Abenteuer Ägypten: Auf Eseln durch Theben und ins Tal der Königinnen
Da uns der Ritt auf den Eseln ins Tal der Könige so gut gefallen hatte, buchen wir Muhammed noch einmal. Um 6 Uhr Früh erwartet er uns bereits an der Fähre, um uns diesmal durch Theben und ins Tal der Königinnen zu führen.
Theben
Theben wurde einst die Altägyptische Stadt genannt, die hier in der Nil-Schwemmebene auf beiden Seiten des Nils lag. Der griechische Dichter Homer nannte sie in seiner Ilias voller Bewunderung „das Hunderttorige Theben“. Auf dem Gebiet des östlichen Teils liegt heute Luxor, in Theben-West liegen die Nekropole, also die altägyptischen Grabanlagen, und einige Dörfer.
Wieder an den Memnon-Kolossen vorbei reiten wir erst einmal weiter nach Nordwesten, ins Tal der Königinnen. Ein wunderschöner Tag, doch unsere Esel sind wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden. Die Esel von Chrissi und mir konkurrieren ständig um die Führung unserer kleinen Gruppe. Uns beiden wollen sie überhaupt nicht gehorchen. Wenden sich einmal hierhin, einmal dahin, knabbern am Boden. Sie vollführen sogar ohne Vorwarnung Bocksprünge, was manchmal gar nicht so lustig ist. Zum Glück waren sie auf den steilen Pfaden zum Tal der Könige ruhig, ausgeglichen und trittfest.
Deir El Medina, Siedlung der Handwerker von Theben
Deir El Medina werden die Ruinen der Stadt der Arbeiter, Künstler und Handwerker von Theben genannt. Im alten Ägypten hieß die Siedlung „Stätte der Wahrheit“. Deren Bewohner arbeiteten einst am Bau und der Ausschmückung der Grabanlagen. Die Häuser waren aus Lehmziegeln gebaut. In der Siedlung gibt es auch einige kleine Tempel.
Das Besondere aber sind die Gräber, die sich die Arbeiter selbst erstellt hatten, und mit ihrer Kunstfertigkeit ausschmückten. So kommt es, dass die Wandmalereien in den Arbeitergräbern denen in den Königsgräbern um nichts nachstehen.
Die Themen jedoch sind unterschiedlich: wir finden weniger Darstellungen von Göttern und religiösen Riten, sondern Szenen des alltäglichen Lebens. Reizende Malereien über die Landarbeit und das Familienleben, wie im Grab des Sennedjem ( einem Künstler unter Ramses), oder des Inihercha.
El Qurna
Auch im sogenannten Grabräuber-Dorf El-Qurna wurden altägyptische Privatgräber gefunden. Wir besichtigen das Grab des Nacht, einem Beamten und königlichen Astronom, und das des Menna, einem Feldmesser und Katasterbeamten.
Die Privat- und Arbeitergräber mit ihren wunderschönen Wandmalereien über den Alltag im Alten Ägypten haben uns insgesamt viel besser gefallen, als die der Pharaonen.
Tal der Königinnen
Im Tal der Königinnen am westlichen Rand von Theben wurden nicht nur die Gemahlinnen der Pharaonen bestattet, sondern auch Familienangehörige und zahlreiche Würdenträger.
Vor einem der höhlenartigen Eingänge herrscht große Betriebsamkeit. Da laufen Männer mit Schaufeln, Eimern und Körben hin und her. Ich spreche Muhammed darauf an. Da haben sie wohl eine neue Grabkammer entdeckt. Das sei eine archäologische Grabung. Chrissi und ich schauen uns bedeutungsvoll an. In solcher Weise würden wir ja auch bald beschäftigt sein! Bisher wurden im Tal der Königinnen 90 Grabanlagen gefunden, am „Platz der Schönheit“, wie das Tal auf Arabisch heißt.
Wir besichtigen das Grab von Königin Titi und von Amunherchepeschef, einem Sohn Ramses III. Darin ein schöner Granit-Sarkophag mit dem Gesicht der Hathor.
Für die Mittagspause reiten wir zum Rasthaus am Ramesseum, trinken Karkadeh und Minztee, und geben Muhammed ein Bier aus. Im Anschluss reiten wir zum Tempel der Hatschepsut.
Tempel der Hatschepsut
Hatschepsut war eine der sehr wenigen Pharaoninnen Ägyptens (von 1479 bis 1458 v. Chr.). Unter ihrer Herrschaft war das Land aufgeblüht. Sie ließ hier in Theben ihren eigenen Totentempel bauen, als eine der eigenwilligsten Schöpfungen der ägyptischen Tempelarchitektur.
Doch leider können wir heute die schönen Räume nicht genießen. Es sind einfach zu viele Touristengruppen unterwegs. Unseren Weg durch den Tempel müssen wir uns regelrecht freikämpfen.
Wir wechseln wieder zurück zum Ramesseum, einer großen Tempelanlage von Pharao Ramses II. Hier finden wir viel Ruhe in den Ruinen der Magazine und Lehrräume. Berühmt ist die leider umgestürzte größte Kolossalstatue, des Ramses.
