Abenteuer Ägypten: die Felsentempel von Abu Simbel
Einen unserer freien Freitage wollen Martin und ich nutzen um die berühmten Felsentempel von Abu Simbel zu besuchen. Sie gehören zum UNESCO Weltkulturerbe und befinden sich in der Nubischen Wüste, ganz im Süden Ägyptens, 20 Kilometer vor der Grenze zum Sudan.
Wir fahren gemeinsam mit Susanne und Pierre vom Schweizer Institut, dem Elsasser Guy vom französischen Forschungsinstitut und Walter, einem Schweizer Stipendiaten der Architektur. Los geht’s in der Früh um halb sieben mit dem VW-Bus des Instituts.
Fahrt durch die Wüste
300 Kilometer Wüstenstraße. Uns begegnen nur Militärposten und drei Autos im Gegenverkehr. Was für eine Einsamkeit! Zum ersten Mal erlebe ich Wüste pur. Zerborstene Felsen und Sand, soweit das Auge reicht. Am Horizont spiegelt sich wirklich allerlei in der flirrenden Luft. Fata Morganas…
Abwechslung in dieser schier endlosen Monotonie goldgelber Farben und blauen Himmels bieten ein paar Kamelherden und ein Feld kleiner Nubischer Pyramiden.
Durchgeschwitzt erreichen wir gegen zehn Uhr Abu Simbel und den Nasser-Stausee. Ein paar Touristenbusse stehen bereits auf dem Parkplatz. Normalerweise sollten es Hunderte sein, doch wegen der Golfkriese bleiben die Touristen aus.
Zuerst besorgen wir uns etwas Kaltes zum Trinken. Im Gegensatz zu den Touristen, die hier nur immer 90 Minuten für die Besichtigung haben, können wir uns so richtig gemütlich Zeit lassen.
Die Felsentempel von Abu Simbel
Wir gehen hinter einer Gruppe mit, um den Hügel vor uns. Dann ein Ahhh und Ohhh…! Leider sieht man sofort, dass da etwas nicht stimmt. Ich bin gar nicht so begeistert.
Ursprünglich befanden sich die beiden Felsentempel von Abu Simbel ja am Ufer des Nils. Pharao Ramses der Zweite hatte sie 1.260 bis 1.250 vor Christus in den Felsen des Hochufers bauen lassen um seine Macht als Herrscher über Ober- und Unterägypten, und über die Nubier zu demonstrieren.
Deren Reich befand sich südlich des ersten Katarakt (Stromschnellen) bis zum vierten Katarakt des Nils. Sie nutzten wie die Ägypter im Norden, die grüne fruchtbare Zone seitlich des Nils, hatten da ihre Siedlungen und Heiligtümer.
In den 1950er Jahren beschloss die Ägyptische Regierung jedoch den Nil südlich von Assuan aufzustauen. Und so drohte der Nasser-Stausee neben den Nubischen Ortschaften auch die uralten Baudenkmäler wie Abu Simbel zu überfluten.
Rettung mit Gewaltakt
Die Nubier wurden zwangsumgesiedelt. Doch was sollte mit den prachtvollen Bauten geschehen? Die UNESCO bat daraufhin um internationale Hilfe. In den 1960er Jahren wurden dann die Felsentempel von Abu Simbel in einem Gewaltakt zersägt und oberhalb des Stausees wieder zusammengebaut. Statt der ursprünglichen Felsen überspannt nun eine beeindruckende Stahlbetonkuppel die Tempelanlagen, die außen mit Stein verkleidet wurde und diesen Hügel bildet. Hier eine spannende Dokumentation darüber:
Verschollene Filmschätze von 1964: Hochtief versetzt die Tempel von Abu Simbel
Was mich beeindruckt sind die Dimensionen. Die vier Kolossalstatuen von Ramses II. mit den wunderschönen Gesichtszügen sind über 20 Meter hoch. Die Größte der 14 Kammern im Inneren ist größer als ein Tennisplatz. Und dann gibt es da noch das magische Sonnenwunder in der hintersten Kammer.
Das Sonnenwunder von Abu Simbel
62 Meter tief im Felsen, im Heiligtum des großen Felsentempels Ramses II. sitzen vier Götter-Statuen: Ptah, Amun-Re, der vergöttlichte Ramses und Re-Harachte. Genau zweimal im Jahr, am 21. Februar und am 21. Oktober, erreichen die Sonnenstrahlen das tief im Berg liegende Heiligtum.
Dabei werden nur die drei rechten Götterstatuen für ca. 20 Minuten in helles Licht getaucht. Ptah ist nämlich der Gott der Finsternis, und bleibt deshalb stets im Dunklen. Es ist wahrlich ein Wunder, wie genau die alten Ägypter solch große Bauwerke nach den Himmelsrichtungen oder Sternbildern ausgerichtet erbauen konnten.
