Trekking Nepal: das Mysterium der Höhlen-Siedlungen
Es geht bergab, an Tsele vorbei, bis in das Flussbett des Kali Gandaki zurück, der hier an diesem Engpass unter den großen roten Felswänden hindurchfließt. Am Ufer entdecke ich das verwitterte Horn eines Yaks, und nehme es mit.
Bald erreichen wir das heutige Etappenziel Chusang (2.980m). Es liegt am Zusammenfluss des Narsing Khola in den Kali Gandaki. Ein schneller Bach durchfließt den Ort, der von fruchtbaren Terrassenfeldern umgeben ist.
Es ist gerade einmal Mittag und so habe ich den restlichen Tag zur freien Verfügung.
Ich weiß die ganze Zeit bereits wo ich hinwill! Hinüber, auf die andere Seite des Gandaki… Dort wo sich die Felsen senkrecht aus dem Fluss erheben…
zu den Höhlensiedlungen!!!
Ich versuche die Stelle zu suchen an der der Fluss am Breitesten ist, und sich auf möglichst viele Seitenarme verteilt. Dort habe ich am ehesten die Chance, dass die Arme nicht zu tief sind um hindurchwaten zu können.
Nachdem ich es geschafft habe markiere ich die Stelle mit einem Steinmännchen…ich muss ja auch später wieder zurück!
Ich entdecke einen kleinen Pfad die Schottermuren hinauf bis unter die Felswand. Wie sind die Menschen jetzt bloß in die Höhe gekommen, zu den Zugängen der Höhlen?
Ich laufe am Fuß der Felsen entlang bis zu einer Schottermure, die sich seitlich steil höher zieht. Es ist anstrengend, zwei Schritt hinauf, einen runterrutschend, höher zu kommen. Dann erreiche ich eine Art Podest von dem aus ich zur ersten Etage der Höhlen-Gänge klettern kann.
Ein niedriger Gang führt wie eine Galleria, ein langer künstlicher Säulentunnel, durch die Felswand.
Ich folge ihm, teils kriechend, bis es mir zu mulmig wird, da er an manchen Stellen eingestürzt ist und es vorne senkrecht immer tiefer hinunter geht. Ich blicke auf den Fluss tief unter mir, Chusang gegenüber, und in die Bergwelt hinaus.
Es gibt hier in Mustang mehr als 10.000 dieser Höhlen.
Horizontal durch solche Gänge verbunden, und Vertikal durch Schachtsysteme, bilden sie in mehreren Stockwerken übereinander komplexe Höhlen-Siedlungen in den senkrechten Felswänden. Da gibt es kleine Kammern bis große Säle, manche mit Tageslicht, andere im Dunkeln, tief drinnen im Fels.
Bis heute ein Mysterium…
denn all diese Höhlensiedlungen wurden vor Tausenden von Jahren von Menschen künstlich in die Felsen gehauen.
Wie und warum sie das geschaffen haben, ist bis heute ein Rätsel. Es ist eines der großen Mysterien der Menschheit.
Nur ein Bruchteil dieser Höhlen wurden bisher erforscht. Man fand in Einigen Petroglyphen / Wandzeichnungen, und archäologische Fundstücke aus der Eisen- und Bronzezeit. Andere wurden später als Begräbnisstätten verwendet.
Jahrhundertelang wurden Mönche zu Askese-Übungen in solch Höhlen geschickt, die sie dann teils kunstvoll mit Fresken ausmalten.
Manch Höhlen, die an besonderen Stellen gelegen sind, wurden buddhistische Heiligtümer. Und in einer besonders schwer zugänglichen großen Höhle haben Kletterer 2007 einen Berg von beschriebenen Pergamenten gefunden. Es könnten jene Terma sein, geheime Texte und Lehrschriften des Bon oder Bön-Schamanismus, die im 8. Jahrhundert vor der Vernichtung durch religiöse Gegner bewahrt wurden, indem man sie an geheimen Plätzen für die Nachwelt versteckte.
(Über diesen Fund hatte ich bei National Geographic gelesen, und die Texte im Museum in Lo Mantang gesehen)
Leider gibt es keine öffentlichen Gelder um diese Geheimnisse zu erforschen. Die bisherigen Ergebnisse waren scheinbar wenige Initiativen von europäischen Privatleuten.
In dem Gang, den ich hier für mich erforschte fand ich kleine Kegel aus Ton, Opfergaben des tibetischen Buddhismus.
Fortsetzung: Blick in den Himalaya
Mein Reisebericht:
- magischbuntes Kathmandu
- nach Pokhara
- Trekking- Etappe Marpha
- Magie und Mandalas in Kagbeni
- Eintritt ins verbotene Königreich Lo
- Alltag und Hygiene
- Felsentempel unter Geiern
- Manimauer im geologischen Kunstwerk
- die Gompa von Tsarang
- Lo Gekar, das älteste buddhistische Kloster
- Tempel der Mandala – ein Wunderwerk
- Das Leben in Lo Mantang
- Das Tal der Ammoniten
- im Bett des Kali Gandaki
- Trekking-Etappe nach Samar
- das Mysterium der Höhlensiedlungen
- Blick in den Himalaya
- das heilige Muktinath
- Letzte Etappe nach Jomsom
- Into the Wild!
- Der Tiger
- das Rhinozeros
- die Tharu, Menschen des Waldes
- Krokodile im Rapti-River
- mit der Propellermaschine den Himalaya entlang
- Weltkulturerbe Bhaktapur
- Bhaktapurs Markttreiben
- letzte Tage: Tika und Rangoli zum Lichterfest