Dann möchte uns Muhammed sein Haus zeigen. Auf unseren Eseln geht es mitten durch die Felder voller Zuckerrohr, Ibissen und Wiedehopf in ein verwinkeltes Dorf. Muhammeds hübsche junge Frau macht uns Minztee und schenkt uns einen selbstgebackenen, noch warmen Brotfladen. Das Paar hat zwei Töchter. Leider funktioniert unsere Verständigung nicht. Zu gerne hätte ich mehr über die Lebensumstände von Frauen im heutigen Ägypten erfahren. Aber Muhammed schreibt uns seine Kontaktdaten auf, und bittet uns in Assuan für ihn nach Arbeit zu fragen.
Im lustigen Trab reiten wir zur Fähre zurück.
Politik und Handlesen
Abends gehen Chrissi und ich wieder ins „Savoy“ zum Essen. Hassan kommt vorbei, und setzt sich zu uns. Da winkt er einem Ägypter am Nachbartisch, sich doch auch zu uns zu setzen. Chrissi und ich schauen uns fragend an, wagen aber nicht zu protestieren. Hassan stellt uns Fawzy vor, einen Rechtsanwalt aus Luxor.
Wir unterhalten uns auf Englisch über seine und unsere Arbeit; Fawzy bestellt noch eine Flasche Wein. Dann gesellt sich noch ein älterer Mann an unseren Tisch: Abu-Zeid. Auch ein Rechtsanwalt, und Kandidat aus Luxor zur nächsten Wahl für das Parlament. Er erinnert mich etwas an Louis de Funès. Unsere Gesprächsthemen sind nun Weltpolitik, Korruption und das Handlesen (!). Abu-Zeid prophezeit mir dass ich in meiner Lebensmitte eine lebensverändernde Entscheidung treffen werde, und daraufhin mein Glück ständig zunehmen werde…
Daneben lehren wir ein um die andere Flasche Rosé. Als ich erwähne, dass meine Freundin Chrissi am nächsten Tag, also in ein paar Minuten, Geburtstag hätte, verlassen die beiden Rechtsanwälte das Restaurant und kehren mit einer Handvoll Blech- und Perlenschmuck zurück. Die werden an uns beide verteilt, während ihre Annäherungsversuche immer intensiver werden.
Da Chrissi und ich in der Früh ja abreisen müssten, ziehen wir uns alsbald zurück.
Zum Abschied bietet uns Hassan an, uns für einen „Freundschaftspreis“ von 150 Pfund mit seinem Taxi nach Assuan zu fahren. Wir hatten uns zum Glück jedoch bereits ein Taxi besorgt, für 50 Pfund…
Fortsetzung: Ankunft im Grabungshaus auf Elephantine
Mein Abenteuer auf einer Archäologischen Grabung in Ägypten
- Ägypten
- Auf nach Kairo!
- Die Pyramiden von Gizeh
- Grabanlagen in Memphis und Sakkara
- Kairo, Stadt der Tausend Minarette
- Abenteuerliche nächtliche Zimmer-Suche
- Die prachtvollen Tempel von Luxor
- Auf Eseln ins Tal der Könige
- erste Begegnungen mit Einheimischen
- auf Eseln durch Theben und ins Tal der Königinnen
- Ankunft im Grabungshaus auf Elephantine
- Erste Wanderung in die Wüste
- das Nachtleben in Assuan testen
- Einladung zu einem landestypischen Festessen
- wunderschöne Felukka Fahrt auf dem Nil
- unser Grabungsareal auf Elephantine
- Bestandsaufnahme unseres Areals
- Khuftis, die Grabungs-Arbeiter aus Khuft
- Ruhetag im Club Med
- Die erste Woche auf der Grabung
- Stille Verehrer
- Ausflug ins berühmte Old Cataract Hotel
- Grabungs-Funde brauchen viel Geduld
- Vitamin B, Hygiene und Stromausfall
- die Felsentempel von Abu Simbel
- Drei Vornamen bringen Respekt
- Altägyptische „Fakenews“ auf der Insel Sehel
- Arbeit und Party im Grabungshaus
- Schlange, Skorpion und Co.
- Die versunkene Insel Philae
- Ruderparty auf dem Nil
- ein Ende mit Schrecken
One Reply to “Abenteuer Ägypten: Auf Eseln durch Theben und ins Tal der Königinnen”
Habe mit einer Freundin vor einigen Jahren auch einen Eselsritt von Theben ins Tal der Königinnen
gemacht.Wir waren sechs Frauen unser Führer hatte allerdings nur 5 Esel und so ritten meine Freundin
und ich zu zweit auf einem Tier. Gott sei Dank war der Esel brav und trug uns tapfer die ganze Tour.
Bergauf hatte er allerdings seine Mühe ,schwitze und schnaubte hat es aber immer geschafft.Wir ritten
nach einiger Zeit wie die Einheimischen im Damensitz da dies bequemer ist. Obwohl uns der Esel leid tat
war laufen bei der Hitze keine Option und alle aus unserer Gruppe waren froh getragen zu werden.
Dein toller Bericht hat die Erinnerung geweckt.