Trekking Nepal: Lo Gekar, das älteste buddhistische Kloster
Wir verlassen Tsarang in Richtung Westen, längs des Tsarang Khola. Auch die Felsen hier weisen Höhlensiedlungen auf. Es geht durch Buchweizenfelder und Pappelfeigen-Haine sanft aufwärts. Es wird geerntet, in große Körbe die mit einem Riemen an der Stirn getragen werden. Die Frauen tragen nahezu immer die traditionellen dunklen Kleider mit einem buntgestreiften Überrock, der mit einer Schärpe zusammengehalten wird.
Auf einem Felsen am Wegesrand ist der Schriftzug „Om mani padme hum“, das älteste Mantra des tibetischen Buddhismus eingraviert. Wir nähern uns der Gompa von Lo Gekar, dem ältesten sakralen Bauwerk des tibetischen Buddhismus, und auf 3.934m Höhe hier in Mustang gelegen. Zahlreiche Lathos, Heimstätten der Götter, flankieren den Weg hinauf zum Kloster.
Die Legende von Lo Gekar
oder: Warum die Berge Mustangs so bunt wurden…
Der Legende nach wollte der Herrscher von Tibet, Raja Thrisong Detsen, im 8. Jahrhundert n.Chr. den Buddhismus in Tibet einführen und ein erstes Kloster gründen. Bis dahin war in den Regionen des Himalaya seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden die vorbuddhistische Form des Bön-Schamanismus verbreitet.
Doch was auch immer an dem neuen Kloster gebaut wurde, war über Nacht wieder zerstört worden. Die Lamas träumten, dass nur der berühmte Guru Rinpoche Padmasambhava, der nicht durch eine Frau, sondern aus einer Lotusblüte geboren war, helfen könnte. Der Raja bat ihn zu kommen und Rinpoche erklärte, dass er die Geister und Dämonen des Schneelandes, die das buddhistische Kloster verhindern wollten, außer Landes locken wolle, indem der Raja zuerst in Mustang/Nepal ein Kloster zu bauen beginnen solle.
Rinpoche lauerte den Dämonen dort auf, bezwang sie, sodass ihr Blut die Felsen rot färbte und ihre Leber die Felsen blaugrau…
Und so wurde zuerst das allererste Kloster in Lo Gekar in Upper Mustang gebaut, und erst danach konnte der Buddhismus in Tibet einziehen… und wurde 779 offiziell zur Staatsreligion erklärt.
Das Kloster ist alt geworden, die Felsen jedoch strahlen noch immer in Schwarz, Rot und Graublau, den Farben Mustangs… und im Verborgenen haben sich auch die schamanischen Rituale erhalten und mit den buddhistischen vermengt.
Um die Gompa herum ist ein Umgang mit 108 Gebetsmühlen, der im Uhrzeigersinn begangen wird. Im Inneren dürfen wir die alten Wandmalereien und Figuren der Schutzgottheiten und des Padmasambhava besichtigen. Im Hof gönnt sich eine Gruppe Sherpas eine kleine Ruhepause.
Auf der anderen Seite des Tsarang Khola führt der Pfad weiter und mit stetiger Steigung hinauf zum Marang La auf 4.300 Metern Höhe.
So hoch war ich noch nie… und mir geht es prächtig! Zumindest tagsüber…
Ich versuche immer ganz vorne mit unserem Sherpa oder unserem Guide mitzuhalten, um sie mit Fragen zu Kultur und Lebensgewohnheiten der Bewohner Mustangs und zum Buddhismus zu bombardieren.
Nun geht es in einem langen sanften Abstieg hinunter in die „fruchtbare Ebene der Heilkräuter“, in deren Mitte Mustangs Königsstadt Lo Mantang auf einer Höhe von 3.840m liegt.
In der Ferne sind bereits die Berge Tibets zu sehen!
Das alte Königreich von Mustang, Lo genannt, existiert seit dem 7. Jahrhundert hier zwischen Tibet und der natürlichen Barriere des Himalaya. Seit 1430 wird es von der Lo-Dynastie regiert. Ab dem 18. Jahrhundert gehört Mustang zwar offiziell zu Nepal, hat aber bis heute den Status eines unabhängigen Fürstentums. Nach der endgültigen Okkupation Tibets durch China zogen sich tibetische Krieger und Guerillas nach Mustang zurück und agierten von hier aus.
Seit der chinesischen Blockade des Grenzverkehrs 1959 ist es still in Mustang geworden. Die Bewohner hatten dadurch sowohl ihre Handelspartner wie auch Weideland in Tibet verloren. Erst 1992 wurde Mustang für eine seither sehr begrenzte Anzahl von Fremden geöffnet. Jigme Palbar Bista , der 25. und letzte König von Mustang ist 2016 kinderlos gestorben, hat aber seinen Neffen Singhe zum Nachfolger bestimmt.
Eine Gruppe junger Sherpas läuft parallel mit riesigen Lasttaschen und in Sandalen oder Flipflops den Hang hinunter. Anscheinend wollte deren Gruppe zum Everest-Basecamp trekken, was aber wegen schlechter Witterung umgeplant wurde zu einer Mustang-Tour. Hier scheint das Wetter stabiler zu sein.
Am Ortseingang von Lo Mantang spielt eine Gruppe junger Mönche ausgelassen Fangen. Wir ziehen gemeinsam mit einer Ziegenherde durch die Gassen bis zu unserer Unterkunft.
Tempel der Mandala – ein Wunderwerk
Mein Reisebericht:
- magischbuntes Kathmandu
- nach Pokhara
- Trekking- Etappe Marpha
- Magie und Mandalas in Kagbeni
- Eintritt ins verbotene Königreich Lo
- Alltag und Hygiene
- Felsentempel unter Geiern
- Manimauer im geologischen Kunstwerk
- die Gompa von Tsarang
- Lo Gekar, das älteste buddhistische Kloster
- Tempel der Mandala – ein Wunderwerk
- Das Leben in Lo Mantang
- Das Tal der Ammoniten
- im Bett des Kali Gandaki
- Trekking-Etappe nach Samar
- das Mysterium der Höhlensiedlungen
- Blick in den Himalaya
- das heilige Muktinath
- Letzte Etappe nach Jomsom
- Into the Wild!
- Der Tiger
- das Rhinozeros
- die Tharu, Menschen des Waldes
- Krokodile im Rapti-River
- mit der Propellermaschine den Himalaya entlang
- Weltkulturerbe Bhaktapur
- Bhaktapurs Markttreiben
- letzte Tage: Tika und Rangoli zum Lichterfest