Nepal: Chitwan Nationalpark – die Tharu, Menschen des Waldes
Zurück im Dorf und im Resort ruft Chok sogleich „Tiger“ und erzählt jedem, der ihm in die Quere läuft, die Geschichte unserer Begegnung mit dem König des Dschungels. Die Menschen betrachten mich daraufhin gleich mit ganz anderen Augen. Viele, die hier leben haben ihn noch nie zu Gesicht bekommen… und mir zeigt er sich gleich an meinem ersten Tag!
Da ich nun der einzige Gast im Resort bin, die Schotten waren ganz in der Frühe abgereist, schlägt mir Chok Gurun vor, nach dem Essen gemeinsam die Dörfer zu erkunden. Sehr gerne! Denn ich hatte schon von deren außergewöhnlichen Bewohnern gehört.
Hier leben die Tharu.
Die Tharu sind ein uralter Volksstamm. Sie lebten bereits zu Füßen des Himalaya lange bevor die Indoeuropäischen Völker kamen. Es heißt, auch Siddharta Gautama war ein Tharu, bevor er zu Buddha wurde.
Die Tharu leben seit jeher in tiefer Verbundenheit mit der Natur und gelten als die „Menschen des Waldes“, die ursprünglichen Bewohner des Dschungels.
So bitten sie die Geister des Waldes jedes Mal um deren Segen, wenn sie den Urwald betreten. Schamanische Praktiken haben sie bis heute erhalten.
Lange Zeit lebten die Tharu-Stämme völlig isoliert im Dschungel und entwickelten dabei anscheinend eine einzigartige Resistenz gegen Malaria.
Als der Chitwan Nationalpark 1973 im Terai an der Grenze zu Indien gegründet wurde, wurden die Tharu jedoch aus dem Urwald zwangs-umgesiedelt.
Es ist ein Volk von Bauern, die ein beachtliches System zur Bewässerung ihrer Felder, hunderte von Kilometern an Kanälen, gegraben haben, ohne Hilfe von konventionellen Gerätschaften.
Denn Tharu ließen sich niemals irgendwo anders als Arbeiter nieder, sie entwickelten eine ganz eigene Kultur und Gesellschaft. So haben Tharu-Frauen Rechte, die man bei den Hindu in Nepal oder Indien vergeblich sucht, wie zum Beispiel das Recht auf eigenen Besitz.
Die Tharu leben bis heute in Badaghar, Langhäusern aus Lehm, stets mehrere Generationen unter einem Dach. Alle teilen ihre Arbeitskraft miteinander, ihr Einkommen, ihre Ernte und ihre Besitztümer, und nehmen von der Natur nur so viel, wie sie wirklich brauchen.
Der Boden um und in den Häusern wird stets sehr sauber gehalten, um giftige Tiere und Ungeziefer schnell erkennen zu können. Eines der heiligen Tiere der Tharu ist Mayura, der Pfau, der hier heimisch ist. Er nämlich frisst giftige Schlangen und Getier, denn er ist mit seinen kräftigen Beinen und Krallen gut geschützt gegen deren Bisse.
Die Wände der Häuser werden regelmäßig mit einer neuen Schicht aus einem Lehm-Dunggemisch bestrichen, mit Erdfarben bemalt und mit Schutzzeichen, wie Handabdrücken versehen.
Gekocht wird über dem Feuer in einem Lehmtopf.
Wir schlendern durch die Dörfer. Chok Gurung erzählt mir von der Kultur der Tharu und stellt mich einigen Bewohnern vor.
Ah… Miss Tiger!
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