Abenteuer Ägypten: Erste Wanderung in die Wüste
Zum Frühstück gibt es Tee, Joghurt, Eier, Haferflocken und Milch. Wir sitzen zu zweit allein an der großen Tafel im Gemeinschaftsraum und beschließen erst einmal die Insel zu erkunden. Auf dem Weg hinunter zur Fähre der Einheimischen laufen uns zwei junge Männer hinterher. Es werden immer mehr, und schließlich können wir ihre hartnäckigen Angebote, mit ihnen Tee zu trinken, nicht mehr ignorieren.
Durch verwinkelte Gässchen, vorbei an bunt bemalten Häusern, gelangen wir zu „Kapitän’s“ House. Auf dem Weg begegnen uns sonst nur ausnahmslos schwarz gekleidete Frauen. Die Mutter des Kapitäns kocht uns Tee. Wir schauen Fotos an, und erfahren, dass die ganze Insel Elephantine nur von Nubiern bewohnt wird.
Die Vertreibung der Nubier
Durch den Bau des Assuan-Staudamms war ihr Land überflutet worden. Die Familien waren vertrieben und hierher umgesiedelt worden. Nubien hatte es bereits zur Zeit der alten Ägypter gegeben. Das Reich erstreckte sich längs des Nils südlich des ersten Katarakts bis zum fünften Katarakt. Katarakte sind natürliche Barrieren aus Inseln und einzelnen Felsen, die die Schifffahrt behindern. Heute befindet sich das Gebiet von Nubien teils in Ägypten (Unternubien), teils im Sudan (Obernubien). Sie erzählen, dass sie auch eine eigene Sprache haben: Nubisch, das aber in arabischer Schrift geschrieben wird.
Über die Post
Wir verabschieden uns. Drei von den Jungs begleiten uns wieder zur Fähre, und einer setzt mit uns nach Assuan über. Wir wollen zur Post, Briefe aufgeben, und fragen, ob für uns Nachrichten oder Post angekommen ist. Denn die Post wird hier nicht in die Häuser verteilt. Zum Glück haben wir unseren Nubier dabei, denn der Postbeamte spricht kein Wort Englisch.
Keine Nachricht! Weder von daheim noch vom Grabungsteam. Also kehren wir wieder zurück zum Grabungshaus.
Dort begegnen wir zwei Frauen! Die eine, Nadja, stellt sich als Ägyptologin vor und ist die Managerin des Grabungs-Vorhabens. Sie will sich um unsere Paß-Formalitäten kümmern. Der Grabungsleiter würde vielleicht morgen oder auch übermorgen kommen… Aha!

So haben wir also noch Zeit unsere Erkundung der Gegend fortzusetzen. Nun wollen wir ans andere Nilufer schauen, zum Agha-Khan Mausoleum und in die Wüste. Wir packen Wasserflaschen in unseren Rucksack, und Nadja besorgt uns ein Boot, da es zum Westufer keine Fähre gibt. Und der Ruderer desselben entpuppt sich als der „Kapitän“ von heute Früh.
Es ist kurz vor Mittag, und die Sonne glüht nur so vom blauen Himmel. Wir sagen dem Kapitän, dass er uns um 17 Uhr drüben wieder abholen möge.

Das Mausoleum des Agha Khan
Langsam erklimmen wir die Anhöhe. Es ist so heiß! Das Mausoleum darf nur barfuß betreten werden, und ohne die schwere Türe aus Kupfer zu berühren. Das Gebäude an sich ist sehr klar und nüchtern in seinen Formen. Der Sarkophag und die Mihrab-Gebetsnische sind aus Carrara-Marmor mit beeindruckenden Schnitzereien. Jeden Tag wird auf den Sarkophag eine frische rote Rose gelegt. Die Begum, die letzte Frau des Agha Khan III, eine ehemalige Miss Frankreich (1930), ließ für ihn oberhalb ihrer Villa, dieses prächtige Mausoleum bauen.

Der Agha Khan ist das Oberhaupt einer ismaelitischen Religionsgemeinschaft. Agha Khan III gehörte zum europäischen Jet Set und hatte weltweit Anwesen und Paläste. Der Legende nach litt er sehr an Rheuma. Das Eingraben über Nacht, in den heißen Wüstensand auf dieser Anhöhe, soll ihm Heilung verschafft haben, weswegen er sich schließlich hier niedergelassen haben soll.
Es herrscht ein ganz schöner Touristen Andrang. Wir fliehen zu Fuß vor den Kamelführern und Andenken-Verkäufern in die Wüste.

