Abenteuer Ägypten: Ende mit Schrecken
Ich bin ganz schön fertig. Zittere an den Händen, und kann nicht mehr schlafen. Mittlerweile habe ich fünf „Hacker“ auf meinem Grabungs-Areal. Denen muss ich sagen, was sie tun dürfen und sollen. Die „Hacker“ tragen die Mauern ab, die ich zuvor sorgfältig vermessen und gezeichnet habe. Denn darunter kommen stets neue Strukturen zum Vorschein. Das heißt, ältere Bauten als die, die wir zuvor ausgegraben haben.

Und je nachdem wie viele Fundstücke dann wieder zum Vorschein kommen, habe ich viel oder weniger Arbeit. Denn wird etwas gefunden, muss der „Hacker“ sofort mit der Grobarbeit aufhören, und mich rufen. Ich begutachte dann den Fund, messe den Fundplatz ein, zeichne ihn ab. Dann geht es in Feinarbeit weiter, um ja nichts zu beschädigen. Jetzt rufen meistens mehrere Hacker gleichzeitig nach mir. Und ich bin am rotieren.
Es geht voran
Heute hatten wir 16 Schichten-Abhübe! Und jede Menge Keramik gefunden. Es ging Alles gut über die Bühne, und zum Schluss bekam ich sogar ein Lob vom Rayiys, dem Chef der Khuftis. ICH, als Frau noch dazu! Das hat mich schon gefreut. Etwas weniger Stress, und die Arbeit würde wirklich Spaß machen.
Die Martins meinen, ich wäre zu gutmütig, und sollte auch mal „nein“ sagen zu unserem Chef. Denn je mehr Funde ich habe, desto länger sitze ich später, nach der Grabung, dann auch noch im Grabungshaus bei der Arbeit. Immer öfters bis spät am Abend. Da müssen die Funde nämlich täglich geordnet, beschrieben und inventarisiert werden.

Heute hilft mir Martin dabei. Doch wir machen dauernd Fehler, weil wir viel zu viel dabei reden, darüber, dass wir mit der Zeit immer aggressiver aufeinander werden. Martin möchte Abends noch eine Runde Rudern. Martin II kommt auch mit. Dauernd Anspielungen, Blicke, Gesten, die Alles sagen. Die Beiden sind wirklich vernarrt in mich.
Bootfahrt mit Schrecken
In den Bäumen sitzen Hunderte von Kranichen, die plötzlich kreischend auffliegen. Ein ungewöhnliches Geräusch nähert sich. Plötzlich sehen wir über uns zwei große Militärhubschrauber. Im Tiefflug, knapp über den Bäumen. Die Seiten sind geöffnet, und da sitzen Soldaten, die Gewehre im Anschlag.
Mir stellen sich die Nackenhaare auf. Allen Dreien sitzt uns der Schrecken im Nacken. Später erfahren wir, im Nahen Osten sei der Kuwaitkonflikt eskaliert. Die USA würden mit ihren Verbündeten zum Krieg rüsten. Keiner weiß wie Ägypten darauf reagieren wird. Mir ist todtraurig zumute.
Abschluss der Grabung
Die nächsten Tage bringen wir die Grabung zu einem einstweiligen Abschluss. Das Areal wird auf Hochglanz geputzt, und ich mache mit Martin II eine abschließende Bauaufnahme. Awadalla und Ramadan sitzen in der Sonne und schauen uns zu.

Ich versuche mich mit ihnen zu unterhalten, wo sie jetzt hingingen, oder arbeiten werden. Awadalla erzählt, seine Mutter hätte sich mit der Mutter des Rayiys verkracht. So sei er zwei Jahre nicht mehr auf einer Grabung gewesen (obwohl er der beste Mann ist!) Er hofft nun in Abydos oder weiter hier auf Elephantine auf der Grabung arbeiten zu dürfen. Der Rayiys wird mit der ganzen Truppe wohl ab dem Frühjahr nach Abydos gehen.

Auf der Grabung ist es ganz still geworden. Eine sonderbare Ruhe. Wir schenken allen Khuftis Fotos von ihnen, zur Erinnerung.
Abends tippen unser Chef und ich die letzten Berichte in den Computer. Da kommen Walter und Horst Jaritz, der Leiter des Schweizer Instituts für Bauforschung, vorbei. Wir diskutieren über archäologischen Städtebau, Manifestation durch Architektur, über die Wasserstände des Nils und deren Auswirkungen auf Siedlungsstrukturen und die Kultur… bis spät in der Nacht.
Schließlich geht es heimwärts, wieder mit Schrecken!
Wir fliegen mit einer kleinen Propellermaschine. In die stockdunkle Nacht und in ein heftiges Gewitter hinein. Das Flugzeug wird richtig durchgeschüttelt. Immer wieder geraten wir in Luftlöcher, und fallen, und fallen, bis uns untere Luftschichten wieder auffangen. Eine richtige Achterbahnfahrt! Alle sind kreidebleich. Mir fließen nur so die Tränen das Gesicht hinunter… teils aus Angst, mehr aus Wehmut.

Abschied
Weit weg im fernen Land,
die Bürste in der Hand,
suchend nach alten Kulturen,
verwischt sind viele Spuren.
Unter rauschenden Palmen
gesäumt von Schilfhalmen
plätschern die Ruder im Nil.
Hätt‘ ich von der Zeit so viel,
die Wüste würd‘ ich durchschreiten,
auf den Kamelen reiten,
das Kreuz des Südens durchfahren,
doch vielleicht in späteren Jahren,
komm ich noch einmal hierher…ich vergess es nimmermehr!
Sabine

Mein Abenteuer auf einer Archäologischen Grabung in Ägypten
- Ägypten
- Auf nach Kairo!
- Die Pyramiden von Gizeh
- Grabanlagen in Memphis und Sakkara
- Kairo, Stadt der Tausend Minarette
- Abenteuerliche nächtliche Zimmer-Suche
- Die prachtvollen Tempel von Luxor
- Auf Eseln ins Tal der Könige
- erste Begegnungen mit Einheimischen
- auf Eseln durch Theben und ins Tal der Königinnen
- Ankunft im Grabungshaus auf Elephantine
- Erste Wanderung in die Wüste
- das Nachtleben in Assuan testen
- Einladung zu einem landestypischen Festessen
- wunderschöne Felukka Fahrt auf dem Nil
- unser Grabungsareal auf Elephantine
- Bestandsaufnahme unseres Areals
- die Arbeiter aus Khuft
- Ruhetag im Club Med
- Die erste Woche auf der Grabung
- Stille Verehrer
- Ausflug ins berühmte Old Cataract Hotel
- Grabungs-Funde brauchen viel Geduld
- Vitamin B, Hygiene und Stromausfall
- die Felsentempel von Abu Simbel
- Drei Vornamen bringen Respekt
- Altägyptische „Fakenews“ auf der Insel Sehel
- Arbeit und Party im Grabungshaus
- Schlange, Skorpion und Co.
- Die versunkene Insel Philae
- Ruderparty auf dem Nil
- Ende mit Schrecken