Neufundland: Elche im Cape Breton Highlands Nationalpark
Der Cape Breton Highlands Nationalpark umfasst fast 1000 Quadratkilometer eines waldreichen Plateaus, dessen zerklüftete Ränder steil in den Atlantik abfallen. Der Cabot Trail, eine wunderschöne Panoramastraße, schlängelt sich erst an der Westküste entlang, dann am Rand des Nationalparks quer durch die Insel, und dann die Ostküste wieder hinunter. Das Innere des Parks ist Schutzgebiet und nicht zugänglich.
Vom Cabot Trail aus gibt es 26 ausgewiesene Wanderwege, von 2 bis 14 Kilometern Länge (einfach), entlang der Küste oder auch ein Stück ins Parkinnere hinein.
Wir haben uns den Skyline ausgesucht (10 km/120 Höhenmeter): ein breiter bequemer Rundwanderweg führt zwischen hohen Farnen durch den lichten nordischen Wald. Da es hier Schwarzbären und Kojoten geben soll haben wir uns gleich zu Beginn dicke Stöcke zu unserer Verteidigung gesucht. 2009 war auf diesem Weg die kanadische Sängerin Taylor Mitchell von zwei Kojoten tödlich verletzt worden…
Wir begegnen weder Kojoten, Bären, noch Elchen, doch habe ich trotzdem Angst um meine beiden Kinder bekommen:
Der Weg nähert sich nämlich immer weiter den Küstensteilhängen, bis zur namensgebenden Skyline: einem Holzsteg, der abgetreppt nach unten bis zu einer Holzplattform am Rand einer senkrechten Klippe führt. Bei schönem Wetter hat man von hier einen gigantischen Blick auf die berühmte Küstenlinie des Cape Breton und den Cabot Trail, und kann mit etwas Glück im Meer sogar Wale beobachten.
Doch während unserer Wanderung hat sich der Himmel verdunkelt und erste dicke Regentropfen klatschen auf den Boden. Zusätzlich brausen plötzlich Sturmböen in Orkanstärke heran und drohen uns von der Klippe zu blasen. Der glitschige Steg bietet keinen Halt mehr. Mein Sohn packt meine Tochter und kämpft sich mit ihr neben dem Steg nach oben, während ich schon auf allen Vieren gegen den Wind weiterkrabbele.
Puhhh… Die Kinder lachen mich aus. Mir aber ist wirklich ganz anders geworden. Später erfahren wir, dass diese Klippe berüchtigt ist für die landauswärts fallenden starken Winde. Der Rückweg ist dann ein netter kleiner Pfad, windgeschützt durch die Bäume.
Fünf Kilometer weiter treffen wir auf den nächsten Wanderweg. Er beginnt an einer Schleife des Cabot Trails, mehr im Inneren des Cape Breton Nationalparks.
Auf einer Anhöhe schlängelt sich ein Holzsteg idyllisch über eine Sumpffläche. Links und rechts des Steges wachsen Orchideen und fleischfressende Pflanzen, viele Vögel sind zu sehen.
Auf einem Schild werden die unterschiedlichen Arten beschrieben. Ich lese laut vor:
„ …hier ist auch einer der Lieblingsplätze von Elchen…“ Ich schaue auf und ergänze: „wie zum Beispiel dem hier…!“
Die Kinder lachen… bis sie sich umdrehen!
Eine Elchkuh mit ihrem Jungen schaut unsicher zu uns herüber.
Wie riesig diese majestätischen Tiere sind!!!
Ich habe gelesen, dass sie sehr gefährlich werden können, wenn sie sich gestört fühlen. Ganz langsam gehen wir auf Abstand… und sind überglücklich. Unsere erste Begegnung mit den wilden Tieren des Nordens!
Es beginnt zu dämmern und zu nieseln. Wir fahren den Cabot Trail noch ein paar Kilometer weiter bis zum MacIntosh Brook. Hier kann man sein Zelt auf eine kleine Wiese neben einem Bach stellen. Es gibt sogar eine Wasserstelle und ein Toilettenhäuschen. Ein Wohnmobil steht bereits dort, doch keine Menschenseele ist zu sehen. Da es immer stärker regnet, weichen wir zum Kochen ins Toilettenhäuschen aus…
Mein Reisebericht:
- Halifax, Titanic und der Leuchtturm
- Cheticamp am Cape Breton Nationalpark
- Die Elche vom Cape Breton
- Eule, Wasserfall und Nebel
- Philosophie und Regen am Middle Head
- Fähre nach Neufundland
- Sonnenuntergang an der Bay of Islands
- Orcas und Frühstück am Strand
- unser Western-Brook-Pond Fjord Drama
- die einzigartige Mondlandschaft der Tablelands
- Felsformationen der Arches und Wanderung am Cow Head
- Gipfelglück mit Elchen am Gros Morne
- Crow Head und die ersten Eisberge
- die wilde Luxus- und Künstler-Insel Fogo Island
- Terra Nova – tolle Aussicht am Malady Head
- Terra Nova – die Giftpflanzen am Ochre Hill
- Ein Felsen für 70 Tausend Seevögel
- der Zauber von Avalon
- Twillingate an der Iceberg Alley
- Whalewatching – Begegnung mit dem Minkwal
- Von den letzten Indianern