Abenteuer Ägypten: Altägyptische „Fakenews“ auf der Insel Sehel
Für unseren freien Tag leihen wir uns das Ruderboot des Archäologischen Instituts aus, um nilaufwärts zur Insel Sehel zu rudern. Die beiden Martin’s, der Schweizer Stipendiat Walter und ich. Doch auch rudern will gelernt sein. Martin und Martin motzen sich, zuerst noch freundschaftlich, zum Schluss richtig aggressiv an. Walter spielt den Kapitän, und ich versuche die Situation und den Tag zu retten.
Ich genieße es trotzdem. Diese wundervolle Landschaft! Der Nil in seinem unglaublich blauen Blau, sucht sich seinen Weg durch ein Labyrinth von riesigen runden Granitfelsen, flankiert vom goldgelben Wüstensand seines Hochufers: das erste Nilkatarakt.
Rudern im ersten Nilkatarakt
Keine Menschen sind sonst auf dem Wasser unterwegs. Wir begegnen nur Reihern, Ibissen, Raubvögeln und Fischen. Als Geräuschkulisse nur das leise Rauschen des Windes im Schilf und das Plätschern unserer Ruder.
Ich muss heute unglaublich gut aussehen, da alle Drei immer wieder so Bemerkungen machen. Als ich an der Reihe bin mit Rudern geraten wir sogar in Stromschnellen und ich ganz schön ins Schwitzen.
Sehel, Insel der Inschriften
Nach zwei Stunden legen wir an der Insel Sehel an. Die Insel ist ein archäologisches Kleinod, wird aber nur selten von Touristen besucht. So werden wir sogleich von Kindern, Bettlern und Andenkenverkäufern umringt. Walter und Martin nehmen einen der Jungen als „Führer“.
Die Landschaft ist umwerfend! Bizarre Granitformationen, zu Bergen aufgehäuft, deren markanteste mit altägyptischen Göttern und Hieroglyphen übersät sind. Meistens sind die Götter von Elephantine, der widderköpfige Schöpfergott Chnum, die Nilquellgöttin Satet und ihre Tochter Anuket dargestellt.
Seit der Frühzeit haben hier viele Händler und Reisende Inschriften hinterlassen, wenn sie die alte Grenze Ägyptens verließen um über Nubien weiter nach Afrika hinein zu gelangen, oder wenn sie von dort zurückkamen.
Wir steigen und klettern in der Felslandschaft herum. Entdecken immer schönere Felszeichnungen und Inschriften. Es macht Spaß. Schließlich stehen wir vor der berühmtesten Inschrift.
die Hungernotstele auf der Insel Sehel
Martin, unser Ägyptologe, kann die Hieroglyphen lesen, und erklärt uns was es mit der Hungernotstele auf der Insel Sehel auf sich hat. (Das imponiert mir ungemein)
Es handele sich hierbei um eine Inschrift aus ptolemäischer Zeit (200 v.Chr.), die aber vorgibt, viel älter zu sein, nämlich aus der Zeit von Pharao Djoser (2700 v. Chr.). In diesem Text wird von einer großen Hungersnot erzählt, die sieben Jahre währte. Erst als Pharao Djoser dem Gott Chnum, der ihm im Traum erschienen war, die Ländereien der Umgebung zusprach, soll der Gott der Not ein Ende bereitet haben. Diese Geschichte erinnert ja sehr an die biblische Josefsgeschichte.
Diese Inschrift sollte wohl der Priesterschaft von Elephantine (vom Tempel des Chnum und der Satet) die Erträge aus dem „Zwölfmeilenland“ am Ersten Katarakt mit einer angeblich historischen Gesetzesschrift zusichern. Damit sie nicht die Priesterschaft der Insel Philae bekämen. „Fakenews“ sind also bereits seit Jahrtausenden üblich.
aussichtsreiche Felsenlandschaft
Wir klettern noch eine Weile in den Felsen herum und genießen die Aussicht auf den ersten Katarakt und die beiden Staudämme. Ich diskutiere mit Walter über die Kolonialherren-Methoden unserer beider Chefs. Ausgehend vom Problem der Nubier mit dem durch die Freilegung der altägyptischen Niltreppe von Elephantine geschaffenen Altwasser, in denen sich die Kinder Bilharziose und Ähnliches holen.
Im Dorf kaufe ich einem Mädchen mit wunderschönen Gesichtszügen drei Ketten ab, und wir besorgen uns etwas zu trinken. Die Lehmbauten sind wieder so typisch für die Jahrtausendealte Wohnkultur entlang des Nils.
Die Bootsfahrt zurück dauert mit Unterstützung der Strömung nur noch einen Bruchteil der Hinfahrt. Martin wagt einen Sprung ins kalte Wasser. Wieder auf Elephantine spiele ich mit ihm unter dem großen harzenden Baum auf der Klippe vor dem Haus Backgammon, bis die Sonne untergeht. So wunderschön romantisch!
Nach dem Abendessen verkündet unser Chef, dass nochmal gearbeitet wird. Nach zwei Stunden ziehen Martin und ich uns zurück… in meine Zelle…
Fortsetzung: Arbeit und Party im Grabungshaus
Mein Abenteuer auf einer Archäologischen Grabung in Ägypten
- Auf nach Kairo!
- Die Pyramiden von Gizeh
- Grabanlagen in Memphis und Sakkara
- Kairo, Stadt der Tausend Minarette
- Abenteuerliche nächtliche Zimmer-Suche
- Die prachtvollen Tempel von Luxor
- Auf Eseln ins Tal der Könige
- erste Begegnungen mit Einheimischen
- auf Eseln durch Theben und ins Tal der Königinnen
- Ankunft im Grabungshaus auf Elephantine
- Erste Wanderung in die Wüste
- das Nachtleben in Assuan testen
- Einladung zu einem landestypischen Festessen
- wunderschöne Felukka Fahrt auf dem Nil
- unser Grabungsareal auf Elephantine
- Bestandsaufnahme unseres Areals
- die Arbeiter aus Khuft
- Ruhetag im Club Med
- Die erste Woche auf der Grabung
- Stille Verehrer
- Ausflug ins berühmte Old Cataract Hotel
- Grabungs-Funde brauchen viel Geduld
- Vitamin B, Hygiene und Stromausfall
- die Felsentempel von Abu Simbel
- Drei Vornamen bringen Respekt
- Altägyptische „Fakenews“ auf der Insel Sehel
- Arbeit und Party im Grabungshaus
- Schlange, Skorpion und Co.
- Die versunkene Insel Philae
- Ruderparty auf dem Nil
- ein Ende mit Schrecken