Wegen dieses Lichtphänomens musste der große Felsentempel nun hier oben in exakt derselben Ausrichtung wieder aufgebaut werden.
Seitlich daneben steht der Felsentempel für Nefertari, der großen königlichen Gemahlin. Er ist der Göttin Hathor geweiht, der „Kuhgöttin“. Dieser kleine Tempel führt 21 Meter in den Felsen hinein. Die erste Halle mit den Hathorpfeilern gefällt mir sehr gut.
Martin, mit dem ich mir vorstellte romantisch in einer Ecke zu sitzen und seinen Übersetzungen der Hieroglyphen zu lauschen, läuft mit Susanne in den Gängen herum. Mir gefällt ein Relief über die Schlacht gegen die Assyrer, mit Stadt- und Lagerdarstellungen.
Beeindruckend ist aber auch die riesige Stahlbetonkuppel, die man betreten kann, mit darin den Negativen der Tempelbauten, in Beton gegossen. Wirklich bizarr!
Später setzen sich Walter, Martin und ich uns in den Schatten des großen Baumes, genießen die Aussicht auf die Tempel und den Nasser Stausee, zeichnen und trinken Cola.
Gebraten zum Assuan-Staudamm
Um 13 Uhr geht es wieder zurück. Bei enormem Gegenwind. Der erhöht natürlich den Benzinverbrauch erheblich, so dass wir fürchten müssen mitten in der Wüste liegen zu bleiben. Als Gegenmaßnahme bleiben die Fenster geschlossen, und die Klimaanlage ausgeschaltet. Wir werden wie in einem Backofen gebraten.
Dann reicht es doch noch für einen kleinen Abstecher zum Assuan Staudamm. Auch einem riesigen Ingenieurbauwerk. Durch eine zerklüftete Steinbruchlandschaft fahren wir zurück nach Assuan.
Romantischer Ausklang
Die beiden anderen Martins erzählen im Grabungshaus von ihrem Tag am Swimmingpool. Dafür ist es für Martin und mich noch nicht zu spät. Schnell ziehen wir uns um und nehmen die Fähre zurück nach Assuan. Im Old Cataract Hotel stürzen wir uns ins erfrischende Nass des Pools, und genießen später das köstliche Abendessen. Leber in Karkadehsauce, flambierte Bananen, eine Bauchtänzerin, und Martins flirtende Blicke. Es ist fast zu romantisch.
Wir sitzen an der Fähre, über uns der Sternenhimmel, und rezitieren Gedichte. Zurück klopft Martin dann an meiner Zellentüre, mit seiner Flasche Cognac und zwei Gläsern in den Händen. Ich lasse ihn herein. Es knistert nur so zwischen uns… so schön… so verliebt.
Fortsetzung: Drei Vornamen bringen Respekt
Mein Abenteuer auf einer Archäologischen Grabung in Ägypten
- Auf nach Kairo!
- Die Pyramiden von Gizeh
- Grabanlagen in Memphis und Sakkara
- Kairo, Stadt der Tausend Minarette
- Abenteuerliche nächtliche Zimmer-Suche
- Die prachtvollen Tempel von Luxor
- Auf Eseln ins Tal der Könige
- erste Begegnungen mit Einheimischen
- auf Eseln durch Theben und ins Tal der Königinnen
- Ankunft im Grabungshaus auf Elephantine
- Erste Wanderung in die Wüste
- das Nachtleben in Assuan testen
- Einladung zu einem landestypischen Festessen
- wunderschöne Felukka Fahrt auf dem Nil
- unser Grabungsareal auf Elephantine
- Bestandsaufnahme unseres Areals
- die Arbeiter aus Khuft
- Ruhetag im Club Med
- Die erste Woche auf der Grabung
- Stille Verehrer
- Ausflug ins berühmte Old Cataract Hotel
- Grabungs-Funde brauchen viel Geduld
- Vitamin B, Hygiene und Stromausfall
- die Felsentempel von Abu Simbel
- Drei Vornamen bringen Respekt
- Altägyptische „Fakenews“ auf der Insel Sehel
- Arbeit und Party im Grabungshaus
- Schlange, Skorpion und Co.
- Die versunkene Insel Philae
- Ruderparty auf dem Nil
- ein Ende mit Schrecken
One Reply to “Abenteuer Ägypten: die Felsentempel von Abu Simbel”
Oh ich erinnere mich gut an dieses einmalige Erlebnis, die ersten 15 Minuten war ich damals sogar alleine in Abu Simbel – faszinierend! https://fernwehblog.net/abu-simbel-nilkreuzfahrt-agypten-urlaub/ Schau doch mal vorbei, würde mich sehr freuen! 🙂