Das Kloster in der Wüste
Am Ende des Wadis, einem Wüsten-Trockental, steht ein frühchristliches oder koptisches Kloster, das Simeonskloster. Es wurde im 6. Jhdt. aus Lehmziegeln erbaut und gehört zu den Nubischen Denkmälern des UNESCO Weltkulturerbes.

Das Kloster diente einmal 300 Mönchen als Wohnort. Der Führer dort spricht sogar Deutsch und lässt uns viel Zeit, diesen wundervollen friedlichen Ort zu erkunden. Wir stehen auf einem der Dächer, und rundherum nur Wüste und Stille. Herrlich!

Weiter im Norden hatten wir am Hochufer des Nils einen Kuppelbau gesehen, und darunter Ruinen. Das wollen wir uns nun auch noch anschauen. Einer der Pfade scheint vom Simeonskloster durch die Wüste dorthin zu führen.

Die drei Kilometer werden zu einer halben Ewigkeit. Bei jedem Schritt sinken wir im Sand ein. Das Gehen in der Wüste will gelernt sein. Am Hang steigen wir im Sand immer zwei Schritte hinauf und rutschen einen wieder hinunter. Noch dazu bei der Hitze ist das furchtbar anstrengend.

Die Ruinen, die wir aus der Ferne gesehen hatten, sind die Eingänge zu den Felsengräbern der Fürsten von Elephantine aus dem Alten und Mittleren Reich. Der Felsenberg, in den sie gegraben sind, ist 130 Meter hoch und heißt Qubbet el-Hawa. Mittlerweile wurden hier 80 Gräber gefunden, aber die Ausgrabungen am Qubbet el-Hawa sind noch lange nicht abgeschlossen.

Felsengräber am Rand der Wüste
Wir erkunden die Pfeilerhallen, Altarräume und Krypta-ähnlichen Grabkammern. Dann setzen wir uns wie auf einen Balkon vor eines der altägyptischen Gräber, und schauen schweigend in die Ferne. Unter uns das blaue Band des Nils, drüben ein Stadtteil von Assuan, und dahinter die endlose Wüste. Rotgolden flimmernd.

Da entdeckt uns ein Führer und fordert Eintrittsgeld. Mehr nervt uns, dass er uns nun auf Schritt und Tritt verfolgt und ständig irgendetwas erklären will.

Über eine Treppenanlage steigen wir zum Nil hinunter und waten an der Vegetationsgrenze entlang durch den goldenen Wüstensand zur Anlegestelle beim Mausoleum zurück.

Fortsetzung: das Nachtleben in Assuan testen
Mein Abenteuer auf einer Archäologischen Grabung in Ägypten
- Auf nach Kairo!
- Die Pyramiden von Gizeh
- Grabanlagen in Memphis und Sakkara
- Kairo, Stadt der Tausend Minarette
- Abenteuerliche nächtliche Zimmer-Suche
- Die prachtvollen Tempel von Luxor
- Auf Eseln ins Tal der Könige
- erste Begegnungen mit Einheimischen
- auf Eseln durch Theben und ins Tal der Königinnen
- Ankunft im Grabungshaus auf Elephantine
- Erste Wanderung in die Wüste
- das Nachtleben in Assuan testen
- Einladung zu einem landestypischen Festessen
- wunderschöne Felukka Fahrt auf dem Nil
- unser Grabungsareal auf Elephantine
- Bestandsaufnahme unseres Areals
- Khuftis, die Grabungs-Arbeiter aus Khuft
- Ruhetag im Club Med
- Die erste Woche auf der Grabung
- Stille Verehrer
- Ausflug ins berühmte Old Cataract Hotel
- Grabungs-Funde brauchen viel Geduld
- Vitamin B, Hygiene und Stromausfall
- die Felsentempel von Abu Simbel
- Drei Vornamen bringen Respekt
- Altägyptische „Fakenews“ auf der Insel Sehel
- Arbeit und Party im Grabungshaus
- Schlange, Skorpion und Co.
- Die versunkene Insel Philae
- Ruderparty auf dem Nil
- ein Ende mit Schrecken