Abenteuer Ägypten: Drei Vornamen bringen Respekt

Abenteuer Ägypten: Drei Vornamen bringen Respekt

Ein paar Tage bin ich allein auf unserem Grabungsareal, da Martin kränkelt. Allein mit unseren Khuftis. Ich gebe mir große Mühe mich verständlich zu machen, und habe mir ja auch mittlerweile einen kleinen Grundwortschatz Arabisch angeeignet. Doch macht keiner von ihnen das, was ich versuche ihnen zu erklären. Auch spüre ich, dass sie viel weniger Respekt signalisieren, als wie wenn Martin mit auf der Grabung ist. Resigniert lasse ich die Männer werkeln, was sie halt tun wollen, und vermesse und zeichne vor mich hin.

Abenteuer Ägypten: Drei Vornamen bringen Respekt

Mit Vornamen zum Respekt

Als unser Chef auf die Grabung kommt, gibt es erst einmal Tee- und Colapause. Ich geselle mich zu den Männern. Da kommt das Gespräch auf unsere Namen. Erstaunen bei den Khuftis, dass alle drei deutschen Männer „Martin“ heißen. Und noch mehr Erstaunen, als ich erzähle, dass ich nicht nur NICHT auch Martin heiße, sondern sogar DREI Vornamen hätte: Sabine, Maria und Christine! Daneben, erzähle ich, studierte ich ebenfalls wie meine Kollegen an der Universität, und würde Ingenieurin werden.

Eine Frau als Vorgesetzter!? Kein Respekt...

Da funkelt es in den Augen unseres Vorarbeiters, und er nickt mir anerkennend zu. Seit diesem Moment sind die Khuftis wie ausgewechselt zu mir. Plötzlich verstehen sie, was ich ihnen mitteilen will. Befolgen sogar mit Respekt meine Anweisungen! Da ist wohl mein Arabisch doch nicht soooo schlecht!? Was war passiert?

Eine Frau als Vorgesetzter!?

Für Moslemische Männer ist es fast undenkbar eine Frau als Vorgesetzten zu haben. Frauen stehen einfach unter den Männern. Doch mehrere Vornamen zu haben, ist in ihrer Kultur scheinbar eine Auszeichnung, eine Art Adelstitel. Je mehr Namen, desto wichtiger. Meine Vornamen kompensieren nun den Makel eine Frau zu sein, und erlauben ihnen, meinen Anweisungen zu folgen ohne dabei das Gesicht zu verlieren. Seither nennen sie mich Madame Muhandis, übersetzt Frau Ingenieur.

der Ziegelbäcker

Seit der Beseitigung dieser kulturellen Hindernisse arbeitet es sich gleich um so Vieles leichter. Und mit mehr Spaß und Freude. In der Früh komme ich zuerst an Ahmed dem Ziegelbäcker vorbei. Er ist ein richtiges Original, und fertigt in uralter Weise Lehmziegel für Ausbesserungsarbeiten. Je nach Trocknungsgrad leuchten die in der tiefstehenden Sonne in den verschiedensten Ockerfarben.

Dann der Blick vom Tempel aus auf die Grabung, und der Chor der Khuftis auf mein schüchternes „sabah alkhyr„ (Guten Morgen). Sogleich wird mein Schritt energischer. Ich suche mir einen Fleck zum Zeichnen und Ausmessen, und erhalte alsbald frischen Tee. Im Gegenzug spendieren Martin oder ich ihnen später eine Runde Cola.

Zelte der Khuftis

Während wir Europäer im Grabungshaus wohnen, leben die Khuftis in einer Art Zeltstadt neben der Grabung. Wo das Teewasser wohl herkommen mag? Wohl aus dem Nil…? Der Tee schmeckt jedenfalls köstlich, und ist zuckersüß.

Originelle Mitarbeiter

Ramadan diskutiert wieder einmal mit seinen Leuten die Überstunden vom Sohn des Rayiys, und sonstige Ungerechtigkeiten. Hamdi, der Zweitälteste, haut wieder einmal mit einer „Brutalität“ in die Mauern hinein, und grinst dabei schelmisch während ich entrüstet die Stirn in Falten lege. Ibrahim mit den schönen Augen lacht gern und viel. Er entwickelt sich zu einem sehr guten Schürfer. Bei ihm sind die Grabungsschichten immer blitzblank. Ahmed ist verträumt und hält oft die Messlatte schief.

Abenteuer Ägypten: Drei Vornamen bringen Respekt

Und dann ist da schließlich der faszinierendste Khufti: Awadalla, der Weiße. Martin meint, seine coole Eleganz käme wohl vom Schischa-rauchen. Er ist immer in eine weiße Galabia gekleidet, trägt Turban und bewegt sich geschmeidig wie eine Raubkatze. Ich hätte gerne mehr Zeit diese Menschen einfach nur beobachten zu können, und Fotos von ihnen zu machen.

originelle Mitarbeiter mit Respekt

Abends kommt Awadalla ins Grabungshaus – eine Erscheinung! Mit seinem perfekt gewickelten Turban, dunkelblauer Galabia, und seinen funkelnden aufmerksamen Augen, frägt er nach mir um sich eine Wunde an der Hand verarzten zu lassen. Heluah! Das habe ich wirklich gern getan!

Fortsetzung: Altägyptische „Fakenews“ auf der Insel Sehel

Mein Abenteuer auf einer Archäologischen Grabung in Ägypten

  1. Auf nach Kairo!
  2. Die Pyramiden von Gizeh
  3. Grabanlagen in Memphis und Sakkara
  4. Kairo, Stadt der Tausend Minarette
  5. Abenteuerliche nächtliche Zimmer-Suche
  6. Die prachtvollen Tempel von Luxor
  7. Auf Eseln ins Tal der Könige
  8. erste Begegnungen mit Einheimischen
  9. auf Eseln durch Theben und ins Tal der Königinnen
  10. Ankunft im Grabungshaus auf Elephantine
  11. Erste Wanderung in die Wüste
  12. das Nachtleben in Assuan testen
  13. Einladung zu einem landestypischen Festessen
  14. wunderschöne Felukka Fahrt auf dem Nil
  15. unser Grabungsareal auf Elephantine
  16. Bestandsaufnahme unseres Areals
  17. die Arbeiter aus Khuft
  18. Ruhetag im Club Med
  19. Die erste Woche auf der Grabung
  20. Stille Verehrer
  21. Ausflug ins berühmte Old Cataract Hotel
  22. Grabungs-Funde brauchen viel Geduld
  23. Vitamin B, Hygiene und Stromausfall
  24. die Felsentempel von Abu Simbel
  25. Drei Vornamen bringen Respekt
  26. Altägyptische „Fakenews“ auf der Insel Sehel
  27. Arbeit und Party im Grabungshaus
  28. Schlange, Skorpion und Co.
  29. Die versunkene Insel Philae
  30. Ruderparty auf dem Nil
  31. ein Ende mit Schrecken

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