Neufundland: die wilde Luxus- und Künstler-Insel Fogo Island
Es klingt wie ein Märchen: Eine arme Fischersfamilie verlässt mit ihren 6 Kindern ein felsiges, sturmumtostes Eiland im Nordatlantik um auf dem Festland ihr Glück zu suchen. 30 Jahre später kehrt die Tochter als Multimillionärin zurück, um ihrer kleinen Heimat-Insel zu Ansehen und Wohlstand zu verhelfen. Ihre Idee: Luxus und Kunst auf Fogo Island zu etablieren.
Fogo Island ist 25 Kilometer lang und 14 Kilometer breit, und 20 Kilometer entfernt von der Küste, im Norden Neufundlands gelegen. Es finden sich hier elf kleine Dörfer in einer rauen, kargen Landschaft. Vor der Küste treiben Eisberge. Zita Cobb war hier einst in einem Haus ohne Strom und Wasser aufgewachsen. Die Familie lebte vom Fischfang, seit acht Generationen. Nun hat sie hier am Ende der Welt ein 5-Sterne Luxus-Hotel mit einer besonderen Architektur errichten lassen, das Fogo Island Inn.
Eine kleine Auto-Fähre bringt uns von Port Albert zur Insel hinüber. Der Süden ist grüner, mit wenigen Waldflächen, der Norden nur spärlich bewachsen. Bei Joe Batt’s Arm lassen wir das Auto stehen und wandern über die Hügel in Richtung der Küste. Es ist nebelig und ein kalter Wind pfeift durch unsere Jacken.
Da sehen wir einen hübschen Fuchs zwischen den Moospolstern liegen. Er scheint sich in der windgeschützten Mulde zu wärmen.
Er springt auf und trottet über die Felsen davon. Es ist ein Kreuzfuchs, dessen Fell gerade vom Winterfell ins Sommerfell wechselt.
Bald sehen wir es. Aus dem nebeligen Grau taucht ein langgestreckter heller Baukörper auf, ähnlich den Pfahlbauten der Fischer, halb auf dünnen Stelzen gebaut, die jedoch wie Mikadostäbe schief stehen.
Das Fogo Island Inn
Die Einnahmen dieses Fünf-Sterne-Hotels, das von Sounders Architects entworfen wurde, sollen den Fischern auf Fogo Island zugute kommen, indem davon Förderprojekte finanziert werden.
Ich bin neugierig und möchte unbedingt das Hotel auch von Innen sehen. Wir sind nicht gerade passend angezogen, doch empfängt man uns freundlich an der Rezeption und lässt uns die Empfangshalle und den Speisesaal erkunden. Die Superreichen, die sich hier eine der 29 Suiten leisten können, sind eher leger gekleidet. Überhaupt will das Hotel eher eine heimelige und gemütliche Stimmung erzeugen, als mit Luxus zu protzen. Ich schau mir die Speisekarte an. Für Desserts und Kaffee reicht mein Geldbeutel. Das Restaurant im Fogo Island-Inn gehört zu den zehn Besten Kanadas. Und ich muss sagen, diese Desserts waren köstlich!
An der Küste entlang wandern wir weiter Richtung Nordspitze. Ein schmaler Pfad. Es nieselt leicht. Da erscheint das nächste erstaunliche Bauwerk: ein langer schwarzer Kubus, teils aufgeständert über den Felsen schwebend, mit Blick auf das Meer. Nirgends eine Straße…
Das schwarze Long Studio, knapp 30 Meter lang und 5,5 Meter breit, mit der weißen Terrasse.
Damit dieser Ort und die Insel bekannt werden hat die Millionärin zusätzlich noch sechs eigenwillige Atelier-Bauten, verstreut über die ganze Insel, von Todd Sounders entwerfen und bauen lassen. Solche schwarz-weißen Kuben. Einheimische und internationale Künstler sollen hier als Touristenmagnet, in der Abgeschiedenheit dieser wilden Natur, Einmaliges erschaffen. Wie gerne würde ich mich hier einmal für einen Monat zum Malen einquartieren! Aber wie berühmt muss man dafür wohl bereits sein ?
Das Tower Studio ist ein zehn Meter hoher Turm. Ein langer Brettersteg führt durch die Moorlandschaft darauf zu. Diese einsamen Bauwerke wirken richtig surreal in dieser rauen Umgebung!
Jedes dieser Künstler-Ateliers ist autonom. Sie verfügen über eine Solar- oder Photovoltaikanlage, über eine Feuerstelle, Wasserzisterne und Komposttoiletten. Eine tolle Idee!
Abends geht es mit der Fähre wieder zurück. Außer dem Luxus-Dessert haben wir noch Nichts gegessen. Auf dem Heimweg ist auch kein Gasthaus zu finden, sodass wir uns erst am Zeltplatz wieder selbst etwas kochen müssen.
Terra Nova – tolle Aussicht am Malady Head
Mein Reisebericht:
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