Trekking in Nepal: Lo Mantang und der Tempel der Mandala
Ursprünglich war die 1441 gegründete Königsstadt Lo Mantang innerhalb eines Rechtecks mit 7 Metern hohen Mauern gelegen. Durch die Erweiterung der Stadt ist die Stadtfestung heute nach außen hin nicht mehr so wahrnehmbar. Es gab 4 Tore, eines in jede Himmelsrichtung und jeweils einem Tier gewidmet.
Der Hauptzugang erfolgt heute noch von Norden, an einer Ansammlung von prächtigen Chörten, Lhatos, Gebetszylindern und Mani-Mauern entlang, zum schmalen Stadttor.
Eine Art Vogelscheuche davor soll böse Geister abwehren. Allein der König darf dieses Stadttor auf dem Rücken eines Pferdes passieren.
Er wäre dann gleich dahinter beim alten Königspalast angelangt, der jedoch seit dem letzten Erdbeben als einsturzgefährdet gilt.
Die schmalen Gassen führen zu den Heiligtümern der Stadt: Lo Mantang beherbergt ganze 4 Klöster mit einzigartigen Tempeln!
Ich besuche erst einmal das „Neue Kloster“ mit der Ngonga Chode Gompa und der Thegchen Ling Gompa. Dieses Kloster ist noch intakt und beherbergt die hohen Lamas und ihre Mönche. Im Innenhof wird gerade abgewaschen.
Ein Mönch führt Gruppenweise durch die Gompa und erklärt in gutem Englisch die Bedeutungen der Bildnisse. Das kleine Museum daneben gleicht einer Rumpelkammer. Es ist finster, da noch kein Strom fließt. Entlang der Fenster hängen die mystischen Masken, die für die rituellen Cham-Maskentänze verwendet werden, von Gottheiten und Fabeltieren. Diese haben ihren Ursprung im Schamanismus und wurden über den Bön im tibetischen Buddhismus übernommen. Darunter liegen wieder heilige Bücher aufgestapelt. Doch diese sind die uralten Bon-Texte, die in einer der Höhlensiedlungen ganz hoch oben in einer Felswand gefunden wurden, und über die in dem Beitrag von National Geographic Secrets of Shangri La berichtet wurde, der mich hierher reisen ließ.
Ich bekomme Gänsehaut, und würde so gerne mehr erfahren, vor allem, was in diesen schamanischen, vorbuddhistischen Texten geschrieben steht.
Doch nun verstauben sie hier in diesem kleinen Museum…
Auf dem Weg zur nächsten Gompa steht eine Gruppe von acht Chörten, die die acht Lebensstationen Buddhas symbolisieren, aber in den engen Gassen nicht recht zur Geltung kommen.
Die Thubchen Gompa
wurde 1468 gegründet. Sie ist in traditioneller Bauweise mit meterdicken Stampflehmwänden gebaut und liegt tiefer als die Stadt, sodass Stufen zu ihrem Eingang hinunter führen. Hinter einer Vorhalle mit den Statuen der vier Weltenhüter betritt man eine imposante Haupthalle mit einem Wald aus 35 Pfeilern, geschmückt mit bunten Thankas. Ein Oberlicht erhellt schwach den Raum. Die Wände sind kunstvoll mit den detaillierten Bildnissen von Boddhisatvas oder anderer Gottheiten, teils in beachtlicher Größe bemalt. Dafür waren echtes Gold und Silber und wertvolle farbenprächtige Farbpigmente verwendet worden. Wegen dem Ruß der Kerzen waren diese wunderbaren Malereien fast völlig verborgen bis sie durch das Engagement der „American Himalayan Foundation“ unter Mitwirkung des italienischen Freskenexperten Luigi Fieni freigelegt werden konnten.
Beeindruckend sind auch die vier gewaltigen Figuren auf einem Podest entlang der Rückwand, nebst einem ganzen Chörten. Davor der Altar mit vier etwas kleineren Skulpturen. Leider ist der Raum nur ungenügend ausgeleuchtet, sodass man die Feinheiten kaum erkennen kann. Da in den Heiligtümern das Fotografieren verboten ist gibt es leider auch keine Fotos davon.
Tempel der Mandalas
Das älteste der Klöster ist die Jampa Gompa, auch als Tempel der Mandalas bekannt.
Es wurde 1440 gegründet. Der Innenhof ist stark durch das Erdbeben beschädigt worden. Der Tempel selbst ist dreistöckig und ebenfalls aus dicken Lehmwänden, und stockdunkel.
Eine kolossale Buddhastatue auf einem Thron, der Maitraya, reicht über zwei Stockwerke.
Ein Lama führt uns in kleinen Gruppen und lässt mit dem Strahl seiner Taschenlampe die Magie dieses besonderen Tempels aufflackern: seine 108 Mandalas von unterschiedlicher Größe, und in einer unglaublichen Präzision und Farbigkeit! Meterhohe Mandalas, über und neben kleineren anderen überziehen die Wände, gemalt mit Gold und Silber, mit Einlegearbeiten aus Türkis, Korallen und anderen Edelsteinen, die im Halbdunkel funkeln. Sie erzählen Geschichten aus Buddhas Leben, von Göttern und dem Rad des Lebens, oder symbolisieren Sutren und Tantras. Ich bin überwältigt und tief berührt von diesen Kunstwerken und würde hier gern Stunden verbringen!
Leider wird man schnell wieder rausgescheucht, denn die nächste Gruppe wartet…
Mein Reisebericht:
- magischbuntes Kathmandu
- nach Pokhara
- Trekking- Etappe Marpha
- Magie und Mandalas in Kagbeni
- Eintritt ins verbotene Königreich Lo
- Alltag und Hygiene
- Felsentempel unter Geiern
- Manimauer im geologischen Kunstwerk
- die Gompa von Tsarang
- Lo Gekar, das älteste buddhistische Kloster
- Tempel der Mandala – ein Wunderwerk
- Das Leben in Lo Mantang
- Das Tal der Ammoniten
- im Bett des Kali Gandaki
- Trekking-Etappe nach Samar
- das Mysterium der Höhlensiedlungen
- Blick in den Himalaya
- das heilige Muktinath
- Letzte Etappe nach Jomsom
- Into the Wild!
- Der Tiger
- das Rhinozeros
- die Tharu, Menschen des Waldes
- Krokodile im Rapti-River
- mit der Propellermaschine den Himalaya entlang
- Weltkulturerbe Bhaktapur
- Bhaktapurs Markttreiben
- letzte Tage: Tika und Rangoli zum Lichterfest