanderung ohne Auto: Zahmer Kaiser Durchquerung von Kufstein nach Walchsee
Lange, anspruchsvolle Wanderung durch das zahmer Kaiser Gebirge. Vom Kaisertal aus anfangs auf bequemen Wegen, und mit einigen Hütten zum Einkehren, dann auf schmalen, steinigen Pfaden eher einsam durch das Naturschutzgebiet Kaisergebirge auf die Pyramidenspitze (1.997m). Mit einigen leichten Kletterstellen folgt der Abstieg durch das imposante Winkelkar hinunter nach Durchholzen-Walchsee. Wunderschöne Aussicht auf die Wände des Wilden Kaisers, in die Zentralalpen und ins Voralpenland.
♥ Start- und Zielbahnhof: Bahnhof Kufstein 500 m ♥ Bus (4030 oder Stadtbus 1) bis Kaisertal ♥ Bus (4030) ab Durchholzen-Walchsee
♥ Dauer: Aufstieg 5 Stunden , Abstieg 3 Stunden
♥ Wanderung-Länge: 14 km
♥ Höhenmeter: 1.550 m
♥ max. Höhe: ca. 1.997 m
♥ Anforderungen: Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, leichte Klettersteigstellen, Ausdauer
♥ Einkehren: 3 Hütten
Aufstieg vom Kaisertal
Es hat die letzten Tage geregnet. Um 15 Uhr 30 bin ich mit der Arbeit fertig und schaue durchs Fenster: blauer Himmel! Es überkommt mich… ich muss „aufi“! In Windeseile packe ich meinen Rucksack und radel zum Bahnhof. Um 17 Uhr kommt der Zug in Kufstein an. Normal würde ich die drei Kilometer zum Kaisertal nach Sparchen zu Fuß gehen, doch die Zeit drängt. Ich nehme den Stadtbus.
Der Kaisertal-Aufstieg von Sparchen führt zu Anfang über etliche Stufen 150 Höhenmeter in die Höhe. Dann wird es gemütlicher. Sanft ansteigend geht es auf dem breiten Weg am Veitenhof vorbei, ein Stück asphaltiert, bis zur Abzweigung Ritzaualm / Vorderkaiserfelden.
Ein bisschen steiler verläuft nun der Aufstieg links hoch durch den Wald zur Ritzaualm, die in einer Mulde am Rücken des zahmer Kaiser liegt. Normalerweise sind hier immer sehr viele Wanderer unterwegs, doch nun, um diese Zeit, bin ich allein. Gegenüber die imposanten Wände des Wilden Kaisers, deren Gipfel noch in einer dunklen Wolkenwand stecken.
Die Sonne ist bereits am Untergehen und taucht die Bergwelt in goldenes Licht. Doch sehen kann ich sie nicht, da sie der Zehnerkopf noch verdeckt. Ich keuche den steilen Hang hinter der Ritzaualm hinauf und muss erkennen dass ich zu spät bin. Ein Zug früher, und ich hätte den wunderschönen Sonnenuntergang hier oben ausgiebig genießen können.
Vorderkaiserfelden am Zahmer Kaiser
Mit dem letzten Licht erreiche ich die Vorderkaiserfelden-Hütte (1.388m). Es ist kurz vor Acht. Der Wirt serviert mir trotzdem noch einen leckeren Spinatknödel mit Parmesan.
Meinen Schlafplatz ganz oben im Bettenlager darf ich mir selbst aussuchen. Der Raum unter dem Dach ist was für Zwerge, sonst kann hier Keiner aufrecht stehen. Mein mitgebrachter Hüttenschlafsack wurde unten gleich in eine Plastiktüte verpackt, wegen möglicher Bettwanzen. Denn die würden mittels der Hüttenschlafsäcke unbemerkt von einer Hütte zur Anderen gebracht. Mittlerweile sind die ein richtiges Problem. Nun erhalten Übernachtungsgäste einen Hütten-eigenen Hüttenschlafsack.
Ich habe gut geschlafen, keiner hat geschnarcht, und unten wartet ein reichhaltiges Frühstücksbuffet.
Doch sensationell ist der Blick von der Terrasse: Hunderte bis Tausende Gipfel reihen sich bis zum Horizont im zarten Licht der aufgehenden Sonne.
Zur Naunspitze
Hinter der Hütte beginnt der Aufstieg zur Pyramidenspitze, ein gut markierter, schmaler hübscher Pfad. Nach einigen Serpentinen zweigt links der kurze Zustieg zur Naunspitze (1.633m) ab.
