Mustang und Nepal: Trekking-Etappe Marpha
Mit der ersten Propellermaschine ganz in der Früh starten wir, um durch Thak Khola, die tiefste Schlucht der Erde, zwischen den Achttausendern Dhaulagiri und Annapurna hindurch nach Jomsom zu fliegen. Leider sehe ich aus dem engen Flugzeug nichts von der spektakulären Aussicht.
Doch als ich nach dem kurzen Flug dort aussteige, verschlägt es mir den Atem. Und nicht nur wegen den direkt gegenüber in der aufgehenden Sonne strahlenden Gipfeln des Nilgiri, sondern auch weil mir in der dünnen Luft hier oben auf 2.700 Metern der Sauerstoff ausgeht.
Ich war doch schon so oft bis 3000 Metern in den Bergen! Aber da das mit dem Flugzeug so schnell ging, sind wir noch nicht akklimatisiert!
Mein Herz rast und kommt nur allmählich zur Ruhe als ich meine Tasche über das Rollfeld schleppen muss.
Wir gehen erst einmal Tee trinken… denn viel Trinken ist da das Zauberwort!
Und wegen der Akklimatisation werden wir heute erst einmal etwas hinunterwandern: nach Marpha!
Jomsom ist kein besonders hübscher Ort abgesehen vom Panorama, ein kilometerlanges, staubiges Straßendorf. Unten im breiten Tal des Kali Gandaki sind Felder angelegt. Aufgrund des besonderen Klimas hier, wachsen selbst in dieser Höhe noch Getreide, Obst und Gemüse. Die Äpfel von Marpha sind sogar begehrt und berühmt in ganz Nepal und werden hier entlang der Straße in Säcken angeboten.
Es ist angenehm warm hier oben, die Sonne strahlt am wolkenlosen Himmel.
In gemächlichem Tempo starten wir nun unser Trekking, entlang der Schotterstraße leicht bergab und steigen dann kurz zu einem hübschen kleinen Dorf Syang hinauf. An dem Chörten, einem kleinen quadratischen Kultbau am Dorfeingang mit Gebetsmühlenumgang, und den vielen bunten im Wind flatternden Gebetsfähnchen und -wimpeln, merke ich, dass ich in einem Land des tibetischen Buddhismus bin, in Mustang!
Es ist so still hier, eine wunderbar friedliche Atmosphäre.
Die Führer unserer Gruppe sind Rustam, ein wunderbarerweise Deutsch-sprechender Nepalese und Pimba, ein echter Scherpa, der einst sogar einmal mit Reinhold Messner unterwegs war, und dessen Neffe Abichan. Die beiden sprechen jedoch kein Deutsch und auch kaum Englisch.
Nach zwei Stunden erreichen wir Marpha. Wir steigen zu den berühmten Apfelplantagen von Old-Marpha hinauf, suchen uns einen der köstlichen Äpfel vom Boden, und genießen die grandiose Aussicht.
Später im Dorf kann ich mich nicht zurückhalten in einem winzigen Laden doch eine kleine geschnitzte Figur des Garuda und kleine Gebetsmühlen zu kaufen. Sie sind schon alt. Die Leute verkaufen hier alte Familienstücke weiter… davon hätte ich noch viel mehr mitnehmen wollen. Auch der Apfelkuchen im „Cafe“ gegenüber ist köstlich. Dazu gibt es Marsala-Tee.
Die Häuser sind aus Natursteinmauern, mit kunstvoll geschnitzten Türen und Fenstern. Da es hier im Rücken des Himalaya nur sehr wenig Niederschlag und Schnee gibt, haben die Häuser Flachdächer, auf denen das Brennholz gelagert wird, und deren Fläche zum Trocknen von Obst oder Heu und als Arbeitsflächen dienen.
Ich komme am Eingang zum Tempelbezirk vorbei und folge den Einwohnern hinein.
Es wird gerade eine Puja, eine buddhistische Zeremonie abgehalten. Alle Mönche, kleine wie große, rezitieren durcheinander in einem betörenden Singsang aus dem Kanjur. Diese Sammlung von Texten und Sprüchen Buddhas, insgesamt 54.000 Lehren oder Sutren, sind handschriftlich in Sanskrit auf Vor- und Rücksteiten von einem losen Stapel schmaler länglicher Pergamente geschrieben. Diese meist 108 Blätter werden in ein Tuch eingeschlagen, mit einem Band umwickelt und bilden ein Pustak, ein heiliges Buch. Beim Rezitieren werden erst die Vorderseiten laut gelesen, und dabei auch der Oberkörper im Rythmus vor- und zurückgeschaukelt, dann auf einem neuen Stapel abgelegt, und wenn der Stapel durch ist, die Rückseiten.
Die Kinder Mustangs werden nur in solchen Klöstern unterrichtet. Schulen gibt es hier nicht.
Ich darf bleiben und bekomme sogar Tee serviert…
Mein Reisebericht:
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- Eintritt ins verbotene Königreich Lo
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- Felsentempel unter Geiern
- Manimauer im geologischen Kunstwerk
- die Gompa von Tsarang
- Lo Gekar, das älteste buddhistische Kloster
- Tempel der Mandala – ein Wunderwerk
- Das Leben in Lo Mantang
- Das Tal der Ammoniten
- im Bett des Kali Gandaki
- Trekking-Etappe nach Samar
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