Trekking in Nepal: Magie und Mandalas in Kagbeni
Unser Gepäck, jeweils max. 15 Kilo schwer, wird gegen den Staub in alte Plastiksäcke gestopft und während des Trekkings von Maultieren getragen. Das beruhigt mich ungemein. Ich hätte ein sehr schlechtes Gefühl gehabt, wenn es statt von mir selbst von Einheimischen geschleppt worden wäre. Die haben nämlich keine Bergschuhe und tragen das Gepäck von Zweien und ihr Eigenes in Flipflops über die hohen Pässe… und werden dafür nur minimal entlohnt.
Nun geht es erst einmal bei stahlblauem Himmel unter den eisigen Flanken des Nilgiri (7061m) wieder zurück nach Jomsom, nur mit Tagesrucksack und Kamera belastet.
Der Kali Kandaki hat nördlich von Jomsom ein tiefes, breites Flussbett geschaffen, eine Kies- und Schotterwüste über die ein starker Wind Staubwolken treibt. Ich binde mir ein Tuch vor Mund und Nase.
Wir folgen einer breiten Schotterstraße, dem ehemaligen Karawanenweg, auf der auch so mancher Laster oder Geländefahrzeuge zusätzlichen Staub aufwirbeln. Eine nette Lhatosgruppe lädt zur ersten Rast ein. Ein kleiner Steinwall schützt vor Wind und Staub. Sie ist als Triade in den Farben Mustangs bemalt, in Rot (für Buddha), Weiß (für den Bodhisattva) und Grau (für die Schutzgottheit Vajrapani), und zeigt an besonderen Geländepunkten die Zugehörigkeit der Bewohner zum Buddhismus. Meist beherbergen solche Steinbauten auch Reliquien und sind mit Gebetsfahnen geschmückt.
In Eklo Bhatti, zwei einsamen Gasthäusern, bekommen wir Tee und Mittagessen.
Nach sechs Stunden Gehzeit erreichen wir unser Etappenziel, die historische Siedlung Kagbeni.
Magie und Mandalas
Ein imposanter Torchörten, mit wunderschönen Mandala – Malereien im Inneren und einer sehr niedrigen Sturzhöhe wartet am Eingang. Diese Mandalas sind typisch für den tibetischen Buddhismus. Sie sind voller Allegorien und Symbole und stellen den buddhistischen Weltenkosmos dar. Nach den geomantischen Prinzipien solcher Mandalas wurden auch die Heiligtümer und Klosteranlagen gebaut.
Ein Einheimischer trägt in der eigentümlichen, typischen Art einen riesigen grünen Ballen: Nur an einem Lederriemen an der Stirn hängt das gesamte Gewicht. Alles wird hier mit dem Kopf getragen… nicht wie bei uns z.B. Rucksäcke auf der Schulter.
Kagbeni ist ein alter spiritueller Ort, dessen Bewohner meist Tibet-stämmig sind. Manche praktizieren noch uralte schamanische Riten. In die Stadtmauer integriert sind Mom und Khe, Figuren für Fruchtbarkeitsrituale. Zu Füßen der Genitalien werden dann Rauch- oder Lebensmittelopfer dargebracht…
Über etlichen Hauseingängen befinden sich Arrangements aus Schädeln, Strohpuppen und Fadenkreuzen, die Schutz vor bösen Geistern gewähren sollen. Diese Geisterfallen-Fadenkreuze ähneln in Form und Funktion den indianischen Traumfängern und werden „Schirm des Schamanen“ genannt.
Der Ort ähnelt einer mittelalterlichen Trutzburg mit dicken Mauern und engen Gassen. Und noch genauso mittelalterlich ist das normale Leben hier. Frauen sitzen vor ihrem Haus und pflücken Erbsen vom Kraut oder trennen die Spreu von der Gerste im Wind…
Wir besuchen das Kloster, und wohnen im „Red House“, dem ehemaligen Palast. Die Räume sind urig, es gibt Viel anzuschauen, alte Möbel und Gebrauchsgegenstände, Thankas und Wandmalereien. Zum Abendessen gibt es das Nationalgericht: Dal Bhat… sehr lecker!
Nach dem Abendessen laufe ich noch bis Sonnenuntergang alleine durch den Ort, über eine Hängebrücke auf die andere Flußseite, und genieße die fantastische Abendstimmung…
Fotos:
Eintritt ins verbotene Königreich Lo
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