Die Naunspitze fällt nach Norden hin steil ab, ist aber von Süden schnell erklettert und bietet ein fantastisches Rundum-Panorama.
Rund um Vorderkaiserfelden gibt es auch einige Sportklettertouren und -gebiete.
Zurück auf dem Hauptweg ist der nächste Gipfel bereits in Sicht: das Petersköpfl (1.745m), ein eher unspektakulärer ruhiger Latschengipfel.
Latschenlabyrinth Zahmer Kaiser
Ab dem Petersköpfl verläuft der Weg in ständigem Auf und Ab durch das Latschenlabyrith des Naturschutzgebietes Kaisergebirge Richtung Pyramidenspitze.
In der Ferne ist bereits der Gipfel der Pyramidenspitze zu sehen, unser nächstes Ziel. Im Süden die schroffen Felswände des Wilden Kaisers. Und hinter Dir präsentiert sich ein Gipfelmeer Richtung Westen.
Neben den Latschen gibt es zahlreiche Karsttrichter, um und durch die sich der Pfad schlängelt. Je näher wir der Pyramidenspitze kommen umso wilder wird die Landschaft.
Doch nur einmal, beim kurzen Abstieg vom Zwölferkogel zum „Vogelbad-Sattel“ muss eine leichte Kletterstufe überwunden werden, die mit einem Stahlseil gesichert ist.
Vom Vogelbad fällt übrigens eine steiles Schotterkar Namens „Eggersgrinn“ nach Norden durch die Felswände des Zahmen Kaisers ab. Da führt im Winter eine steile, schwere Skitour hinauf. Absteigen sollte man hier nur mit geeignetem hohem Schuhwerk.
Pyramidenspitze
Nur noch ein kurzer Anstieg über einen Grashang, und die Pyramidenspitze (1.998m) ist erreicht, der höchste Punkt der Wanderung.
Während der ausgiebigen Gipfelrast schweift der Blick über die imposanten Felswände des zahmen und wilden Kaisers bis zu den Dreitausendern der Alpenhauptkette.
Möchte man sich während des Aufstiegs durch die Latschen noch wundern, wie die Pyramidenspitze zu ihrem Namen kam, so macht sie beim Abstieg dem alle Ehre.
Abstieg über den Klettersteig
Gleich hinter dem Gipfelkreuz geht es fast senkrecht in die Tiefe. Nach einer kurzen Verschneidung führt eine Leiter aus Stahlbügeln hinab. Und dann ist der „Klettersteig“ auch schon wieder vorbei. Hier ein Klettersteigset anzulegen lohnt sich wenn nur für Anfänger und Kinder.
Der anschließende Steig hat es in sich. Schmal und sehr steil führt er zwischen Jovenspitze und Pyramidenspitze durch die Felsrippen bergab.
Einige ausgesetzte Stellen wurden mit Drahtseilsicherungen entschärft, aber nicht Alle. Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind vonnöten! An Feiertagen und Wochenenden empfiehlt sich wegen der Steinschlaggefahr durch die anderen Wanderer ein Steinschlaghelm!
Das Ambiente ist großartig. Während des Abstiegs bin ich allein und kann die Felslandschaft so richtig genießen.
Der Steig mündet unten in der Felsarena des Winkelkars. Rundherum streben mächtige Felswände in die Höhe. Nach einem Schotterfeld setzt sich die Wanderung als netter Pfad in mäßigem Gefälle fort.
Etwas unterhalb kann ich Gämsen entdecken. Sie ziehen in mehreren Gruppen auf Kräutersuche durch die Schottermuren.
An der Winkelalm geht es geradeaus weiter, stets auf schmalen Wanderwegen weiter, den Almweg querend, bis zur Großpoiteralm. Ab hier auf Almweg, dann auf der Kotlacke Straße hinunterwandern nach Durchholzen-Walchsee zur Bushaltestelle in Ortsmitte.
Einkehren: Veitenhof , Ritzaualm , Vorderkaiserfelden-Hütte
Anmerkung: Ich habe diese Wanderung verteilt auf 1 1/2 Tage unternommen, mit Übernachtung in Vorderkaiserfelden, da ich dort den wunderschönen Sonnenuntergang wie Sonnenaufgang erleben wollte, für den die Hütte bekannt ist. Die Tour ist jedoch auch an einem einzigen Tag machbar.
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