Mit Bahn und Bike: Kranzhorn übers Erler Herz
Das Kranzhorn liegt genau auf der Grenze zwischen Bayern und Tirol, deshalb gibt es auf seinem Gipfel auch gleich zwei Gipfelkreuze. Der Anstieg auf der Westseite über das sagenumwobene Erler Herz ist zwar etwas steil, aber einsamer und idyllischer als der Normalweg vom Wanderparkplatz Erlerberg (905 m)
♥ Start- und Zielbahnhof: Oberaudorf 482 m
♥ zum Startpunkt in Erl-Scheiben mit Fahrrad: 5 km
♥ Dauer: 5 Stunden
♥ Anforderungen: Trittsicherheit
♥ Höhenmeter: 880 m
♥ max. Höhe: 1.365 m
♥ Länge: 10 km Fahrrad + 9 km Wanderung
♥ Einkehren: Kranzhornalm
Da das Kranzhorn eher ungünstig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist, nehme ich mir für die Anfahrt vom Bahnhof Oberaudorf über den Inn nach Erl in Tirol ein Fahrrad im Zug mit. (Das Tagesticket für ein Fahrrad kostet 5,50 Euro.)
Vom Bahnhof Oberaudorf auf der Reisacherstraße nordwärts bis zum Ende in einer Kurve. Hier zweigt rechts ein schmaler Weg zum Auerbach ab. An diesem unter der Bahn durch und flussabwärts entlang bis zur Brücke. Hinüber und parallel zur Autobahn nordwärts bis zur Autobahnunterführung. Hindurch und ein Stück wieder südwärts zur hölzernen Inn-Zollbrücke. Die Grenze zwischen Bayern und Tirol verlaüft hier in der Mitte des Flusses.
Nun auf der Tiroler Seite der Zollhausstraße Richtung Norden folgen. Bevor die Straße nach Erl ansteigt links abbiegen, an einem Industriegelände vorbei, über einen Bach und dann in der Kurve links auf die hübschen Bauernhäuser von Unterweidau zu, über denen bereits das Tagesziel, das Kranzhorn zu sehen ist.
Über die Felder nach Erl, durch den malerischen Ort und weiter zum Ortsteil Scheiben. Gleich am Ortseingang rechts zum Beginn des Kranzhorn-Aufstieges bei einem Gatter. Hier das Fahrrad parken.
Aufstieg zum Kranzhorn
Der Beschilderung und den frischen Markierungen zum Kranzhorn folgen: Den Wiesenhang hinauf zum Erler Höhenweg. Hier hast Du schon einen wunderbaren Ausblick in das Inntal und auf das Kaisergebirge. Die Felsbrocken auf der Anhöhe sind Hinterlassenschaften des Gletschers, der einst das Inntal formte.
In einem Waldstück mit Kiefernbäumen kommst Du an der Quellregion des Erler Herzens vorbei, einem sagenumwobenen Ort. Zwischen Kienberg und Kranzhorn sollen die Gletscher nach der letzten Eiszeit auch einen See hinterlassen haben, mit kristallklarem Wasser. Doch der war plötzlich im Berg verschwunden. Stattdessen sprudelte nun kristallklares Wasser aus dem Erler Herz, einem felsigen Steilhang in Herzform oberhalb von Erl. Seither schöpfen die Bewohner aus dieser Quelle ihr Wasser. Das Wasser schmeckt herrlich!
Kranzhornsteig
Ein Stück weiter beginnt in der zweiten Linkskurve der Kranzhornsteig. Nun geht es erst durch einen schönen Buchenwald steil hinauf, kreuzt den Forstweg, und quert dann im Bergwald unterhalb von Felswänden. Solch auffälliges Wuchsverhalten von „Hexen-Bäumen“ deutet übrigens auf Wasseradern hin, die es im Bereich des Erler Herz ja auch wirklich gibt.
Noch zweimal kreuzt der Wanderweg einen Forstweg, dann quert er wieder nach Osten. Sobald Du kurz vor der Kranzhornalm aus dem Wald kommst, zweigt links ein unscheinbarer Pfad ab, und steigt am steilen Hang hinauf. Hier wachsen gerade prächtige intensiv blaue Enzian. Die kleinen Schusternagerl, wie die großen echten Alpenenzian. Dazu ein herrliches Panorama!
Kranzhorn: Gipfel mit zwei Kreuzen
Bald trifft der Pfad den Gipfelsteig von der Kranzhornalm, die Du unter Dir in einer Mulde entdecken kannst. Du erreichst nun den Gipfel des Kranzhorn von hinten, über ein kurzes gesichertes Steigstück. Links und rechts geht es steil in die Tiefe. Über den Schiffsbugartigen Gipfel verläuft die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich, weswegen das Kranzhorn zwei Gipfelkreuze hat: Tirol das Hölzerne, Bayern das Glänzende.
Der Ausblick von hier oben ist fantastisch, über den zahmen und den wilden Kaiser weit zu den weißen Gipfeln der Zentralalpen hinein, und über die Gipfel des Mangfallgebirges, während tief unten Inn und Autobahn dahinfliessen.
Kurz unter dem Gipfel befindet sich eine kleine Kapelle aus dem 17. Jahrhundert. Die Figur des Heiligen Josef soll während des zweiten Weltkrieges die Felswand hinuntergeworfen, aber später von einer Sennerin unten wieder entdeckt worden sein, völlig unversehrt!
Abstieg:
Nach einer ausgiebigen Gipfelrast bietet sich eine Einkehr in der netten Kranzhornalm an, um dich für den Abstieg zu stärken.
Hinter der Alm führt ein Pfad (Richtung Erl über Kranzhornsteig) um den Hügel herum und trifft dann wieder auf unseren Aufstiegsweg.
Alternative: Oder Du möchtest etwas weiter, aber weniger steil, über die Bubenau nach Erl hinunter wandern.
Auch wenn ich auf dieser Wanderung den Kranzhornsteig bereits hinaufgestiegen bin, fallen mir nun beim Abstieg wieder andere Details auf, wie zum Beispiel die hübschen Akeleiblüten, oder der Duft der Maiglöckchen am Wegesrand.
Unten angekommen strahlt nun die Sonne auf den Westhang des Kranzhorn, sodass das Erler Herz jetzt gut zu erkennen ist.
TIPP: Bei der Rückfahrt mit dem Fahrrad empfiehlt sich noch ein kleiner Abstecher zur blauen Quelle. Diese wurde bereits 1926 in Tirol zum Naturdenkmal erklärt. Es handelt sich um eine Karstquelle in einem Quellteich mit einer unglaublich leuchtend türkisblauen Farbe. Das Wasser sprudelt mit 700 Litern pro Sekunde und stets gleichbleibender Temperatur von 8 Grad aus den Tiefen der Erde. Dieses Naturwunder befindet sich hinter dem Hotel-Gasthof Blaue Quelle, am Mühlgraben 52, ein Stück bevor die Straße den Inn erreicht.
Erl ist übrigens der Ort mit den ältesten Passionsspielen im deutschsprachigen Raum. Seit 1610 wird hier alle 6 Jahre das Leben Jesus Christus von fast 600 Darstellern auf die Bühne gezaubert. 2019 ist es auch wieder soweit!
Info: Erler Sagen Fahrplan: Bahn
Einkehren: Kranzhornalm
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