Neufundland: Gipfelglück mit Elchen am Gros Morne
Der Gros Morne ist mit 808 Metern einer der beiden höchsten Berge Neufundlands. Der Gipfel ist ein einst von Gletschern geschliffener, runder Rücken; der Weg dorthin nicht sonderlich anspruchsvoll. Doch sollte dieser Berg wegen der Wetterkapriolen auf Neufundland nicht unterschätzt werden. Es wird dort eindringlich vor dem Verlust der Orientierung durch plötzlichen Nebel gewarnt.
Ich habe mir die Karte genau angeschaut: Im Norden des Gros Morne befindet sich ein langer Fjord, der Ten Mile Pond. Laut Höhenlinien fallen an dessen Ufern ebenfalls Steilwände von den umliegenden Plateaubergen herab; vielleicht könnten wir da Oben einen ähnlichen Blick für meine Tochter entdecken, wie an dem berühmten Felsen am Ende des Western Brook Ponds. (Den wir ja unglücklicherweise nicht erreichen können, siehe: unser Western Brook Pond Drama.) Der Regen hat zwar aufgehört, doch der Himmel ist wolkenverhangen. Wir können ja umdrehen, wenn es die Wetterlage erfordern sollte.
Erst geht es im Wald an einem Bach entlang. Je höher wir kommen, desto niedriger werden die Bäume, und lichter. Unten gab es noch viele Laubbäume, besonders Birken. Weiter oben sind es nur noch krüppelige, windschiefe Nadelbäume, mit kurzen Nadeln und Zweigen, die Tuckamores. Frost und Wind geben ihnen ihre typische Form.
Es ist ein netter Wanderweg, manchmal mit angelegten Holztreppen oder -Stegen. Es gibt sogar Toiletten-Verschläge mit Hinweisschildern nach einem und zwei Drittel des Weges. Eine gute Idee, finde ich!
In unserem Rücken leuchten die Tablelands zu uns herüber. Von hier aus ist es besonders gut zu erkennen, dass sie etwas Außergewöhnliches sind und aus der übrigen Landschaft herausstechen.
Wir erreichen ein Hochtal mit ein paar Wassertümpeln. Danach geht es über Geröllfelder etwas anspruchsvoller weiter. An einem kleinen Bergsee machen wir Rast. Die Wolken hängen immer tiefer.
Nebel am Gipfel des Gros Morne
Am Sattel kurz unterhalb des Gipfels stecken wir dann im watteweißen Nebel und es beginnt zu schneien. Meine Tochter kann es nicht fassen. Schon wieder scheint ihr verwehrt zu werden, wonach sie sich die ganze Zeit sehnte. Tränen rinnen über ihre Wangen, doch sie will sich nicht geschlagen geben und verschwindet zornig im mannshohen Gestrüpp, abseits des Weges. Ich steige ihr beunruhigt hinterher.
Da hören wir plötzlich ihren Glücksschrei. Und da steht sie, ein paar Meter weiter, mit ausgebreiteten Armen auf einem Felsbrocken. Die Wolken verziehen sich ein wenig und geben wirklich den Blick auf den Ten Mile Pond frei.
Zahlreiche Wasserfälle donnern an den gegenüberliegenden Felswänden in die Tiefe. Unten das tiefblaue Wasser des Fjords.
Die wabbernden Wolken bieten uns ein Wechselspiel aus Regen, Schnee und sogar sonnigen Momenten, während wir glücklich diese großartige Landschaft genießen. Sogar eine Elch-Mutter mit ihrem Jungen lässt sich sehen. Dann zieht es wieder zu und ich dränge auf den Abstieg solange wir noch etwas erkennen können.
Kurz bevor wir wieder den kleinen Bergsee erreichen, quert eine andere Elch-Kuh mit ihrem schon etwas größeren Kalb unseren Weg. Elchkühe sollen besonders gefährlich und aggressiv sein, wenn sie glauben dass ihr Nachwuchs gefährdet sei. Also bleiben wir auf Abstand. Ich fühle ähnlich hier, als Mutter unterwegs mit meinen beiden Kids…
Weiter unten haben wir wieder freie Sicht, auf die Fjordlandschaften des Gros Morne Nationalparks, und machen eine kleine Pause.
Bei dieser Wanderung zum Gipfel des Gros Morne und wieder hinunter ist es wichtig genug zu Trinken, mind. 2 Liter pro Person, und auch seine eigene Brotzeit mitzunehmen. Für die 15 Kilometer braucht man schon an die 8 Stunden.
Wildlife
Außer den Elchen rund um den Gipfelbereich, entdecken wir auch zahlreiche Vögel in den Bäumen, Frösche bei den Tümpeln und auch ein Hase hoppelt vorüber. Wieder unten angekommen fällt mir eine Telefonzelle auf, die von einem Vogelpaar wohl in vorläufigen Besitz genommen wurde… nun „out of service“!
Karte der Wanderung:
Crow Head und die ersten Eisberge
Mein Reisebericht:
- Halifax, Titanic und der Leuchtturm
- Cheticamp am Cape Breton Nationalpark
- Die Elche vom Cape Breton
- Eule, Wasserfall und Nebel
- Philosophie und Regen am Middle Head
- Fähre nach Neufundland
- Sonnenuntergang an der Bay of Islands
- Orcas und Frühstück am Strand
- unser Western-Brook-Pond Fjord Drama
- die einzigartige Mondlandschaft der Tablelands
- Felsformationen der Arches und Wanderung am Cow Head
- Gipfelglück mit Elchen am Gros Morne
- Crow Head und die ersten Eisberge
- die wilde Luxus- und Künstler-Insel Fogo Island
- Terra Nova – tolle Aussicht am Malady Head
- Terra Nova – die Giftpflanzen am Ochre Hill
- Ein Felsen für 70 Tausend Seevögel
- der Zauber von Avalon
- Twillingate an der Iceberg Alley
- Whalewatching – Begegnung mit dem Minkwal
- Von den letzten Indianern