Nepal: Weltkulturerbe und Kulturhauptstadt Bhaktapur
Das mittelalterliche Bhaktapur war einst Königsstadt und Hauptstadt Nepals. Heute ist es die Kulturhauptstadt des Landes und UNESCO Weltkulturerbe! Ihre Außengrenzen haben die Form einer fliegenden Taube. In ihr harmonieren und vereinen sich Hinduismus und Buddhismus zu einer lebendigen spirituellen und kulturellen Gemeinschaft.
Hier in Bhaktapur gibt es allein 172 Tempel!
Was mir sogleich auffällt sind die wunderschönen, aufwändig und mit viel Liebe zum Detail geschnitzten Türen, Fenster- und Dachkonstruktionen. Und das nicht nur bei Tempeln und Palästen, sondern auch bei den normalen Wohn- und Handelshäusern der Stadt.
Teils sind die Gebäude jedoch in einem bedauerlichen Zustand. Zu oft schon wurde die Stadt von schrecklichen Erdbeben gebeutelt.
Oft begegnet mir hier in Nepal die Swastika, das Hakenkreuz, als Motiv auf Türen, Schildern und in Tempeln… Es ist ein uraltes Glückssymbol. Die vier Haken bedeuten Freundschaft, Mitgefühl, Glück und Gleichmut. Die linksdrehende Swastika symbolisiert Beständigkeit, die rechtsdrehende das Licht.
Die Straßen sind gepflastert und recht sauber.
Ich gelange auf den Durbar Square, den einstigen Königshof. Ich kann die einstige Pracht erahnen, viele Teile sind jedoch nach dem Erdbeben von 2015 noch im Wiederaufbau.
Es ist ein Sammelsurium an Tempeln, an wunderbaren Metall-, Steinmetz- und Holzschnitzarbeiten, an Statuen, Treppen und Glocken. Hauptattraktion ist das goldene Tor, der Haupteingang zum Königspalast (erbaut 1427). Auf dem kupfernen Torbogen ist ein Garuda im Kampf gegen Schlangen dargestellt.
Daneben der Palast der 55 Fenster, die Residenz der Könige, mit seinem Festsaal mit dem aufwändig geschnitzten Fensterband im 3. Stock.
Mit steinernen Tieren flankierte Treppenanlagen führen ins Blaue hinein. War da oben einst noch ein Tempel gestanden?
Ich gelange durch das Labyrinth an Gassen, kleinen Plätzen, an vielen kleinen buddhistischen Stupas oder hinduistischen Tempelschreinen vorbei, in den ältesten Teil der Stadt, zum Dattatraya Square. Hier gibt es wieder unzählige wunderbare Holzschnitzereien an den Häusern und Tempeln.
Viele Händler und Handwerker preisen ihre Waren an. Dazwischen flanieren Kühe, Ziegen und Federvieh wie selbstverständlich umher. Der Dattatraya Tempel ist das älteste Bauwerk der Stadt (16.Jhdt) und Brahma, Vishnu und Shiva geweiht.
Ein großer Ziegenbock erklimmt gerade zwischen zwei monumentalen Ringerfiguren die Stufen zum Allerheiligsten. Ich folge ihm. Es hat gerade eine Art Taufe stattgefunden. Der Ziegenbock und ich an seiner Seite beobachten noch das Ende der Zeremonie. Da winkt mich der Priester herbei, und ich erhalte auch eine Tika, den roten Segenspunkt auf die Stirn, und eine Reis-Gewürzemischung zusammen mit Segenssprüchen über den Kopf gestreut. Ich bedanke mich sehr und möchte gehen, da hält er mich unwirsch am Ärmel fest und streckt mir die offene Hand hin… Ich lege einen Schein hinein, umgerechnet 1 Euro. Er hält mich noch immer fest… noch einen und noch einen, dann lässt er los. Ja, nichts ist umsonst!
Der für mich beeindruckendste Platz von Bhaktapur ist der Taumadhi Square. Von Weitem schon sehe ich die Dächer einer riesigen Pagode aus der Stadt ragen. Ich erreiche sie von hinten aus einer winzigen Gasse heraus und stehe plötzlich etwas erhöht vor einem großen Platz voller bunter Menschen und Waren, begrenzt von drei Tempelbauten mit Pagodendächern.
Der größte Tempel ist der Nyatapola-Tempel, der der hinduistischen Glücksgöttin Lakshmi geweiht ist. Mit seinen fünf Dächern erreicht er eine Höhe von 30 Metern. Er wurde 1708 erbaut und ist jedoch nur Priestern vorbehalten. Doch auch von Außen ist der Tempel ein Kunstwerk.
Eine steile Treppe führt zum Tempel hinauf, von kolossalen Statuen bewacht. Zuunterst von den beiden Ringern Jaya Malla und Patta, die so stark wie zehn andere Männer gewesen sein sollen. Darüber stehen zwei Elefanten, die zehnmal so stark sind wie diese Ringer. Übertroffen wiederum von den beiden Fabeltieren darüber, mit der Kraft von zehn Löwen. Ganz oben stehen die Tiergöttin Baghini und die Löwengöttin Sinhini, um die unglaubliche Macht zu symbolisieren, welche der Göttin inne wohnt.
Die 108 Dachbalken und die Tympanons über den Türstürzen sind kunstvoll geschnitzt, mit zahlreichen Darstellungen der Göttin Lakshmi, von Drachen, Garudas und Hilfsgöttern. Mehr als 500 Messingglocken hängen klingelnd als Windspiele in den fünf Pagodendächern.
Ein Umgang führt um den ganzen Tempel herum mit einem schönen Blick auf die Stadt. Hier setzte ich mich erst einmal und schau dem bunten Treiben zu Füßen des Tempels zu.
Gegenüber steht der Bhairavnath Tempel, der Bhairava, einer furchteinflößenden Form von Shiva geweiht ist. Die beiden Tempel sollen sich in ihren Energien ausgleichen. Beeindruckend sind auch hier die Schnitzereien und vergoldeten Fenster.
Mir fällt ein weiteres Gebäude auf dem Platz auf. Scheinbar stehen auf den Umgängen in den oberen Stockwerken Tische. Es ist das Nyatapola-Café… ein nettes Lokal mit tollem Blick. Ich beschließe dort zu essen.
Mein Reisebericht:
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- die Gompa von Tsarang
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