Abenteuer Ägypten: Stille Verehrer
Ich wandere mit Martin I durch die engen Gassen des nubischen Dorfs. Der Großteil des Lebens spielt sich hier im Freien ab. Kaum eine Türe ist geschlossen. Es kommt einem vor als ob die Gassen mit zum Wohnzimmer der Häuser gehörten. Als ob wir hier eine Schwelle ins Privatleben der Einheimischen überträten. Auch Hamada, mein stiller Verehrer, läuft uns über den Weg, und bittet mich um ein baldiges Treffen. Wir verabreden uns für Nachmittag.
Das Museum von Elephantine
Schließlich landen wir beim Museum von Elephantine. Martin verlangt sofort den Direktor des Museums zu sprechen. Der ist nicht da, und sein Stellvertreter hält gerade seine Siesta und muss erst wachgerüttelt werden. Wir setzen uns, und Machmut bietet uns Tee an. Bevor er uns durch die Räumlichkeiten des Museums führt, erzählt er wie frustriert er wäre. Weil er hier festsitzen würde. Obwohl er doch seit vielen Jahren eine Verlobte hätte, die er aber aus finanziellen Gründen nicht heiraten könne. Das Museum sieht aus wie eine Rumpelkammer und erinnert mich eher an einen sozialen Wohnungsbau. Üblicherweise würden hier 2.000 Besucher pro Tag durchgeschleust. Doch wegen der Golfkriese wären es nun höchstens 200.
Wir schauen uns die Fundstücke an, die während früherer Grabungskampagnen auf Elephantine ausgegraben worden waren.
Dann kehrt Martin zum Grabungshaus zurück, und ich suche Hamada. Er ist bei seinem Großvater, der wegen einer Herzattacke im Flur auf einer Bastmatte liegt. Es gibt Tee, und Hamada schenkt mir eine hübsche Glasperlenkette. Er beschwert sich, dass ich mich nicht mehr melden würde. Und ich erzähle von meinem arbeitsintensiven Alltag auf der Grabung, und dem Sinn und Zweck des Ganzen. Hamada erzählt von der untergehenden Nubischen Kultur und Sprache, für die sich niemand interessieren würde. Dabei seien die ähnlich alt wie die Ägyptischen.
Mein enttäuschter Verehrer
Wir wechseln zu seinem eigenen Häuschen, in dem, wie immer, alle männlichen Angehörigen seiner Familie versammelt sind. Er führt mich in den Hof. Er habe noch etwas für mich, und schenkt mir auch noch Ohrringe. Stürmisch nimmt er mich in den Arm, und küsst mich. Wäre es hier nicht schön für mich zu bleiben? Ohje! Die Situation wird unangenehm. Ich erkläre ihm, dass ich sehr interessiert sei etwas über Land und Leute erfahren zu können. Ich wäre ihm sehr dankbar, dass er mir Einblick in sein Leben und seine Familie gewährt, doch suchte ich hier keinen Mann fürs Leben. Er ist beleidigt.
Während wir diskutieren führt er mich zum Haus seines Cousins. Dort richten ein paar junge Männer gerade das Brautzimmer her. Ein Wink mit dem Zaunpfahl!? Die laden uns noch zum Teetrinken ein. Er nimmt mich wieder in den Arm: Entschuldige! Ich wollte dich nicht überfallen. Bitte lass uns zumindest Freunde bleiben!
Ich nicke. Durch die dunklen verwinkelten Dorfgassen begleitet er mich zurück zum Grabungshaus. Er ist wie ausgewechselt. Angeregt plaudern wir über Architektur.
Die einzige Frau unter lauter Männern
Im Haus vor meiner Zelle erwartet mich Martin mit einer Flasche Cognac. Ich zeige ihm meine bisher angesammelten Souvenirs und Fotos. Erzähle ihm von mir, meiner Familie und von Hamada. Und merke, wie auch Martin für mich zu schwärmen beginnt. Die einzige Frau unter lauter Männern zu sein, führt einfach unweigerlich zu Verehrern. Ich kann die Frage regelrecht riechen, die in der Luft liegt: Wem gelingt es die Frau, also mich, zu erobern? Heute jedenfalls erobert mich keiner! Ich weise Martin aus meiner Zelle. Schließlich ist es auch mittlerweile schon spät in der Nacht!
Fortsetzung: Ausflug ins berühmte Old Cataract Hotel
Mein Abenteuer auf einer Archäologischen Grabung in Ägypten
- Auf nach Kairo!
- Die Pyramiden von Gizeh
- Grabanlagen in Memphis und Sakkara
- Kairo, Stadt der Tausend Minarette
- Abenteuerliche nächtliche Zimmer-Suche
- Die prachtvollen Tempel von Luxor
- Auf Eseln ins Tal der Könige
- erste Begegnungen mit Einheimischen
- auf Eseln durch Theben und ins Tal der Königinnen
- Ankunft im Grabungshaus auf Elephantine
- Erste Wanderung in die Wüste
- das Nachtleben in Assuan testen
- Einladung zu einem landestypischen Festessen
- wunderschöne Felukka Fahrt auf dem Nil
- unser Grabungsareal auf Elephantine
- Bestandsaufnahme unseres Areals
- die Arbeiter aus Khuft
- Ruhetag im Club Med
- Die erste Woche auf der Grabung
- Stille Verehrer
- Ausflug ins berühmte Old Cataract Hotel
- Grabungs-Funde brauchen viel Geduld
- Vitamin B, Hygiene und Stromausfall
- die Felsentempel von Abu Simbel
- Drei Vornamen bringen Respekt
- Altägyptische „Fakenews“ auf der Insel Sehel
- Arbeit und Party im Grabungshaus
- Schlange, Skorpion und Co.
- Die versunkene Insel Philae
- Ruderparty auf dem Nil
- ein Ende mit Schrecken